Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Menschenfreund oder Menschenfeind?

Eine Frau hält ein großes Herz vor ihrem Gesicht | Bild: picture alliance / Zoonar | Khosrow Rajab Kordi

Mittwoch, 27.03.2024
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Streitfall Freundlichkeit
Stärke, Schwäche, Chance?

Der Misanthrop
Kulturgeschichte des Menschenfeinds

Das Kalenderblatt
27.3.1955
Erste Jugendweihe in der DDR
Von Hartmut E. Lange

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Streitfall Freundlichkeit - Stärke, Schwäche, Chance?
Autorin: Marie Schoeß / Regie: Irene Schuck
MfG, mit freundlichen Grüßen: Diese einst standardisierte Verabschiedung ist uns suspekt geworden. Herzliche, beste, liebe Grüße verdrängen die einfach "freundlichen" zunehmend. Auf den ersten Blick ist das bloß eine winzige sprachliche Verschiebung, aber hinter ihr steckt ein kultureller Wandel. Denn die Freundlichkeit, eine der ältesten und traditionsreichsten Tugenden, scheint nicht mehr in unsere Zeit zu passen. Auf dem Arbeitsmarkt könnte Freundlichkeit auf Kosten der Konkurrenzfähigkeit gehen, im Privatleben Deckmantel der Naivität sein: Das sind nur zwei Vorbehalte gegenüber der Freundlichkeit, die uns sehr vertraut sind, antiken Denkern dagegen völlig abwegig erschienen wären. Und so zeigt ein Blick in Philosophie, Psychologie und Kulturgeschichte der Freundlichkeit, dass kein Mensch und sicher keine Gemeinschaft ohne diese Tugend auskommt. Und dass freundliche Menschen durchaus Gewinner sein können.

Der Misanthrop - Kulturgeschichte des Menschenfeinds
Autor: Rolf Cantzen / Regie: Irene Schuck
Misanthropen hassen die Menschen und die Menschen scheinen sie zurück zu hassen. Das hat seine Gründe: Menschenfeindschaft, Menschenverachtung, Menschenhass stellt den Mainstream in Frage, dass das Leben lebenswert und dass die Menschheit überwiegend gut ist. Misanthropen sind Nonkonformisten, radikale Neinsager, Pessimisten - Menschen, die sich nicht so schnell versöhnen lassen mit den Widrigkeiten des Lebens. In der Antike war es der Athener Timon. Platon und viele andere schreiben über ihn: Als er noch reich und großzügig war, liebten ihn die Menschen. Arm geworden verließen sie ihn und Timon hasste die gesamte Menschheit für diesen Verrat. Zu Misanthropen entwickeln sich auch enttäuschte Menschen, die mit ihren Idealen und Utopien scheitern. "Selbst schuld" kritisieren die "Normalen" und rücken den Misanthropen in die Nähe von Narren oder Geisteskranken, um sich so gegen die provokante Sichtweise der Misanthropen zu immunisieren. Das Denken misanthropischer Philosophen schafft eine oft unliebsame Distanz zu alltäglichen Denk- und Lebensgewohnheiten.
Erstsendung 6. November 2019

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

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