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Diwan vom Literaturfest Mit Bachtyar Ali, Carolin Emcke und Steven Uhly

In diesem Jahr wirft Cornelia Zetzsche mit dem kurdischen Schriftsteller Bachtyar Ali einen Blick in die zerstörte Grenzregion von Irak und Iran. Außerdem erleben Sie auf dem Live-Diwan Friedenspreisträgerin Carolin Emcke, Bestseller-Autor Steven Uhly und die syrisch-marrokanische Band Jisr.

Stand: 16.11.2016

Polaroidfotos mit den Autoren: Steven Uhly, Carolin Emcke und Bachtyar Ali | Bild: picture-alliance/dpa, Hama Karim Khasraw, Montage: BR

Bachtyar Ali

Nachts mit anderen Flüchtlingen in einem Boot auf dem Mittelmeer treibend erzählt der Ich-Erzähler Muzafari in "Der letzte Granatapfel" von seiner Verhaftung, bei der Saryasi, sein nicht mal einjähriger Sohn, verloren ging. Nach 21 Jahren Gefangenschaft in der Wüste geht der ehemalige Peshmergakämpfer auf die Suche nach seinem Sohn. Er wird fündig und zugleich nicht: in dem Wirrwarr der Geschichten, die sich die Kämpfer erzählen, erfährt er gleich von drei Söhnen, denen es allen übel ergangen ist: "Was brachte so viel Elend über meine Söhne?"

"Ein Saryasi nach dem anderen tauchte auf, als ich zu suchen anfing. Und im Leben jedes Einzelnen fand ich Tod, Einsamkeit und Verlorenheit. Großer Gott! Sag du mir, Jalali Schams, was brachte so viel Elend über meine Söhne?"

Bachtyar Ali: Der letzte Granatapfel

Der Roman spielt in den 1990er-Jahren im Grenzgebiet zwischen Irak und Iran, in dem die Kurden politische Autonomie etablierten. Muzafari durchstreift auf der Suche nach seinem Sohn ein verwüstetes Land, überall Elend, Gewalt und Zerstörung. In berückend poetischen Sätzen und immer wieder ins Traum-und Märchenhafte gleitend, spiegelt Bachtyar Ali in dieser Vater-Sohn-Geschichte die Katastrophe des kurdischen Volkes. In seiner Heimat wird Bachtyar Ali als Kultautor gefeiert - seit den frühen 90er-Jahren erscheinen dort Gedichtbände und Romane von ihm. Im kurdischen Original wurde "Der letzte Granatapfel" bereits 2002 veröffentlicht. Obwohl Bachtyar Ali schon seit gut 20 Jahren in Köln wohnt, ist "Der letzte Granatapfel" auf Deutsch sein erstes Buch - aber eines, das bei Erscheinen als "Paukenschlag" gefeiert wurde.

Carolin Emcke

Um Hass - besser um die Verhinderung dieser Emotion - geht es der jüngst mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Essayistin Carolin Emcke. Die Berliner Publizistin und Journalistin berichtete für den Spiegel, Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung engagiert aus den Krisengebieten dieser Welt: aus Afghanistan, Pakistan, Irak, dem Gaza-Streifen und dem Kosovo. Mit Hass und Sprachlosigkeit werden aber auch hierzulande immer wieder Minderheiten konfrontiert, wie das Carolin Emcke als Homosexuelle am eigenen Leib erfahren konnte. Ihr Buch "Was wir begehren" plädiert für das Reden über Sexualität und den Versuch, Festschreibungen zu unterlaufen, sie zu lockern. In ihrem jüngsten Buch "Gegen den Hass" setzt sie den furchtbaren Geschehnissen von Clausnitz, als Demonstranten mit ausländerfeindlichen Parolen auf Flüchtlinge losgingen, die Lust an Pluralität entgegen.

Steven Uhly

"Mein Leben in Aspik" wurde 2010 als "fulminantes Debüt" gefeiert - von da an blieb Uhly , Jahrgang 1964, deutsch-bengalischer Abstammung, auf der steilen Leiter des Erfolgs. 2014 verfilmte Michael Verhoeven seinen dritten Roman, den Bestseller "Glückskind". Auf dem Diwan stellt der so polyglotte wie weltläufige Schriftsteller seinen fünften und jüngsten Roman vor: "Marie". Die Geschichte dreht sich um den Spagat einer allein erziehenden Mutter zweier Heranwachsenden, die sich eine aufwühlende Gutenachtgeschichte erzählen: Ein alter Mann stiehlt ein Baby ....

Musik zum Live-Diwan

Ehab Abou Fakhier (Viola) und Abathar Kmash (Oud, Cello) und Mohcine Ramdan (Percusson)

Der Live-Diwan ist im Gasteig auf der Münchner Bücherschau zu erleben, einer der drei Säulen des Literaturfests München. Und wie gewohnt gibt es neben den Autorengesprächen auch wieder Live-Musik. Sie ist heuer klassisch arabisch und kommt von der Formation "Jisr" ("Brücke"). Die Gruppe hat sich erst vor Kurzem zusammengefunden: Ehab Abou Fakhier (Viola) und Abathar Kmash (Oud, Cello) sind erst in diesem Jahr über die Balkanroute nach Deutschland gekommen, beide stammen aus Damaskus, wo sie eine Musikschule geleitet haben. Die beiden Syrer spielen zusammen mit dem Sänger und Perkussionisten Mohcine Ramdan, einem Marokkaner, der schon lange in München lebt und lehrt.

Die neuen Bücher der Diwan-Gäste

Bachtyar Ali

Bachtyar Ali
"Der letzte Granatapfel"

Roman
Aus dem Kurdischen von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim
352 Seiten
Unionsverlag
22,00 Euro

Carlon Emcke


Carolin Emcke
"Gegen den Hass"

240 Seiten
S. Fischer Verlag
20,00 Euro

Steven Uhly


Steven Uhly
"Marie"

Roman
272 Seiten
Secession Verlag
20,00 Euro

Diwan von der Münchner Bücherschau

Mit Bachtyar Ali, Carolin Emcke und Steven Uhly
Musik: Ehab Abofakher, Abathar Kmash und Mushin Ramdan
Moderation: Cornelia Zetzsche

Samstag, 19. November, 13.45 Uhr, Gasteig, Foyer Kleiner Konzertsaal
14:05 Livesendung auf Bayern 2 (Wiederholung 21:05 Uhr)


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