Bayern 2

     

radioWissen Mittelalter zwischen Wahrheit, Mythos und Fälschung

Petersdom: Statue Karls des Großen | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 18.04.2016
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Fälschungen im Mittelalter
Was nicht passt, wird passend gemacht

Der Frankenkönig Karl der Große
Kaiser des Abendlands

Das Kalenderblatt
18.4.1934
Eröffnung des ersten Waschsalons
Von Susi Weichselbaumer

Als Podcast verfügbar

Fälschungen im Mittelalter - Was nicht passt, wird passend gemacht
Autoren: Klaus Uhrig, Markus Krumm und Studenten der LMU / Regie: Martin Trauner
In der berühmten "Göttlichen Komödie" des italienischen Dichters Dante Alighieri hat der gesamte Abschaum des Mittelalters einen Auftritt. Und zwar in der Hölle. Dort begegnet der Erzähler Mördern, Huren, Lügnern, Räubern und Dieben. Und irgendwo zwischen den Betrügern und den Verrätern platziert Dante: die Fälscher des Mittelalters. Fälschen war im Mittelalter eine Massenepidemie. Gefälscht wurden zum Beispiel Münzen, Reliquien, Testamente und ganz häufig Urkunden. Heute weiß man zum Beispiel, dass etwa 100 der 270 überlieferten Urkunden Karls des Großen gefälscht sind. Zahllose kleine Fälschungen - und ein paar, die Geschichte geschrieben haben - wie die berühmte "Konstantinische Schenkung", in der Kaiser Konstantin angeblich dem Papst die Herrschaft über das gesamte Abendland übertragen hat. Siegel und andere besondere Merkmale auf Dokumenten und Urkunden sollten das Fälschen erschweren. Geholfen hat das am Ende aber wenig. Denn all diese Merkmale konnten ebenfalls nachgeahmt und gefälscht werden.

Der Frankenkönig Karl der Große - Kaiser des Abendlands
Autor: Christian Feldmann / Regie: Martin Trauner
Als "Leuchtturm", "Gipfel Europas" und "Vater" des Kontinents verklärte ein unbekannter Hofdichter im Jahre 799 den noch gar nicht zum Kaiser gekrönten Frankenkönig Karl den Großen. Tief eingewurzelte Mythen (und vordergründige politische Interessen) bestimmten die Bilder vom "heiligen Karl", (vom "machtvollen Germanen",) aber auch vom brutalen "Sachsenschlächter" in den folgenden Jahrhunderten.
Heute kann man die (vielschichtige Persönlichkeit und die bleibende) Leistung des 814 gestorbenen Herrschers gelassener sehen: Carolus Magnus hat Europa weder erfunden noch geschaffen, aber er hat in einer noch ziemlich archaischen Zeit die Fundamente gelegt, auf denen Europa als gemeinsames Haus vieler Völker emporwuchs (und die noch unsere Gegenwart prägen). Dazu gehören eine auf sozialen Frieden und Gerechtigkeit zielende Innenpolitik, eine auf Ausgleich und Austausch bedachte Außenpolitik und die Bewahrung spätantiker Bildungserrungenschaften. Karls strikte Bindung an Rom und den Papst hat nicht nur für wechselseitige Abhängigkeiten gesorgt: Gelehrsamkeit, gedankliche Disziplin und Sprachbeherrschung (der Theologen und Mönche) zogen jenseits der Alpen ein.
Die Sendung zeichnet das spannende Porträt eines Multitalents: Karl war ein begabter politischer Stratege, gleichermaßen fähig zur geschmeidigen Diplomatie und zum brutalen Machtspiel. Im Alltag erscheint er als zuverlässiger Freund, kultivierter Genießer und ausgesprochener Womanizer, der mit fünf Ehefrauen und zahlreichen Konkubinen mindestens 18 Kinder zeugte.

Moderation: Thies Marsen
Redaktion: Thomas Morawetz

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