Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Die frühen Sozialisten und Gustav Landauer

Darstellung: Gustav Landauer | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 22.05.2019
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Gustav Landauer
Pazifist, Anarchist, Revolutionär

Eigentum ist Diebstahl
Die frühen Sozialisten

Das Kalenderblatt
22.5.1918
"Spanische Grippe" macht erstmals Schlagzeilen
Von Julia Devlin
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Gustav Landauer - Pazifist, Anarchist, Revolutionär
Autor: Michael Zametzer / Regie: Kirsten Böttcher
Die Gewalt des Staates lehnte er ebenso ab wie autoritäre Erziehung. Friedliches Zusammenleben der Menschen konnte für ihn nur in kleinen Gemeinschaften funktionieren, die sich selbst verwalten. Was Gustav Landauer mit seinem „anarchistischen Sozialismus“ im Sinn hatte, klingt nach 1968. Tatsächlich aber ist der Schriftsteller und politische Theoretiker ein Kind des Kaiserreichs, an der Schwelle zum 20. Jahrhundert groß geworden - der Zeit der Richtungskämpfe zwischen Sozialisten, Sozialdemokraten und Anarchisten. Der Sohn einer jüdischen Karlsruher Kaufmannsfamilie versteht sich als Anarchist, Sozialist und Pazifist: Seine Idee von einer Gesellschaft freier Menschen, die ohne staatliche Gewalt selbstbestimmt in solidarischen Kleingruppen zusammenleben, bleibt aber lange bloße Theorie und hat nur wenige Anhänger. Bis zum 8. November 1918, als Kurt Eisner den Freistaat Bayern ausruft und ihn nach München holt. Landauer wird, gemeinsam mit Erich Mühsam und Ernst Toller, zu den führenden Figuren der Münchner Räterepublik. Aus dem Schriftsteller wird der Revolutionär, der jetzt die Chance gekommen sieht, „seinen“ Sozialismus zu verwirklichen. Den Weg der Gewalt, wie ihn Marxisten und Kommunisten gehen wollen, lehnt er aber ebenso ab wie den gemäßigten Parlamentarismus der Sozialdemokraten.

Eigentum ist Diebstahl - Die frühen Sozialisten
Autor: Christian Feldmann / Regie: Anja Mösing
Den Traum, die Güter der Erde gerecht zu verteilen oder gemeinsam zu besitzen, gab es schon in den alten Religionen Persiens und Palästinas und bei den Ketzern des Mittelalters. Doch erst mit der Französischen Revolution gewannen diese Utopien politische Stoßkraft. Es waren keine Arbeiter, sondern emanzipierte Bürger wie der Journalist Babeuf oder der Textilindustrielle Owen, die mit Genossenschaften zu experimentieren begannen. Die Bewegung hatte ihre Paradiesvögel: Charles Fourier verband die soziale Revolution mit einer befreiten Sexualität und erfand den Feminismus. Der Schneidergeselle Wilhelm Weitling, der im Pariser Exil dem "Bund der Geächteten“ beitrat, forderte die Abschaffung des Geldes und eine zentralistische Planwirtschaft.
Die sozialistischen "Klassiker“ Marx und Engels vermissten bei diesen bisweilen recht romantischen Vordenkern die wissenschaftliche Fundierung, übernahmen aber viel Ideengut vor allem von Henri de Saint-Simon und dem "Kommunistenrabbi“ Moses Hess. Neben dem Trend zum Staatssozialismus blieb in der Arbeiterbewegung immer die Idee der genossenschaftlichen Selbstverwaltung lebendig: Die freie Assoziation kleiner Produzenten könne die Anhäufung von Profit in den Händen weniger Reicher und die Ausbeutung der Arbeiter am besten verhindern.

Moderation: Birgit Magiera
Redaktion: Nicole Ruchlak

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