Bayern 2

     

radioWissen Prinzregent Luitpold und Lena Christ

Prinzregent Luitpold | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 08.03.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Mythos Prinzregentenzeit
Die letzten schönen Jahre?

Lena Christ
Erinnerungen einer Überflüssigen

Das Kalenderblatt
08.03.1987
"Burda Moden" erscheint auf Russisch
Von Prisca Straub
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Mythos Prinzregentenzeit - die letzten schönen Jahre?
Autor: Michael Zametzer / Regie: Eva Demmelhuber
"Es war eine Liebe Zeit, die gute alte Zeit vor Anno 1914."
Die populären Worte aus dem "Königlich bayerischen Amtsgericht" drücken aus, wie das kollektive Bayern die sogenannte Prinzregentenzeit in seinem Gedächtnis abgespeichert hat - bis heute: als Epoche des Friedens, des Wohlstandes und Fortschritts. Die Eisenbahnen stampfen durch das Land, in dessen Mittelpunkt "München leuchtet". An der Spitze regiert ein sanftmütiger Luitpold mit Rauschebart, der am liebsten in der "schiachen Joppen" auf die Jagd geht - und Zigarren verschenkt. Gerade nach dem traumatischen Erlebnis des Ersten Weltkrieges musste diese Epoche von 1886 bis 1912 fast unweigerlich zur "guten alten Zeit" verklärt werden.
Was aber ist mit den enormen Kräften, die von Industrialisierung, Landflucht und einer erwachenden Arbeiterbewegung ausgehen? In den Großstädten verdichten sich soziale Not und mangelnde Reformbereitschaft zu einem explosiven Gemisch.
Außerhalb Münchens, besonders nördlich der Donau, herrscht oft bittere Armut. Kleinbauern und Taglöhner kämpfen täglich um Brennholz und Nahrung.
Das Feature zeigt die weniger augenfälligen, glanzloseren Seiten dieser Zeit und geht der Frage nach, wie viel Wahrheit wirklich im Mythos Prinzregentenzeit steckt.

Lena Christ - Erinnerungen einer Überflüssigen
Autorin und Regie: Dorit Kreissl
Am 30. Juni 1920 vergiftet sich Lena Christ auf dem Münchner Waldfriedhof. Die Verzweiflungstat beendet ein hartes und bitteres Leben.
Dabei waren die ersten Jahre der Kindheit bei den Großeltern in Glonn unbeschwert und glücklich. Das Martyrium beginnt, als die Mutter das Mädchen nach München holt: die Mutter hasst Lena, sie schlägt sie blutig, benutzt sie als billiges Dienstmädchen. Als Lena heiratet, verflucht sie ihr uneheliches Kind: "Jede guate Stund sollst mit zehn bittere büaßn müaßn“. Die Ehe wird ein einziges Unglück. Lena Christ beschreibt diese Zeit schonungslos in ihren "Erinnerungen einer Überflüssigen". Für den zeitgenössischen Kritiker Josef Hofmiller ist dieser Roman das erste Meisterwerk der Lena Christ. Zwei weitere kommen hinzu: "Mathias Bichler" und "Die Rumplhanni". "Wenn man in hundert Jahren wissen will, wie es damals in Oberbayern gewesen ist", schreibt Hofmiller, "werden diese drei Bücher neben denen von Ludwig Thoma den Wert kulturgeschichtlicher Quellenwerke haben."

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Thomas Morawetz

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
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