Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Prägende Köpfe der Bonner Republik

Herbert Wehner | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 04.12.2017
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Herbert Wehner
"Sie werden die Puppen noch tanzen erleben"

Eugen Kogon
Das Gewissen der alten Bundesrepublik

Das Kalenderblatt
4.12.1971
Ein Brand inspiriert Deep Purple zu "Smoke on the Water“
Von Simon Demmelhuber

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Herbert Wehner - "Sie werden die Puppen noch tanzen erleben"
Autorin und Regie: Dorit Kreissl
Er war der Mann mit der Pfeife, Fuhrman und Zuchtmeister der SPD und ein Jahrhundertpolitiker. Herber Wehner hat die SPD in den Nachkriegs-Jahren entscheidend geprägt, sie regierungsfähig gemacht und in die Große Koalition geführt. Zeitlebens wurde ihm allerdings seine Vergangenheit als Kommunist vorgehalten: Der gebürtige Dresdner engagiert sich zunächst bei den Anarchisten, bevor er als 20-jähriger der KPD beitritt und in der Partei schnell Karriere macht. Im Untergrund organisiert er den Widerstand gegen die Nationalsozialisten, wird von der Gestapo gesucht und flieht nach Moskau. Im vierjährigen Exil überlebt er das Terror-Regime Stalins, in dem jeder jeden denunziert. 1941 reist er illegal nach Schweden ein, wird verhaftet und für drei Jahre eingesperrt. Nach dem Krieg tritt Wehner der SPD bei. Bald bestimmt er die Geschicke der Partei, vor allem in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender. Dem Politiker Wehner liegen vor allem die Wiedervereinigung und soziale Gerechtigkeit am Herzen. Er macht Willy Brandt zum Kanzler-Kandidaten, gerät aber in der Guillaume-Affäre in den Ruf des Königsmörders. 34 Jahre lang gehört er dem Bundestag an, liefert er sich heftige Redeschlachten vor allem mit Franz-Josef-Strauß, kassiert als "König der Zwischenrufer" die meisten Ordnungsrufe und ist berühmt als Namensschöpfer. Den Abgeordneten Wohlrabe tauft er "Übelkrähe", aus Todenhöfer macht er "Hodentöter" und den Journalisten Ernst Dieter Lueg spricht er mit "Werter Herr Lüg" an. Wehners Zornausbrüche sind gefürchtet, er teilt aus, muss aber auch viel einstecken. Der leidenschaftliche Parlamentarier leidet im Alter an einer Multi-Infarkt-Demenz. Herbert Wehner stirbt am 19. Januar 1990 in Bad Godesberg.

Eugen Kogon - Das Gewissen der alten Bundesrepublik
Autor und Regie: Rainer Volk
Meist fallen Namen wie Adenauer, Heuss, Schumacher oder Schmid, wenn es um die Gründerväter der Bundesrepublik geht. Doch brauchte es nach 1945 nicht nur Politiker, um Deutschland wieder in die Staatenwelt zu integrieren, sondern auch Intellektuelle wie Eugen Kogon. Der streng katholisch erzogene Diplomatensohn (1903 - 1987) war bekennender Nazi-Gegner und kam deshalb 1939 ins KZ Buchenwald. Kogon überlebte als Arztschreiber und verfasste, kaum dass der Krieg vorbei war, den ersten Klassiker über die NS-Verbrechen: "Der SS-Staat". Vor allem aber engagierte er sich publizistisch für den Wiederaufbau der Demokratie in Deutschland. Mit Walter Dirks gründete Kogon die "Frankfurter Hefte" - das wohl wichtigste intellektuelle Debattenforum der Bundesrepublik in den 50er und 60er Jahren. Oft als "Linkskatholik" bezeichnet befürwortete er die Integration der Bundesrepublik in europäische Strukturen, setzte sich für die Aussöhnung mit Polen und der Sowjetunion ein und unterstützte die sozialliberale Koalition Brandt-Scheel. Eine Professur für Politikwissenschaft und eine kurze Zeit als Fernseh-Redakteur zeigen: Eugen Kogon war ein rastloser Mann, dem die Bundesrepublik viel verdankt.

Moderation:
Redaktion: Thomas Morawetz

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