Wer bewusst lebt, kann nahezu jeden Augenblick erfahren, wie sehr wir auf andere angewiesen sind, um gut zu leben, ja um überhaupt zu leben. Wir brauchen die anderen Menschen, und die Gemeinschaft sorgt in vielfältiger Weise dafür, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden können. Jeder Beruf hilft uns zu leben - der Landwirt und der Bäcker, die Schneiderin und die Verkäuferin, die Ärztin, die Krankenschwester oder die Wissenschaftlerin und der Journalist. Schon der Kaffee, den wir am Morgen genießen dürfen, die Brötchen zum Frühstück oder die Zeitung, die ein Austräger in den Briefkasten gesteckt hat, können uns daran erinnern, wie vielen Menschen wir unser alltägliches Wohlergehen verdanken. Die Zugschaffnerinnen, die uns vielleicht auf dem Weg zur Arbeit schon ein Lächeln schenken, oder die Polizisten, die den Verkehr regeln und unser Leben sicherer gestalten - für all das können wir dankbar sein. Aber auch die Luft, die wir atmen, das gesunde und klare Wasser, das aus der Leitung kommt, das alles ist ein Grund zur Dankbarkeit. Wir dürfen uns jeden Tag über Begegnungen freuen, die uns bereichern. Und wir dürfen auf zahllose Begegnungen zurückblicken, die uns geformt und geprägt haben: Eltern, Lehrer, Freunde, die unseren Weg begleitet haben. Dankbar für sie alle zu sein, stiftet Vertrauen ins Leben, zeigt uns den Reichtum des Miteinanders und macht unser aller Dasein erfreulicher.

Entnommen aus: Anselm Grün "Kein Mensch lebt nur für sich allein. Verbundenheit erfahren, das Miteinander stärken", Hrsg. Rudolf Walter, Herder Verlag, Freiburg 2023