Bayern 2 - kulturWelt


2

Der Spielmacher "Der Spielmacher"

Montag, 11. Juli

Stand: 11.07.2016

CD-Cover "Der Spielmacher" von Various Artists | Bild: Staatsakt, Montage: BR

"Ein Fußball ohne Fußballer ist immer noch ein Ball. Aber ein Fußballer ohne Ball ist nur ein Fuß. Ja, Fuß. Ein trauriger Fuß. Das dümmste Körperteil, das man hat. Das ganze Leben lang nur unten. Nur schön mit Schuh." – Zur Abwechslung stammt diese Fußballerweisheit mal nicht von Franz Bekenbauer oder Sepp Herberger, sondern von einem Ball, der sprechen kann. Obendrein ein weiblicher Fußball. Aber sowas ist ganz normal in der Welt der Fußball-Musicals, kurz: Fussical. Kürzlich hatte das erste Fussical der Welt namens "Der Spielmacher" Premiere in Berlin. Ausgedacht und auf die Bühne gebracht von Regisseur Patrick Wengenroth und Maurice Summen, dem Sänger der Band Die Türen und Gründer des Berliner Staatsakt-Labels.

"Der Spielmacher" erzählt die Geschichte des Drittliga-Clubs "Bussard Berlin", der sensationell im Viertelfinale des DFB-Pokals steht. Raus aus dem Abstiegssumpf und rein in die Welt absurder Sponsoring-Angebote aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Licht- und Schattenseiten des Profifußballs. Für die musikalische Umsetzung lässt Summen seine Staatsakt-Labelkollegen aufs Spielfeld: Die Türen schmuggeln lakonische Systemkritik im Song "Korruption ist mein Verein" unter. An anderer Stelle gibt Jens Friebe den giftigen Mackie Messer und Christiane Rösinger die Seeräuber Jenny, die aus Sidos "Mein Block" eine Fußball-Hasstirade baut. Chris Imler ist der ADHS-Hooligan, der im Song "Fan ist ein Stahlbad" rumproletet, und Andreas Spechtl gibt – das darf in einem modernen Fußball-Musical natürlich nicht fehlen - den Doping-Arzt. Abgerundet wird das Fussical durch den Chor der jammernden Spielerfrauen und diversen Ballologen (= Monologe des bereits erwähnten sprechenden Fußballs). Merke: Ein Fussical dauert keine 90 Minuten und kein Leben läuft so rund wie ein Fußball.
Tobias Ruhland

[Staatsakt]


2