Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Demütigung und Demut

Abu Ghraib: Wachpersonal demütigt Gefangene | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 29.11.2017
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Verletzung der Selbstachtung
Anmerkung zur Demütigung

Die Demut
Fessel oder Tor zur inneren Freiheit?

Das Kalenderblatt
29.11.1965
Erster Verkehrsverbund der Welt nimmt in Hamburg Fahrt auf
Von Birgit Magiera

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Verletzung der Selbstachtung - Anmerkung zur Demütigung
Autor: Rolf Cantzen / Regie: Martin Trauner
Demütiger, bescheidener, achtsamer, defensiver soll der Mensch sich verhalten - diese Forderung mag angemessen sein angesichts der rücksichtslosen Ausbeutung von Mensch und Natur. Das Gegenstück zur Demut ist die Demütigung, also eine verletzende Herabsetzung der menschlichen Würde und der Verweigerung des Respekts. Demütigungen - darauf machen Psychologen aufmerksam - können die Ursache sein für kriegerische Auseinandersetzungen sein. So wurde der Vertrag von Versailles immer als Demütigung wahrgenommen, die sich die Nazis zunutze machten. Auch Philosophen warnen davor, sich allzu demütig zu fügen und mahnen zur Selbstachtung. Ein "Bad Boy" der Philosophie, Max Stirner, formuliert eine Philosophie der Selbstachtung und Selbstbehauptung. Auch Friedrich Nietzsche wendet sich gegen religiöse und herrschaftliche Demütigungsversuche und plädiert für innere Unabhängigkeit und Rücksichtslosigkeit in der Kritik.

Die Demut - Fessel oder Tor zur inneren Freiheit?
Autorin und Regie: Anja Mösing
Demut - was für ein Wort! Und erst Demut als Haltung! Uncooler und unmoderner geht es fast nicht. Geradezu unbehaglich wird es den meisten dabei. Von Religionen weltweit und von jeher eingefordert scheint Demut in der säkularisierten Zeit obsolet. Wer in der westlichen Welt nicht den "aufrechten Gang" pflegt, wer nicht weiß, was ihm zusteht und das auch einzufordern versteht, der hat schlicht selber Schuld. Die Idee "selbst verschuldeter Unmündigkeit" ist seit der Aufklärung schriftlich fixiert. Selbstbestimmtes Leben ist das selbstverständliche Ziel des modernen Menschen. Demut scheint seit dem nicht mehr ins Bild zu passen. Folgerichtig werden auch Liebe, Erfolg, sogar Gesundheit als selbst verschuldet verstanden - kurz alles, wonach heute ein zufriedenes Leben bemessen wird. Bei so einem Übermaß an Lebensaufgaben könnte eine Wiederentdeckung der Demut als Anerkennung der eigenen Begrenztheit fast schon ein Tor zur inneren Freiheit werden.

Moderation: Gabriele Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastnerr

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