Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Joseph Roth und Jaroslav Hašek

Der tschechische Schriftsteller kurz vor seinem Tod in einem Sanatorium. | Bild: picture-alliance / dpa | ctk

Dienstag, 17.01.2023
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Joseph Roth
Der Radetzky-Marsch

Der Schriftsteller Jaroslav Hašek
"Melde gehorsamst: Schwejk Josef"

Das Kalenderblatt
17.1.1813
Der Brite Humphry Davy entdeckt den Lichtbogen
Von Yvonne Maier

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Joseph Roth - der Radetzky-Marsch
Autorin und Regie: Gabriele Knetsch
Sonntags dampft der Tafelspitz auf dem Tisch, unter dem Fenster spielt die Militärkapelle den Radetzkymarsch. Das Leben des Bezirkshauptmanns von Trotta spielt sich ab zwischen seiner Amtsstube in einer habsburgischen Provinzstadt, dem Kaffeehaus und dem bürgerlichen Salon seiner Wohnung. Joseph Roth schildert in seinem Roman "Radetzkymarsch" ein trügerisches Idyll, das nicht mehr lange vorhält. Die Familie von Trotta ist dem Untergang geweiht wie das österreichische Kaiserreich selbst. Auch das Militär, die zweite Stütze der Habsburg-Monarchie, kommt nicht besser weg. Schmucke Offiziere, Ehren und Männlichkeit - das ist das schöne Bild, das sich der Hauptmann von diesem Berufsstand macht. Sein Sohn erlebt als Leutnant die Wirklichkeit - und zerbricht an ihr. Am Rand des Reiches des Doppeladlers, in einer Provinzstadt in Galizien, führt Carl Joseph von Trotta eine öde Kasernenexistenz, die geprägt ist von Langeweile, Ehrenhändeln, Spiel- und Trunksucht. Joseph Roth singt in seinem Roman den Abgesang auf das Kaiserreich - und beschwört in "Radetzky-Marsch" einen Habsburg-Mythos, den er als Utopie gegen das heraufziehende Nazireich setzt. Eine Utopie der Vielsprachigkeit, der Weltoffenheit und der Verständigung verschiedenster Völker. Gabriele Knetsch porträtiert in ihrer Sendung einen Autor und sein Meisterwerk.
Erstsendung 4. Mai 2010

Der Schriftsteller Jaroslav Hašek - "Melde gehorsamst: Schwejk Josef"
Autor: Thomas Grasberger / Regie: Irene Schuck
Jaroslav Hašek wurde keine 40 Jahre alt. Und doch schuf der 1883 in Prag geborene tschechische Schriftsteller mit seinem braven Soldaten Josef Schwejk eine der berühmtesten Figuren der Weltliteratur. Dieser anarchische Anti-Held im Schelmenroman - "von der militärärztlichen Kommission für blöd erklärt" - beginnt zahlreiche seiner Abenteuer und Anekdoten mit einem treu-dämlichen "Melde gehorsamst", um anschließend alle Konventionen und Regeln der staatlichen und militärischen Ordnung zu unterlaufen. Schwejk entlarvt nicht nur die Lächerlichkeit einzelner Vorgesetzter, sondern die ganze Absurdität von Armee und Krieg. Ganz im Stil seines geistigen Vaters Jaroslav Hašek. Der hatte sich schon mit Anfang 20 der anarchistischen Bewegung angeschlossen und war mit der Obrigkeit in Konflikt geraten. Als Autor derber Humoresken nahm Hašek die habsburgische Monarchie aufs Korn, und gründete 1911 sogar eine satirische "Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze". Hašek verdiente sich mit seinem Humor nicht nur das Geld, das er im Wirtshaus schnell in Bier umsetzte, sondern nutzte ihn auch als Waffe im Kampf gegen die Widrigkeiten der Welt. Als er für die Habsburgermonarchie in den Ersten Weltkrieg ziehen musste und in Kriegsgefangenschaft geriet, wechselte er zur Roten Armee und begann mit der Arbeit an seinem großen Anti-Militarismus-Roman.

Moderation: Constanze Fennel
Redaktion: Thomas Morawetz

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