Bayern 2

radioWissen am Nachmittag Goethe und die Folgen

Johann Wolfgang von Goethe | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 24.06.2014
15:05 bis 16:00 Uhr

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Er hat gerne gelebt und - für die damalige Zeit - recht lange (1749-1832). Die Bedingungen für den Patriziersohn aus Frankfurt waren gut. Elterliches Erbe: vom "Mütterchen die Frohnatur" und vom Vater "des Lebens ernstes Führen." Das Puppenspiel, ein Geschenk der Großmutter, hat früh seine Phantasie angefacht. Die Geschichten der Mutter dichtete er kurzerhand um, wenn sie ihm nicht behagten. Goethe, ein literarisches Wunderkind, das seine Studienzeit nutzte, um die Sachen zu vertiefen, die ihn wirklich interessierten: das Malen, Zeichnen - und Dichten. Jurist wurde er jedenfalls nicht, aber mit einem Schlag durch seinen "Werther" weltberühmt. In Weimar tat der "Mann von Genie" dann zunächst alles, um gemeinsam mit Freund und Gönner Herzog Carl August dessen kleines Fürstentum zu regieren. Doch bevor er sich "die Schulter ausrenkte" bei diesem schweren Tagesgeschäft, flüchtete Goethe nach Italien, wo er endgültig zum Dichter reifte und nach seiner Rückkehr in Weimar die meisten offiziellen Ämter abgab. Dem Werk zuliebe.
"Grau ist alle Theorie", "Schall und Rauch" oder "Des Pudels Kern" - wem fiele nicht ein Zitat aus dem "Faust" ein? Ein Beweis, wie einflussreich und langlebig Goethes Tragödie ist. Wendungen und Phrasen daraus haben die deutsche Sprache bereichert wie sonst nur noch die Lutherbibel. Doch der Einfluss ist noch größer, erstreckt sich auf Literatur, Musik, Film und Theater - nationenübergreifend. Denn der "Faust" ist ein Schlüsselmythos der Moderne. Goethe griff auf ein älteres Sujet zurück, das nicht zufällig am Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit entstand - die Legende eines rastlosen Wissenschaftlers, der gegen die Grenzen rebelliert, die ihm seine eigene Menschlichkeit, die Gesellschaft und die Religion setzen. Die Problematik ist für den modernen Menschen ungebrochen aktuell. Und so interpretierten Komponisten, Schriftsteller und Regisseure das Faust-Thema immer wieder neu, darunter Michail Bulgakov, Franz Liszt, Thomas Mann und F. W. Murnau. Aber auch propagandistisch ließ sich Goethes "Faust" ausschlachten, und so übten sich die Nationalsozialisten, aber auch das Kultusministerium der DDR an der ihr eigenen Version der Tragödie.

Redaktion: Petra Herrmann
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