Bayern 2

     

radioWissen Russland und Eurasien

Zwei ältere tschetschenische Männer im nördlichen Kaukasus | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 20.09.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Das Vielvölkerreich im Osten
Russland und die Sowjetunion

Der Kampf um Zentralasien
The Great Game

Das Kalenderblatt
20.9.1898
Kaiser Wilhelm II. schießt 1000. Hirschen
Von Thomas Morawetz
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Das Vielvölkerreich im Osten - Russland und die Sowjetunion
Autorin: Julia Devlin / Regie:
Im Jahre 1989 wurde in der Sowjetunion eine letzte Volkszählung durchgeführt. Dabei wurden 128 Nationalitäten und Ethnien aufgezählt - von Abasinen bis Woten. Erst mit dem Zerfall der Sowjetunion rückte ins allgemeine Bewusstsein, wie heterogen ihre Bevölkerung war. Eigentlich nicht überraschend, bei der Größe des Territoriums. Seit dem 16. Jahrhundert hatte Russland in alle Himmelsrichtungen eine aggressive Expansionspolitik betrieben und erstreckte sich von Polen bis zum Pazifik, vom Eismeer bis in die heutige Nord-Türkei. Dadurch wurden Ethnien und Nationalitäten zu Untertanen des Zaren, die in ihren Wirtschaftsformen, Sprachen, Kulturen und Religionen nicht unterschiedlicher hätten sein können. Solange die Herrschenden diese Unterschiedlichkeiten hinnahmen und außer Loyalität und Steuern nicht viel forderten, ließ sich das Imperium zusammenhalten. Doch die Nationalbewegungen im 19. Jahrhundert wurden mit Gewalt unterdrückt, und unter Stalin wurden viele Ethnien und Nationalitäten massivem Terror ausgesetzt. Wunden, die nicht verheilt sind und bis heute zu Konflikten führen.

Der Kampf um Zentralasien - The Great Game
Autorin: Bettina Weiz / Regie: Frank Halbach
"Great Game" - "großes Spiel", so nannten britische Kolonialherren das, was ab dem 19. Jahrhundert in Zentralasien stattfand; ihre russischen Widersacher sprachen vom "Schattenturnier". Es ging um die Macht in der riesigen Region zwischen dem Kaspischem Meer im Westen, den Karakorum- und Hindukusch-Gebirgen im Süden und Sibirien im Norden. Wem sie gehört, der beherrscht die Welt, meinten die Strategen der beteiligten Kaiserreiche. Dabei kämpften etwa Russen und Briten in Zentralasien nie direkt gegeneinander, sondern immer nur, indem sie massiv Waffen und Soldaten dorthin schickten und Konflikte vor Ort befeuerten. In der imperialen Weltsicht der europäischen Hauptstädte gerieten Gegenden wie Afghanistan oder Sinkiang zu Pufferzonen und zentralasiatische Kampftruppen zu Spielfiguren. Tatsächlich handelt es sich um kein Spiel oder Sportturnier, sondern um eine Serie blutiger Kriege. Das Erbe dieser Politik ist etwa in Afghanistan bis heute zu spüren - und durch den Flüchtlingsstrom inzwischen auch in Europa.
Erstsendung: BR 2016

Moderation: Michael Zametzer
Redaktion: Thomas Morawetz

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