Bayern 2

     

radioWissen Nationalismus, Weltsicht und Kurzsicht

Nationalisten Petry, Le Pen, Salvini, Wilders | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 24.04.2017
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Nationalismus
Renaissance einer totgeglaubten Weltanschauung?

Wie ein Pogrom entsteht
Beispiel Kischinjow im Zarenreich

Das Kalenderblatt
24.4.1974
Günter Guillaume wird wegen Spionage verhaftet
Von Prisca Straub

Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Nationalismus - Renaissance einer totgeglaubten Weltanschauung?
Autor: Thomas Grasberger / Regie: Christiane Klenz
Mitten in Europa errichten Staaten wieder permanente Grenzkontrollen, rechtspopulistische Parteien von Finnland bis Ungarn feiern Wahlerfolge und nationale Identität wird wieder zum politischen Schlagwort. Dabei hatten viele ihn schon für tot erklärt, den Nationalismus. Sein Siegeszug prägte die Geschichte der vergangenen beiden Jahrhunderte wie keine andere Idee. Die Vorstellung, dass kulturelle Gemeinsamkeiten auch zu politischen Gemeinschaften führen müssen, ist dabei stets ein zweischneidiges Schwert gewesen. Es hat Völker nicht nur von Fremdbestimmung befreit, sondern auch ein unvorstellbares Maß an Hass und Blutvergießen über die Menschheit gebracht. Was aber ist Nationalismus überhaupt? Nur ein übertriebener Patriotismus? Eine politische Ersatzreligion? Ein gedankliches Konstrukt, das kollektive Identität stiftet? Thomas Grasberger sucht Antworten auf diese Fragen in der Ideengeschichte und der Sozialpsychologie.

Wie ein Pogrom entsteht - Beispiel Kischinjow im Zarenreich
Autor: Winfried Roth / Regie: Martin Trauner
In den unruhigen letzten Jahrzehnten des Zarenregimes kam es in Russland zu massiven Angriffen auf die jüdische Minderheit, mit zehntausenden von Toten. Der Pogrom in Kischinjow 1903 war einer von vielen - er ist aber ungewöhnlich genau dokumentiert. Die orthodoxe Kirche hatte seit dem Mittelalter Juden als "Christusmörder" diffamiert. Der russische Nationalismus behandelte Juden als rechtlose Minderheit und warf ihnen ihre familiären Kontakte ins Ausland vor. In den Augen der Nationalisten machte sie das zu "Vaterlandsverrätern". Auch als "gierige Betrüger" wurden sie bezeichnet und für eine jahrelange Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht. Diese Diffamierung endete zu Beginn des 20. Jahrhunderts in "spontanen" Gewaltausbrüchen.

Redaktion: Thomas Morawetz

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