Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Stichwort Freiheit

Søren Kierkegaard | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 23.05.2012
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Freiheit
Wie viel für wen?

Søren Kierkegaard
Freiheit ohne Grenzen

Das Kalenderblatt
23.5.1928
Wiedereröffnung des Tierparks Hellabrunn
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Freiheit - Wie viel für wen?
von Christoph Fleischmann
Dass der Mensch frei geschaffen sei und über sein Leben selbst bestimmen könne, das gehört zu den großen Versprechen der Moderne. Für dieses Recht haben Philosophen gestritten und Revolutionäre gekämpft. Aber trotzdem blieben Reichweite und Gehalt des Rechtes auf Freiheit umstritten. Für die Väter der amerikanischen Verfassung galt das Recht auf Freiheit nur für weiße Männer, aber nicht für Frauen und Sklaven. Die Sozialisten haben später moniert, es ginge nur um die Freiheitsrechte der Besitzenden. Welche Freiheit aber hätten die Habenichtse? Bis heute ist der Gehalt der Freiheit umstritten: Reicht es frei von unmittelbarem Zwang zu sein oder gehört zur Freiheit auch die Ermöglichung sich selbst zu entfalten? Wie man sich philosophisch entscheidet, hat Auswirkungen auf viele politische Fragen.

Søren Kierkegaard - Freiheit ohne Grenzen
von Michael Reitz
Der dänische Theologe und Philosoph (1813-1855) Søren Kierkegaard gilt heute als einer der Begründer des individuellen Freiheitsbegriffs der Moderne. Als schillernder Dandy provozierte, und schockierte er oftmals seine Kopenhagener Mitbürger mit einer Haltung der völligen Ablehnung des Selbstverständlichen - allem voran die dänische Staatskirche. "Nichts riskieren, das heißt seine Seele aufs Spiel setzen" - eine der Maximen des Denkers, den viele seiner Zeitgenossen als modernen Sokrates sahen. Freiheit entstand für ihn aus dem Hindurchgehen durch die Angst davor, mit Konventionen und vorgekautem Denken zu brechen. Berühmt geworden ist seine Wildgänse-Metapher: die zahmen Gänse lassen sich erzählen, wie frei sie sein und wie hoch sie fliegen könnten - und gehen hinterher brav nach Hause. Die Menschen führen nicht ihr Leben, sie lassen sich führen. Kierkegaard war ein Visionär. Er sah, wohin die Moderne geht: Anstelle der Existenzform des Einzelnen treten Konformität und Uniformität, die Angst davor, unbequem zu sein.

Redaktion: Bernhard Kastner
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