Bayern 2

     

radioWissen Jüdisches Leben in Deutschland

Jüdische Gemeinde Regensburg | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 11.01.2021
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Die Geschichte der jüdischen Namen
Ab heute heißt du Sara

Jüdisches Leben in Regensburg
Synagoge, Ghetto und Gelehrte

Das Kalenderblatt
11.1.1569
Losverkauf der ersten englischen Lotterie startet
Von Julia Devlin
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Die Geschichte der jüdischen Namen - Ab heute heißt du Sara
Autorin: Irene Dänzer-Vanotti / Regie: Rainer Schaller
„Ich selber habe also den Standesämtern zu melden, dass ich Victor-Israel heiße“, schreibt Victor Klemperer im August 1938 in sein Tagebuch. Gerade hat er gelesen, dass der NS-Staat allen jüdischen Männern befiehlt, „Israel“ und Frauen „Sara“ zu ihren Vornamen hinzuzusetzen. Sie sollen jederzeit als Juden und Jüdinnen erkennbar sein. Zwangsnamen sind ein Schritt der Entrechtung, die wenige Jahre später bei den tätowierten Nummern in den Konzentrationslagern endet. Namen jüdischer Bürger waren aber in ganz Europa schon seit dem Mittelalter ein Politikum. In der Nachkriegszeit sind zumindest die biblischen Vornamen bei Juden wie Nicht-Juden verbreitet.

Jüdisches Leben in Regensburg - Synagoge, Ghetto und Gelehrte
Autor: Thomas Muggenthaler / Regie: Frank Halbach
Der Neupfarrplatz in Regensburg im Zentrum von Regensburg ist ein künstlicher Platz. Entstanden ist er erst durch die Zerstörung des jüdischen Viertels der Stadt. Im Jahre 1519 haben Regensburger Bürger während eines Pogroms die Juden aus der Stadt vertrieben. Die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaute gotische Synagoge wurde abgerissen, die Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Geschändet und aufgelöst wurde auch der mittelalterliche jüdische Friedhof. Grabsteine, von denen man heute bei einem Stadtrundgang noch einige sehen kann, wurden zum Zeichen christlichen Triumphes in der Stadt sichtbar verbaut. Bis dahin hatten die Juden 700 Jahre lang kontinuierlich in einem Viertel gelebt, solange, wie sonst in keiner anderen deutschen Stadt.
Die jüdische Gemeinde von Regensburg ist die älteste und bedeutendste in Süddeutschland. In der Stadt mit rund 10.000 Einwohnern lebten vor dem Pogrom rund 500 jüdische Bürger und rund 80 Talmudschüler. Regensburg war nämlich Sitz einer bedeutenden Talmudschule. Die Stadt brachte Rabbis hervor, die heute in der jüdischen Welt noch bekannte Namen sind. Da ist „Rabbi Petachja von Regensburg“, der um 12. Jahrhundert zu einer Weltreise aufbrach. Der „Regensburger Marco Polo“ reiste über Prag, Kiew und den Vorderen Orient nach Jerusalem und verfasste einen der bedeutenden Reisenberichte des Mittelalters. Anders „Rabbi Jehuda der Fromme“, ein Mystiker. Er verfasste das „Buch der Frommen“, den „Sefer Chasidim“ mit unterhaltsamen Geschichten, die den Volksglauben der damaligen Zeit widerspiegeln.

Moderation: Michael Zametzer
Redaktion: Thomas Morawetz

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