Bayern 2 - Nachtmix


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Mark Eitzel American Music Man

Rund dreißig Jahre schon macht Mark Eitzel Musik. Seit er mit seiner Band American Music Club Platten veröffentlicht hat, gilt er als großartiger Textdichter und längst ist er auch solo ein guter alter Bekannter.

Von: Sabine Gietzelt

Stand: 14.02.2013 | Archiv

Mark Eitzel live in Zagreb, 2007 | Bild: Flickr, vtrslv / Vatroslav Milos

Mark Eitzel live in Zagreb, 2007.

„Mean Mark Eitzel Gets Fat“ hieß die erste Veröffentlichung von Mark Eitzel, 1982 auf Kassette erschienen. Da war er 23. Vorher hatte er schon in zwei anderen Bands gespielt. Ende Januar 2013 hat er seinen 54. Geburtstag gefeiert. Er ist einer, der uns schon lange am Herzen liegt.

Es ist alles nicht wirklich so wie es scheint bei Mark Eitzel. Seine Songs klingen auf CD schlichter und zurückhaltender, als sie es live sind, wenn Eitzel sie theatralisch inszeniert und die Songs mit abgründigen Witzen zurück auf den Boden der Realität schmettert. Live reicht ihm eine kleine Band, und wenn der Schlagzeuger nur einarmig spielt, weil er den rechten Arm gerade in Gips trägt, dann macht das auch nichts. Es gibt einen hervorragenden Pianisten und der Dramatiker auf der Bühne zieht ohnehin alle Aufmerksamkeit auf sich.

Ein Held für REM, Radiohead, Coldplay

Mark Eitzel live in Zagreb, 2007 | Bild: Flickr, vtrslv / Vatroslav Milos

Mark Eitzel live in Zagreb, 2007.

Der Vater war ein strammer Army-Officer, der Sohn ein dunkel-melancholischer Songwriter im Samtjacket. Da könnte man natürlich das Psychologisieren anfangen. Lassen wir aber. Mark Eitzel schreibt schöne Songs. Oft unterschätzt vom Publikum, bei Musikerkollegen umso mehr gefeiert. Unter anderem von REM, Radiohead und Coldplay. R.E.M.s Peter Buck hat 1997 auch gleich eine Platte mit ihm gemacht. „West“ ist eines der leichteren, aber auch ein sehr schönes Album von Mark Eitzel geworden. Fast glücklich klingt er auf dieser Platte.

Es gibt nicht viele männliche Stimmen, die so zart klingen können wie die von Eitzel, dabei aber so wenig kitschig wirken. Und trotz aller live aufgetragener Theatralik hat sein Gesang eine ganz andere Wirkung als der von Anthony and The Johnsons oder Rufus Wainwright. Aber natürlich sind Mark Eitzels Texte auch wenig geeignet, um sich darin einzukuscheln. Frohsinn ist ihm so fern wie Larmoyanz.

Weder froh noch weinerlich

Noch hat Eitzel die edle Polsterkultur der Rotweintrinker nicht erobert, obwohl er gerade live ein perfekter Crooner mit seinen Lounge-Pop-Fähigkeiten wäre. Las Vegas könnte sich mit ihm anfreunden, aber nur dann, wenn Las Vegas in einer anderen Welt stattfinden würde und nicht auf dieser in den USA, wo man Songs über schwule Stripper, Junkies, Alkoholiker und unpassende Partygäste nicht so gern hat.

1982 hat Mark Eitzel den American Music Club gegründet. 1994 wurde der American Music Club auf Eis gelegt. Und 2004 wieder reaktiviert. Im neuen Club war auch der alte Gitarrist Vudi, (der übrigens auch bei Ariel Pink spielt) wieder dabei. Und die Fans jubelten über die neue Platte „Lovesongs for Patriots“.

Als Experiment begonnen

Mark Eitzel live in Zagreb, 2007 | Bild: Flickr, vtrslv / Vatroslav Milos

Mark Eitzel live in Zagreb, 2007.

Rückblickend sagt Mark Eitzel zur Reunion des American Music Clubs: „Am Anfang war der AMC ein Experiment. Wir haben Schlagzeuger und Bassisten mehrere Male ausgewechselt, und irgendwann hatten wir überraschenderweise auch ein bisschen Erfolg. In unserer Band herrschte eine dysfunktionale Demokratie. Wir waren launisch, und als wir uns auflösten, war es wegen des Geldes , unserer Egos und weil wir uns nie einigen konnten“ .

In der langen Zeit, in der Eitzel Musik macht, seit 1980, hat er erstaunlich wenig mit anderen Bands gespielt, ein paar Gastauftritte bei Freunden wie Mitchell Froom und anderen, unbekannten und kurzlebigen Bands.

United Kingdom hieß eine Platte von Mark Eitzel, die zunächst nur in England erschien. Dort hat Eitzel in seiner Jugend ein paar Jahre gelebt. Als er zurück in die Staaten kam, gründete er seine erste Band und nannte sie The Cowboys. Später hießen seine Platten „California“ oder„Love Songs for Patriots“. Und „The Golden Age“ zierte ein gemäldeartig inszeniertes Foto eines Bandmitglieds in Heldenpose.

Auch mal richtig dick auftragen

Mythen, Helden , Patriotismus. Eitzel trägt zwar gern dick auf, meint es aber nicht unbedingt so, wie es scheint. Aber auch wenn die Begeisterung und Faszination an dem alten, romantisierten Amerika in Mark Eitzels Platten so präsent ist, viel mehr noch geht es ihm um die Menschen im alten und neuen Amerika, die scheitern, um die Opfer, die Randgestalten, die Outlaws, diejenigen eben, die keiner retten wird. „No One is gonna save you here,“ singt er über ein dunkles Amerika, das aber doch irgendwie auch begehrenswert bei ihm scheint. Trotzdem: Der Name von Eitzels Band wurde nur deswegen American Music Club, weil alle drei zusammen so schön nichtssagend sind. Sagt er.

„Don't Be A Stranger“ ist 2012 erschienen, nach einem Jahrzehnt, in dem sich die Plattenfirmen nicht gerade nach Mark Eitzel gerissen haben. Es waren schwierige Jahre für ihn. Viele Labelwechsel, das Auf und Ab mit dem American Music Club, und dann seine Gesundheit, die ihm 2011 mit einen Herzinfarkt erst einmal eine Pause verordnet hat. Mit „Don't be A Stranger ist er wieder nahe dran und seine Konzerte hinterlassen begeisterte Fans.


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