Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Autoren, die polarisieren

Elfreide Jelinek 2002 | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 19.06.2018
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Elfriede Jelinek
Ich - Ding der Unmöglichkeit

Michel Houellebecq
Provokation als Prinzip

Das Kalenderblatt
19.6.1990
Schengener Übereinkommen
Von Birgit Magiera

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Elfriede Jelinek - Ich - Ding der Unmöglichkeit
Autorin: Anja Mauruschat / Regie: Christiane Klenz
"Leider gibt es gar kein Ich." Das stellte Elfriede Jelinek 2011 zu ihrem Privatroman "Neid" fest, der ausschließlich im Internet erschien: Ein fast 1000-seitiger Roman, den sie kapitelweise kostenlos und frei zugänglich im Internet veröffentlichte, ohne dass ein Lektor den Text redigierte oder ein Literaturkritiker ihn rezensierte. Das völlige Verschwinden in der Bedeutungslosigkeit des Netzes wurde Jelinek dafür prophezeit, dabei war diese Veröffentlichungsstrategie gerade der Befreiungsschlag, nachdem sie sich schon so lange sehnte. Aber erst nachdem die 1946 geborene österreichische Schriftstellerin 2004 den hochdotierten Nobelpreis für Literatur erhalten hatte, war es ihr möglich geworden, sich noch radikaler von der Öffentlichkeit und dem Kulturbetrieb zu emanzipieren, als sie es schon getan hatte. So hatte die für ihre Kritik an der österreichischen Verdrängung der eigenen, faschistischen Vergangenheit als "Nestbeschmutzerin" gescholtene Jelinek 1995 und 2000 bereits temporäre Aufführungsverbote für ihre provokanten und umstrittenen Stücke in ihrer Heimat erteilt: Aus Protest gegen die FPÖ und die erste schwarz-blaue Regierungsbildung. Und Preise nimmt die völlig zurückgezogen in Wien und München lebende Jelinek sowieso nie persönlich entgegen. Umso lautstarker sind ihre literarischen und essayistischen, kritischen Texte, mit denen sie immer wieder Missstände anprangert und in politische Debatten eingreift, vor allem um allzu starken, ich-verliebten Rechten den Kampf anzusagen.

Michel Houellebecq - Provokation als Prinzip
Autorin: Gabriele Knetsch / Regie: Eva Demmelhuber
Er ist ein Star der französischen Literaturszene und ein Provokateur: "Rassist", "Frauenhasser", "Religionsfeind" - all das sind Schmähungen, die seine Kritiker Michel Houellebecq vorgeworfen haben. In Interviews trägt er immer wieder selbst dazu bei zu polarisieren - etwa durch kontroverse Äußerungen zum Islam. Andererseits wertet Houellebecq den Islam in seinem letzten Buch, "Unterwerfung", als Religion einer neuen Partei in Frankreich auf, die in seiner politischen Fiktion sogar den französischen Präsidenten stellt. Houellebecq, der den Namen seiner kommunistischen Großmutter angenommen hat, verbrachte als Kind mehr Zeit bei den Großeltern oder im Internat als bei seinen leiblichen Eltern. Der studierte Agraringenieur porträtiert in seinen Romanen, aber auch in Gedichten, immer wieder eine westliche Konsumgesellschaft, in der die Menschen vergeblich versuchen, Hingabe oder menschliche Nähe zu erleben. Literaturkritiker bezeichnen ihn als "ikonische Figur" - oder als "berufsmäßigen Skandalautor".

Moderation: Christian Schuler
Redaktion: Petra Herrmann

Unter dieser Adresse finden Sie die Manuskripte von radioWissen:
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