radioWissen Texte der Nase nach

Die Nase in der Literatur
Immer unterwegs

Patrick Süskind
Auf der Duftspur eines Phantoms

Das Kalenderblatt
24.7.1739
Der Komponist Benedetto Marcello stirbt
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Die Nase in der Literatur - Immer unterwegs
von Rolf Cantzen
Wenn es in der Literatur um Nasen geht, dann fühlen sich die Autoren bemüßigt, darauf hinzuweisen, dass das Lesepublikum nicht an der Nase herumgeführt wird, sondern dass es tatsächlich um Nasen geht. Laurence Sterne betont in "Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman", dass er mit dem Wort "Nase" "… eine Nase, meine und nichts mehr oder weniger." meint. In Gogols Erzählung "Die Nase" befindet sich eine Nase zunächst im Brötchen eines Barbiers und dann – mobil – auf der Straße in der Uniform eines hohen Offiziers. Dieses irritierende Eigenleben setzt sich in der russischen Literatur fort, ohne dass es, wie in François Rabelais deftigem Roman Gargantua und Pantagruel, zu Spekulationen kommt, ob nicht die Nase Indikator für etwas anderes sei: "Aber lustig lustig! So lang wie die Nas, ist da auch noch anders was!" Alles Unsinn, meint Wolfdietrich Schnurre. Nasen sind unfreie Geschöpfe – allerdings mit berechtigter Jenseitshoffnung: "Es gibt einen Nasenhimmel. Dort sind die Nasen – zum ersten Mal in ihrem Leben – nur für sich selbst verantwortlich. Dort dürfen sie laufen, schnaufen und träumen, tun und lassen, was ihnen behagt."

Patrick Süskind - Auf der Duftspur eines Phantoms
von Gabriele Bondy
Über acht Millionen Mal wurde sein berühmtestes Buch "Das Parfum" verkauft und in 33 Sprachen übersetzt. Dem Medienrummel des Literaturbetriebs zeigte er die kalte Schulter. Zahlreiche Preise lehnte er ab. Stattdessen zog sich der 1949 in Ambach am Starnberger See Geborene in immer "kleiner werdende Zimmer" zurück. Sich selbst genug und seinen Lesern ein Rätsel, lebt er abwechselnd in Frankreich und in München. Vorwiegend in der Schicki-Micki-Metropole begab sich radioWissen auf Spurensuche, ließ sich von Leuten, die ihn näher kennen, über ihre Begegnungen mit dem "Phantom" berichten. Der Autor des Erfolgsstücks "Der Kontrabass" wird ja längst als "klassischer" Chronist des Münchner Lebensstils gerühmt. Verfilmungen der mit Harald Dietl verfassten Drehbücher "Monaco Franze" und "Kir Royal" gelten als Highlights der Fernsehunterhaltung. Im Kassenschlager "Rossini" hat sich Süskind in der Rolle eines scheuen Autors - der auch für viel Geld sein Buch nicht verfilmen lassen will - selbstironisch porträtiert.

Redaktion: Petra Herrmann
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