Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Lyrik durch die Jahrhunderte

Symbolbild "Zauberei und Gebet" | Bild: colourbox.com

Dienstag, 08.07.2014
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Zwischen Zauberei und Gebet
Lyrik durch die Jahrhunderte
Autor und Regie: Markus Mayer

Neue deutsche Lyrik
Tour de Trance
Autorin: Astrid Mayerle / Regie: Martin Trauner

Das Kalenderblatt
8.7.1908
Thérèse Peltier hebt ab
Autorin: Brigitte Kohn

Als Podcast verfügbar


Die Höhlenmalereien der Steinzeit sind erhalten, nur die ersten Gedichte und Lieder der Menschen sind im Äther verklungen. Naturvölker kennen sie jedoch, die Wiegen- und Tanzlieder, die Heils- und Segenssprüche, Gebete und Schamanensprüche. radioWissen über das breite Spektrum lyrischer Formen - vom Kinderlied bis zum rätselhaften, modernen Gedicht und dem Popsong unserer Tage. Erläutert wird, warum sich Dichter oft als Heilsbringer, Seher und Propheten verstanden haben und warum derartige Haltungen in der heutigen Welt auf Widerstand treffen müssen.
Zudem ist es kein Zufall, dass das älteste Zeugnis der deutschen Sprache, die Merseburger Zaubersprüche aus den neunten und zehnten Jahrhundert, heidnische Rituale zum Inhalt haben. Lyrik ist nicht nur die älteste literarische Kunstform. Gedichte und Gebete, Lieder und Sinnsprüche vermittelten immer auch zwischen Gemüt und Glauben, zwischen Sinn und Über-Sinnlichem. Rhythmus, Reim und Vers und Reim verbinden spielend Bereiche wie Magie und Musik, sorgen für Gemeinsamkeit und Konsens.
Junge Lyriker schreiben über Quitten und Hochzeitstafeln, über Kraken und Zooarchitektur. Ihre Themen kommen aus der Beobachtung des Alltags und sind dennoch alles andere als alltäglich. Denn die Autoren loten die Grenzen der Sprache aus und erfinden sie dabei neu. Sie arbeiten bewusst mit Zweideutigkeiten, bauen Verhörer, Versprecher und Slapstikelemente ein, sie zitieren die Werbung, sie parodieren Redewendungen und schaffen Zwitterworte aus verschiedenen Sprachen. Poetisches Esperanto. Die Gegenwartslyrik ist die Erfinderin der "Tour de Trance" und wagt sich zu Liebeserkenntnissen wie "Nichts wird so heiß besessen, wie es gemocht wird." Ihre Einsichten sind von gesundem Dichterverstand: "wer schatten hat, muss für die spots nicht sorgen". Das Feature stellt Inhalte und Ideen der jungen deutschen Lyrikszene vor.

Redaktion: Petra Herrmann
Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/manuskripte/index.html

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