Bayern 2

     

radioTexte am Dienstag Flaubert/Du Camp: Über Felder und Strände

Gustave Flaubert | Bild: picture alliance / akg-images | akg-images

Dienstag, 30.11.2021
21:05 bis 22:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Zum 200. Geburtstag von Gustave Flaubert. "Das Land ist weit und üppig, herrlich für das Auge ohne den schwermütigen Überschwang der Normandie noch das blendende Licht des Südens", schreibt begeistert das Schriftsteller-Duo Flaubert & Du Camp über die Bretagne, die die Freunde im Jahr 1847 gemeinsam bereisen.
Es lesen im Duett die Schauspieler Franz Pätzold und Thomas Lettow.
Mit freundlicher Genehmigung des Dörlemann Verlages können wir die Sendung bis 30. Dezember 2021 als kostenlosen Podcast anbieten.

"Es ist immer eine Freude, zu zweit querfeldein zu wandern und dabei übers Gras zu laufen, über Gräber zu springen, aufs Geratewohl zu spazieren, wie die Füße einen tragen, singend, pfeifend, plaudern, träumend, ohne ein Ohr, das einen belauscht, ohne das Geräusch von Schritten hinter den eigenen, frei wie in der Wüste", notiert Flaubert in seinem Reisejournal über die Bretagne. Ein Jahr nach dem Tod seines Vaters und seiner geliebten Schwester entschließt sich der von Nervenanfällen heimgesuchte Autor gemeinsam mit seinem Schriftsteller-Kollegen und Freund Maxime Du Camp, dem Landhaus der Familie in Croisset den Rücken zu kehren und in die Bretagne aufzubrechen. Mit Pferdekutschen, auf kleinen Schiffen und zu Fuß wollen die beiden einen für sie exotischen Landstrich erkunden und ihre Erlebnisse festhalten. Auf ihren Streifzügen durch schöne Provinzstädte mit historischen Denkmälern aus verschiedenen Epochen sinnieren sie über Nationalhelden, Könige und Mätressen, Rebellen und Banditen, kommentieren geschichtliche Ereignisse, machen sich über hässliche Gegenden, kuriose Gestalten und stinkende Dummköpfe lustig. Kein Detail entgeht den kritisch-amüsierten Reisegefährten, die nach der langen Expedition schließlich Worte des Lobes und der Zuneigung finden: "Das ganze Land hübsch, abwechslungsreich in seiner Monotonie. Doch von einer Schönheit, die schmeichelt, ohne zu gewinnen, ohne zu verführen".  
Lesung mit Franz Pätzold und Thomas Lettow. Redaktion und Moderation: Antonio Pellegrino