Bayern 2

     

radioWissen Biedermeier und Carl Spitzweg

Carl Spitzweg | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 17.12.2019
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Biedermeier
Rückzug ins Private

Carl Spitzweg
Maler und Poet

Das Kalenderblatt
17.12.1903
Die Brüder Wright heben zum ersten gesteuerten Motorflug ab
Von Klaus Uhrig
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Biedermeier - Rückzug ins Private
Autorin: Carola Zinner / Regie: Eva Demmelhuber
"Eines ist nur Glück hienieden / Eins: des Innern stiller Frieden.". So fasst der Dichter Franz Grillparzer in einem seiner Bühnenstücke den Wertekanon des Biedermeier knapp zusammen. Glück, das sei der "stille Frieden" - und der sei eben nur im Kleinen zu finden. In Hausmusik und Leseabenden, beim Spaziergang oder der Gartenarbeit. Auslöser dafür sind die politischen Rahmenbedingungen dieser Epoche, die auf die Zeit des siegreichen Kampfes gegen Napoleon folgt. Damals war dem deutschen Bürgertum größere politische Mitwirkung in Aussicht gestellt worden. Doch nun stemmt sich die Obrigkeit, allen voran der österreichische Staatskanzler Metternich, mit aller Macht gegen liberale, nationale und demokratische Bestrebungen. Das Volk reagiert darauf mit dem Rückzug ins Private. Und schenkt nun den kleinen, feinen Details besonderes Augenmerk: der natürlichen Schönheit des Holzes, aus dem jetzt die Möbel in betont schlichter Eleganz gefertigt werden, alten Münzen, Versteinerungen, kulturellen Artefakten aus der Vergangenheit. All das wird gesammelt, und was sich zwischen zwei Seiten aufbewahren lässt, kommt ins Album. Das Schöne und Einzigartige der Welt, das angesichts der beginnenden Industrialisierung schon bald verschwunden sein wird, soll zumindest als Erinnerung den Nachkommen überliefert werden. Auf diese Art wird der Begriff "Biedermeier", mit dem nach dem Revolutionsjahr 1848 die eben zu Ende gegangene Ära spöttisch bezeichnet wird, nach und nach zum Begriff für eine mit Wehmut betrachtete Epoche, die der Vorstellung von der "guten alten Zeit" besonders nahe kam.

Carl Spitzweg - Maler und Poet
Autorin: Renate Währisch / Regie: Eva Demmelhuber
Die Bilder von Carl Spitzweg kennt fast jeder, dass er nicht nur Maler war, sondern auch gedichtet hat, ist weniger bekannt. Der 1808 geborene Künstler war ein reiner Autodidakt, ausgebildet war er nämlich zum Apotheker: Ein Beruf, den er bereits ein Jahr nach der Erlangung des akademischen Titels an den Nagel hängte. Genützt hat er allerdings sein profundes Wissen der Chemie: Er mischte besonders einprägsame Farben von hoher Leuchtkraft, die noch dazu besonders haltbar waren. Damit bannte er kauzige Sonderlinge auf die Leinwand, der "Arme Poet" ist das berühmteste Beispiel. Es machte ihm offensichtlich großen Spaß, die Spießigkeit des Biedermeier zu entlarven. In einem Zweizeiler beschreibt er seinen künstlerischen Alltag:
Am Tage nämlich tu ich mal'n
Und abends tu ich dichten.

Moderation: Kristina Thiele
Redaktion: Andrea Bräu

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