Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Bedrohte jüdische Welt

Rabbiner | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 03.12.2012
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Das Schtetl
Die verschwundene Welt des osteuropäischen Judentums

Kischinjow 1903
Wie ein Pogrom entsteht

Das Kalenderblatt
3.12.1926
Agatha Christie verschwindet spurlos
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar

Das Schtetl - Die verschwundene Welt des osteuropäischen Judentums
von Yvonne Maier
Schtetl - das jiddische Wort für Dorf steht für mehr als nur die meist ärmlichen Siedlungen in Polen, Galizien, der Ukraine, Weißrussland oder Litauen, in denen ein Großteil der osteuropäischen Juden bis 1945 ihre Heimat hatten. Das "Schtetl" steht für das fromme Judentum Osteuropas, für die jiddische Kultur, für den Traum und auch den Alptraum Osten der europäischen Juden. Einerseits waren die Schtetlech autonome jüdische Gemeinden in einer ansonsten christlich geprägten Region, solche Unabhängigkeit gab es im mittelalterlichen und neuzeitlichen Europa sonst kaum. Andererseits waren die Schtetl von Armut geprägt, von einer frommen und strengen Glaubensausübung und Perspektivlosigkeit, die vor allem die Juden des Bürgertums in Großstädten wie Berlin und Paris abschreckte. Mit der Vernichtung des osteuropäischen Judentums im Holocaust wurden auch die Schtetl zerstört. Ein einzigartiger Teil der jüdisch-europäischen Kultur fand sein Ende und mit ihm auch die Sprache, die alle osteuropäischen Juden gemeinsam hatten: das Jiddische.

Kischinjow 1903 - Wie ein Pogrom entsteht
von Winfried Roth
In den unruhigen letzten Jahrzehnten des Zarenregimes kam es in Russland zu massiven Angriffen auf die jüdische Minderheit, mit zehntausenden von Toten. Der Pogrom in Kischinjow 1903 war einer von vielen - er ist aber ungewöhnlich genau dokumentiert. Die orthodoxe Kirche hatte seit dem Mittelalter Juden als "Christusmörder" diffamiert. Der russische Nationalismus behandelte Juden als rechtlose Minderheit und warf ihnen ihre familiären Kontakte ins Ausland vor. In den Augen der Nationalisten machte sie das zu "Vaterlandsverrätern". Auch als "gierige Betrüger" wurden sie bezeichnet und für eine jahrelange Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht. Diese Diffamierung endete zu Beginn des 20. Jahrhunderts in "spontanen" Gewaltausbrüchen.

Redaktion: Brigitte Reimer
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