Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Tierische Stoffquellen

Eine Seidenraupe auf einem Gestell mit Kokons | Bild: picture-alliance/dpa

Donnerstag, 26.04.2012
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Die Ziege
Von der Kuh des kleinen Mannes zur Kaschmirziege

Die Maulbeerraupe
Leben im seidenen Faden

Das Kalenderblatt
26.4.1840
Fabel "Hase und Igel" veröffentlicht
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Die Ziege – Von der Kuh des kleinen Mannes zur Kaschmirziege
von Rolf Cantzen
Ziegen sind neben Hunden die ersten Haustiere des Menschen. Ihre Domestizierung begann vor etwa 12.000 Jahren vermutlich im Südwesten Asiens. Ziegen sind ideale Haustiere für trockenere Gebiete: Die Wiederkäuer benötigen wenig Wasser, fressen harte und trockene Pflanzen und sind damit für den Menschen kein Nahrungskonkurrent. Ihr Fleisch, ihre Milch, ihre Haut, ihre Sehnen und ihr Gehörn sind hingegen dem Menschen nützlich. In Krisenzeiten - in Deutschland zuletzt nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg - nimmt die Ziegenhaltung zu. Heute sind Milch, Käse und Fleisch der Ziege häufig Nischenprodukte der ökologischen Landwirtschaft. In der Kulturgeschichte des Menschen hat die Ziege tiefe Spuren hinterlassen: Mischwesen aus Mensch und Ziege wurden vor etwa 7.000 Jahren in Mesopotamien verehrt. Auch der griechische Gott Pan ist ein solches Mischwesen, das wegen seiner Fruchtbarkeit verehrt wird. Ziegen ziehen den Wagen der nordischen Göttin Freya und des Gottes Donar. Die Ziegenböcke gelten als sexuelle Wesen und werden im Christentum dem Bösen zugeschlagen. Sie dienen Hexen als Reittiere. Satan persönlich tritt gelegentlich als Ziege auf. Bereits im Judentum bekommen sie die Sünden der Menschen aufgeladen und werden als "Sündenböcke" in die Wüste geschickt. In Märchen und Mythen präsentieren sich Ziegen als intelligent und eigenwillig. Sie sind zickig und bockig, was so mancher Ziegenhalter schon zu spüren bekommen hat.

Die Maulbeerraupe – Leben im seidenen Faden
von Brigitte Kohn
Seide knittert nicht, isoliert gut und glänzt so schön. Sie gehört zu den begehrtesten und umkämpftesten Stoffen der Welt - und das, obwohl sie eigentlich nur aus Insektenspeichel besteht. 1.200 Meter lang ist der Faden, der von einem einzigen Kokon abgespult werden kann. Bis sich die Maulbeerraupe verpuppt, muss sie fressen, fressen, fressen: Maulbeerblätter in rauen Mengen. Seidenraupenzucht ist anstrengend und aufwendig, das bekam auch der kleine Goethe zu spüren, der seinem Vater bei seinem Hobby zur Hand gehen musste und sich darüber heftig beklagte. Kein Wunder, dass im 20. Jahrhundert der Siegeszug der Nylonstrümpfe begann.

Redaktion: Bernhard Kastner
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