Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Vom Umgang mit der Schuld

Rosenstrauß mit Entschuldiungs-Karte | Bild: colourbox.com

Mittwoch, 19.12.2012
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Schuld
Kollektives Vergehen oder individueller Fehltritt?

Reue
Mehr als nur ein "Tut mir leid"

Das Kalenderblatt
19.12.1936
Thomas Mann wird Ehrendoktorwürde aberkannt

Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Schuld - Kollektives Vergehen oder individueller Fehltritt?
von Michael Reitz
Für die antiken Philosophen war sie Bestandteil der menschlichen Freiheit, aber auch der Tragik des Daseins: die Schuld. Sie hat ein Doppelgesicht, denn wir können individuell schuldig werden, indem wir eine schwere Verfehlung begehen - oder aber kollektiv, indem wir wissentlich oder unwissentlich an einem Verbrechen teilnehmen, es stillschweigend dulden. Dieser Umstand veranlasste beispielsweise den Philosophen Karl Jaspers, von einer zumindest moralischen Schuld des Einzelnen an den Gräueln des Nationalsozialismus zu sprechen. Angesichts der heutigen globalen klimatischen Veränderungen, den Hunger- und Armutskatastrophen in den unterentwickelten Ländern stellen sich in dramatischer Form neue Anforderungen an unser Verständnis von Schuld: in einer zusammenwachsenden und hochkomplexen Welt greifen die herkömmlichen Unterscheidungen zwischen individueller und gemeinsamer Schuld nicht mehr. Fast jedes persönliche Handeln kann Auswirkungen auf die gesamte Welt haben.

Reue - Mehr als nur ein 'Tut mir Leid'
von Sylvia Schopf
"Ich bin über mich selbst erschrocken, dass ich einen so schlimmen Fehler gemacht habe", erklärte Margot Käßmann, nachdem sie mit Alkohol am Steuer von der Polizei gestoppt worden war. Die damalige evangelische Landesbischöfin gestand umgehend ihren Fehler öffentlich ein, übernahm die Verantwortung für ihr Handeln und trat kurz darauf auch von ihrem Amt zurück. Auch Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg trat nach massiven Plagiatsvorwürfen in seiner Doktorarbeit von seinem Amt zurück. Doch anders als im Falle Käßmann nahm man dem smarten Politiker sein formuliertes "Reuebekenntnis" nicht ab. Warum eigentlich nicht? Echte und falsche Reue: Woran kann man sie erkennen? Und: Was ist überhaupt "Reue"? Die Justiz kennt den Begriff ebenso wie Psychologie, Philosophie und auch die vier großen Weltreligionen. Welche Bedeutung hat Reue für den Einzelnen und das gesellschaftliche Zusammenleben und wie notwendig ist sie, damit Veränderungen möglich sind? Welche Rolle spielen dabei das (schlechte) Gewissen, Schuldgefühle, Buße, Sühne und Beichte?

Redaktion: Susanne Poelchau
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