Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Karl Kraus und Kurt Tucholsky

Schriftsteller Karl Kraus | Bild: Imagno/ Süddeutsche Zeitung Photo

Dienstag, 20.05.2014
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Karl Kraus
Satire als Werkzeug des kritischen Denkens
Autor. Christoph Leibold / Regie: Martin Trauner

Kurt Tucholsky
Lerne lachen, ohne zu weinen
Autor: Brigitte Kohn / Regie: Irene Schuck

Das Kalenderblatt
20.5.1571
Pius V. gründet die Heilige Liga gegen die Osmanen
Von Thomas Morawetz
Als Podcast verfügbar

"Der wahre Weltuntergang ist die Vernichtung des Geistes!" schrieb Karl Kraus in seiner Zeitschrift "Die Fackel", die er ab 1899 selbst herausgab und deren alleiniger Autor er bald war. Darin sagte Kraus einer Gesellschaft den Kampf an, die in seinen Augen ein "phrasenreiches oder völlig gedankenloses" Auskommen fristete. Inhaltsloses Geschwätz - für Karl Kraus war es mehr als nur ein Ärgernis, sondern schlichtweg gemeingefährlich. Dagegen setzte er in der "Fackel" „kein tönendes Was wir bringen, aber ein ehrliches Was wir umbringen". Kurzum: Wen Kraus in seinen Essays und Satiren angriff, den wollte er vernichten. Doch nicht die blindwütige Lust an Diffamierung und Zerstörung trieb ihn an. Sondern im Gegenteil: die Sorge vor der zerstörerischen Kraft der Geistlosigkeit. Satire war für Karl Kraus das Gegengift; ein Werkzeug der politischen Einmischung und des kritischen Denkens.
"Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf!" Kurt Tucholsky hat das so virtuos praktiziert, dass er nicht nur zu den meistgelesenen Schriftstellern der Weimarer Republik gehörte, sondern bis heute das vielzitierte Vorbild für alle Satiriker und Zeitkritiker ist. Kaum ein Thema, zu dem ihm nicht irgendetwas Scharfsinniges, Witziges und auch Frivoles eingefallen wäre. Sonderbar schwerelos kommen diese Texte daher, sehr zeitbezogen und doch zeitlos in ihrem Humanismus, in ihrer Aufmerksamkeit auf die Liebe, die Vergänglichkeit, die Entfremdung und die Einsamkeit des modernen Menschen. Als Satiriker, Literat und Kritiker, als ungemein vielseitiger Publizist sah er frühzeitig den rechten Terror heraufziehen und versuchte, ihn mit seiner Schreibmaschine aufzuhalten. Dass dies nicht gelang, traf ihn schwer.
Redaktion: Petra Herrmann
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