Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Literarische Experimente der Gegenwart

Autorin Kathrin Röggla | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 08.03.2016
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Rainald Goetz
Literatur ist Pop

Kathrin Röggla
Theaterautorin mit Wirklichkeitshunger

Das Kalenderblatt
8.3.1987
"Burda Moden" erscheint auf Russisch
Von Prisca Straub

Als Podcast verfügbar

Rainald Goetz - Literatur ist Pop
Autor: Klaus Uhrig / Regie: Irene Schuck
Manchmal muss Literatur wehtun: Am 25. Juni 1983 schneidet sich der Schriftsteller Rainald Götz vor laufenden Fernsehkameras mit einer Rasierklinge in die Stirn. Dann liest er seinen Wettbewerbstext für den Ingeborg-Bachmann-Preis, während das Blut aufs Manuskript tropft. Den Bachmannpreis nimmt der junge Provokateur aus München damit nicht nach Hause - aber die mediale Aufmerksamkeit ist ihm sicher. Nicht nur wegen der Rasierklinge. Sein Text "Subito" ist tatsächlich gute Literatur, provokant und aufregend. Über die nächsten Jahrzehnte bleibt Götz einer der spannendsten Schriftsteller in deutscher Sprache. Er schreibt über Punk und Rave, über Irrsinn und Kunst, über Geldgier und Absturz - und ist dabei immer ganz im jetzt. Pop, könnte man sagen, oder: Im Besten Sinne Gegenwarts-Literatur.

Kathrin Röggla - Theaterautorin mit Wirklichkeitshunger
Autorin: Stefanie Metzger / Regie: Christiane Klenz
"Schreiben ist für mich per se etwas Dialogisches, Antwort auf und Kritik an etwas, das immer schon da und vermittelt ist." Die österreichische und in Berlin lebende Autorin Kathrin Röggla setzt sich schonungslos der Realität aus, zumindest dessen, was wir als solche verstehen, und reibt sich daran. Sie recherchiert über Schuldenberater, Journalisten, Flugangstseminaristen, Banker, Entwicklungshelfern und Dolmetscher. Sie begibt sich in für unseren Zeitgeist aussagekräftige Milieus, führt unzählige Interviews, erliegt dokumentarischer Sammelwut, um schließlich als scharfe Beobachterin und Analytikerin den Zuständen und Denkweisen unserer Gesellschaft auf die Spur zu kommen: Katastrophenerzählungen, Wirtschaftskrisen, Medien-Hysterie, private Paranoia. Seit zirka zehn Jahren schreibt sie neben Prosa, Romanen und Essays auch für das Theater. Protagonisten sind dabei aber nicht die Figuren, wie sie die Personenverzeichnisse aufzählen. Es ist die Sprache selbst, die hier den Hauptpart übernimmt. In der virtuosen Verbindung von dokumentarischer Methode und künstlerischem Formwillen zeigt Röggla Abgründe, Groteske und Irrwitz unseres Sprechens und Denkens. Der Augenblick, in dem diese Sprachkunst auf die Körperlichkeit des Theaters trifft, birgt nicht zuletzt seine eigene Portion Sprengkraft.

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Petra Herrmann

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