radioTexte am Dienstag V. Eichborn: Mallorca – Krieger, Piraten, Inselhelden & Sexfincas

Zwei Jahre weilte Vito von Eichborn auf der Baleareninsel und hat Einheimische, deutsche und internationale Touristen, Ökos, Radfahrer, geparkte Ehefrauen, sexhungrige Verkäuferinnen, rüstige Rentner, reiche Russen und Bordellbesitzerinnen im ehemaligen Königreich Mallorca beobachtet. 

"Mallorquiner sagen ungern, was sie vorhaben. Deshalb benutzen sie im Auto keinen Blinker": das ist eines der vielen Vorurteile der deutschen Touristen, die zu jeder Saison ihre Lieblingsinsel im westlichen Mittelmeer besuchen. Und was denken die Mallorquiner über die "reichen" deutschen Gäste? Werden sie nur mit dem Buchstaben B - Ballermann, Bohlen, Becker - in Verbindung gebracht? Schwer zu sagen. Sie schweigen - und kassieren lieber. Und obwohl jeder über jeden schimpft: alle lieben Mallorca! Weil die Insel ein großer Kontakthof ist. Hier gibt es alles. "Dieses kunterbunte Mit- und Über- und Gegeneinander ist ein großes Gesellschaftsspiel. Jeder der Beteiligten weiß, dass er nicht drauf angewiesen ist. Es gibt die diversesten Gesellschaftsschichten und - Spielregeln aus Städten und Provinzen jeder Couleur. Jedoch anders als in der Nachbarschaft in Deutschland gilt: Hier kann jeder machen, was er will. Daher gibt es auf Mallorca auch mehr Toleranz gegenüber dem Anders-Seienden und Denkenden als irgendwo sonst", lautet die Quintessenz von Vito von Eichborn. Tausendsassa von Eichborn - er ist Verleger, Herausgeber, literarischer Agent und Journalist - schildert nicht nur den Alltag auf der größten der Baleareninseln. Er weiß auch über die bewegte Geschichte Mallorcas und die seiner prominenten Bewohner zu erzählen. Vom frommen Dichter und Denker Ramon Llull, der eine "Wahrheitsmaschine" entwickelte, von Erzherzog Ludwig Salvator Maria Joseph, einem Sohn von Großherzog Leopold II. von Toskana, einem Aussteiger, der gerne in abgewetzten Klamotten herumlief. "Die große Mallorca-Koalition aus Urlaubskasse, Ladenkasse und schwarzer Kasse entspricht den gesellschaftlichen Verhältnissen zu Hause. Nur spürt man unter der wärmenden Sonne des Südens nicht die soziale Kälte", meint Pit Knorr. Viva Mallorca!