Bayern 2

     

radioWissen Von Ost nach West

Bildnis von Iwan Turgenjew. | Bild: picture alliance / akg-images

Dienstag, 14.02.2023
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Migrationsliteratur
Weggehen, ankommen, weiterleben

Iwan Turgenjew
Ost-West in Person

Das Kalenderblatt
14.2.1929
Braune Bananen - Josephine Baker darf in München nicht mehr tanzen


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Migrationsliteratur - weggehen, ankommen, weiterleben
Autorin: Julia Devlin / Regie: Susi Weichselbaumer
Migration ist allgegenwärtig: Jedes Jahr verlassen Millionen von Menschen den Ort, das Land ihrer Herkunft, freiwillig, unfreiwillig oder irgendwo dazwischen. Sie fliehen vor Kriegen, vor Naturkatastrophen, vor Verfolgung, sie suchen nach einem besseren Leben für sich und ihre Kinder, oder sie gehen als "Expats" für ihre Firma ins Ausland.
Viele Wissenschaften haben sich mit Migration beschäftigt, haben ihre Ursachen und Auswirkungen unter demographischen, wirtschaftlichen, politologischen und anderen Blickwinkeln untersucht. Doch um Migration besser zu verstehen, ist auch die Literatur ein guter Wegweiser. Sie ermöglicht, die Menschen hinter dem Phänomen zu erkennen und den Zahlen ein Gesicht zu geben. Weggehen, ankommen, weiterleben und vielleicht auf die ein oder andere Weise zurückkehren - auf diese Gemeinsamkeit lässt sich Migrationsliteratur reduzieren. Darüber spannt sich ein Universum individueller Schicksale. So schreiben Bestsellerautorinnen Marina Lewycka und Natascha Wodina über die Verwerfungen, die die Zwangsmigrationen des Zweiten Weltkrieges noch in der Folgegeneration bewirken. Eva Hoffman, die als Dreizehnjährige von Polen nach Kanada migrierte, lässt uns an dem Heimischwerden in einer neuen Sprache teilhaben und Fabio Geda erzählt die dramatische Überlebensreise eines afghanischen Jungen.
Erstsendung 12. Oktober 2021

Iwan Turgenjew: Ost-West in Person
Autorin: Christine Hamel / Regie: Petra Herrmann-Böck
Iwan Turgenjew ist der leise Schriftsteller in diesem grandiosen literarischen Dreigestirn des russischen 19. Jahrhunderts. Anders als Dostojewski und Tolstoj ist Turgenjew aber sehr an Maß und Form interessiert, seine Helden sind auch nicht weltumwälzend in ihren Ideen und Gefühlen, sondern sentimentale liebes- und deshalb oft auch Lebensverzagte. Turgenjew schreibt immer dicht an seiner eigenen Biographie: Er wächst als einer von drei Söhnen in einer unvorstellbar reichen Familie des russischen Landadels auf. Das Kinderglück zerstört die Mutter, die ebenso unansehnlich wie herrschsüchtig ist. Gleich einer Tyrannin traktiert sie ihre Leibeigenen, aber auch die Kinder werden oft von ihr geschlagen. Turgenjew bleibt später sein ganzes Leben Junggeselle, er nimmt als dritter Part teil an der Ehe der berühmten Sopranistin Pauline Viardot. Darüber hinaus ist er everybodys darling - er schreibt mit Guy de Maupassant und Flaubert, mit Theodor Storm oder mit dem Übersetzer-Dichter Friedrich Bodenstedt. Turgenjew parlierte fließend deutsch und französisch und war im 19. Jahrhundert so etwas wie der literarische Außenminister Russlands. Christine Hamel porträtiert einen großen Schriftsteller im Spagat zwischen Russland und Westeuropa.
Erstsendung 6. November 2018

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Andrea Bräu

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