Bayern 2

     

radioWissen Das Bild der Deutschen

Nachdenken über das typische Deutsche | Bild: Digital Stock

Mittwoch, 10.10.2018
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Was ist "deutsch"?
Eine Identität im Zwiespalt

Unfähig zu genießen?
Die Deutschen und die Lebensfreude

Das Kalenderblatt
10.10.1859
Männerbund "Schlaraffia" gegründet
Von Xaver Frühbeis
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Was ist "deutsch"? - eine Identität im Zwiespalt
Autorin: Carola Zinner / Regie: Eva Demmelhuber
Am Anfang stand die Sprachgemeinschaft: Ursprünglich wurde als "deutsch" nicht etwa eine ethnische Gruppe oder ein politisches Gebilde bezeichnet, sondern die Volkssprache germanischer Stämme in Mitteleuropa. Die Deutschen waren also eine durch die Sprache definierte "nation" im Sinne von "natio" (Abstammung, Geburt). Im 18. Jahrhundert bildete sich langsam die Vorstellung einer deutschen Kulturnation heraus; das politisch noch gar nicht existierende Deutschland galt als Land der Dichter, Denker und Musiker. Fragt man heute nach, was "deutsch sein" bedeutet, hört man von Autobau, Pünktlichkeit, von Zuverlässigkeit und Ordnung, aber auch von Nationalsozialismus und Herrschsucht, Überheblichkeit und Besserwisserei. Typisch deutsch aber sei es auch, sagt der renommierte Literaturwissenschaftler Professor Dieter Borchmeyer, sich immer wieder die Frage zu stellen "Was ist deutsch?", ohne jemals wirklich eine Antwort darauf zu finden.

Unfähig zu genießen? - die Deutschen und die Lebensfreude
Autor: Michael Conradt / Regie: Christiane Klenz
Ein Viertel aller Deutschen, so zeigen psychologische Studien, ist nicht oder nur eingeschränkt fähig, das Leben zu genießen. Dies scheint das allgemeine Vorurteil zu bestätigen, demzufolge die Deutschen grüblerisch, ängstlich und generell lebensunfroh sind. Warum dies so ist, hat noch niemand schlüssig aufgezeigt. In der Kulturgeschichte finden sich aber einschlägige Hinweise, etwa der Einfluss streng protestantischer Glaubensrichtungen, die jeglichen Genuss verboten oder auch die Pflichtethik Immanuel Kants und die pessimistische Philosophie Arthur Schopenhauers. Peter Sloterdijk schließlich hat gezeigt, dass die Menschen des Abendlands sich spätestens seit der Antike systematisch Askese an- und dadurch Lebensfreude abtrainiert haben. Angesichts all dieser Einflüsse erscheint es eigentlich beachtlich, dass nur ein Viertel der Deutschen nicht genießen kann, drei Viertel also schon. Vielleicht sind wir in Sachen Lebensfreude gar nicht so schlecht?

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Bernhard Kastner

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