Bayern 2


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Martin Luther in Bayern Eine kleine bayerische Geschichte der Reformation

Von L wie Luther bis Ö wie Ökumenischer Kirchentag: Eine kleine bayerische Reformationsgeschichte mit Luthers Stationen in Bayern und den wichtigsten Ereignissen rund um die Entstehung der neuen Konfession.

Stand: 19.08.2015

  • 1511
    Hafen von Lindau mit altem Leuchtturm | Bild: BR/Marion Heinz

    Der Hafen von Lindau: hierher kam Luther auf dem Weg nach Rom

    1511

    Luthers Reise nach Rom

    Luther wandert - nach neuester Datierung - im Herbst 1511 von Wittenberg nach Rom, über Nürnberg, Augsburg, Memmingen und am Bodensee vorbei über den Septimerpass. Der spätere Reformator ist ein treuer Sohn seiner Kirche und ein respektiertes Mitglied des Augustinereremitenordens. Dass er seinen Ordensbruder Johann von Mecheln begleiten darf, um in Rom Ordensangelegenheiten zu klären, ist eine Ehre.

  • 1518

    1518

    Luther beim Verhör in Augsburg

    Im April reist Luther über Würzburg, wo er Fürstbischof Lorenz von Bibra trifft, zu einem Konvent seines Ordens nach Heidelberg. Im Oktober wird Luther in Augsburg vom päpstlichen Legaten Cajetan verhört. Es geht um die 95 Thesen zum Ablass, die er 1517 veröffentlicht hat. Luther will eine theologische Diskussion eröffnen, Cajetan dagegen erkennt schnell, dass Luthers Überzeugungen dazu führen müssen, eine neue Kirche zu bauen.

  • 1521
    Burg Lauenstein  | Bild: BR/Marion Heinz

    Burg Lauenstein an der äußersten nördlichen Grenze des heutigen Bayern

    1521

    Der Reichstag zu Worms und die Folgen

    Auf dem Reichstag in Worms wird Luther als Ketzer verurteilt, der Kaiser verhängt die Reichsacht über ihn. Auf der Rückreise wird er im Auftrag des Kurfürsten Friedrich von Sachsen scheinbar entführt und zu seinem Schutz auf die Wartburg gebracht. An der Planung der Entführung sind drei kurfürstliche Räte beteiligt: Georg Spalatin aus Spalt, Philipp von Feilitzsch und Friedrich von Thüna, dessen Familiensitz die Burg Lauenstein in Oberfranken ist.

  • 1523
    Lindau im 16. Jahrhundert | Bild: BR/Marion Heinz

    Lindau im 16. Jahrhundert, Gemälde im Stadtmuseum Lindau

    1523

    Die Reformation in Lindau

    In Lindau predigt der Franziskanermönch Michael Hug bereits seit 1523 reformatorisch, der Rat der Stadt stützt mit ihm noch weitere reformatorische Prediger. 1528 lösen die Franziskaner ihr Lindauer Kloster auf. Beim Reichstag 1530 in Augsburg unterzeichnet Lindau nicht das Augsburger Bekenntnis, sondern, zusammen mit Straßburg, Konstanz und Memmingen, die "Confessio Tetrapolitana" - Vierstädtebekenntnis - die sich an dem Reformator Ulrich Zwingli orientiert. Zwei Jahre später schließt sich die Stadt dem Augsburger Bekenntnis an.

  • 1525
    Memmingen  | Bild: BR/Franz Lorbiecki

    St. Martin In Memmingen: Hier predigte Christoph Schappeler

    1525

    Die Zwölf Artikel aus Memmingen

    In Nürnberg und Memmingen hält die Reformation Einzug. Der Schweizer Prediger Christoph Schappeler und der Memminger Sebastian Lotzer verfassen die Zwölf Artikel, die auch anderen Gruppen im Bauernkrieg als Richtlinie dienen. Sie fordern Abgabenerleichterung, Pfarrerwahl durch die Gemeinde und die Aufhebung der Leibeigenschaft.

  • 1529
    Dom Speyer | Bild: picture-alliance/dpa

    Der Dom von Speyer

    1529

    Der Reichstag der "Protestanten"

    Auf dem Reichstag in Speyer entsteht der Name "Protestanten". Fünf Reichsfürsten und 14 Städte, darunter Nürnberg, Memmingen und Lindau, protestieren dort gegen die Aufhebung der Religionsformel des ersten Speyerer Reichstags, aus der sie das Recht zu kirchlicher Neugestaltung ableiten. Dies gilt als das erste gemeinsame öffentliche Bekenntnis von Reichsständen zur Reformation.

  • 1530
    Verlesung des Bekenntnisses | Bild: BR/Marion Heinz

    Die Verlesung des Augsburger Bekenntnisses, Gemälde in den Kunstsammlungen der Veste Coburg

    1530

    Das Bekenntnis von Augsburg

    Auf dem Reichstag in Augsburg überreichen die inzwischen protestantisch gewordenen Reichsstände, Städte und Fürsten Kaiser Karl V. das Augsburger Bekenntnis, die Confessio Augustana. Ein eigenes Bekenntnis übergeben die Städte Straßburg, Konstanz, Memmingen und Lindau: die Confessio Tetrapolitana. Die beiden Bekenntnisse unterscheiden sich vor allem im Abendmahlsverständnis. Während des Augsburger Reichstags wohnt Luther auf der Coburg, im südwestlichsten Teil des Kurfürstentums Sachsen. Unter päpstlichem Bann und kaiserlicher Acht ist er nur dort seines Lebens sicher.

  • 1555
    Rathaus Augsburg | Bild: BR/Marion Heinz

    Das Augsburger Rathaus, Schauplatz der Verleihung des Friedenspreises

    1555

    Der Augsburger Religionsfriede

    In Augsburg wird der Religionsfriede geschlossen. Sein Grundsatz: "cuius regio, eius religio" – der Landesherr bestimmt über die Konfession seiner Untertanen. Viele Menschen werden zu Verfolgten und Vertriebenen. Der Friede hält nicht, nach dem Dreißigjährigen Krieg führt der Westfälische Friede 1648 das landesherrliche Kirchenregiment erneut ein. Das ist der Ursprung des Augsburger Friedensfestes, das seit 1650 immer am 8. August gefeiert wird. Alle drei Jahre wird aus diesem Anlass der Augsburger Friedenspreis verliehen.

  • 1797
    Residenz München | Bild: picture-alliance/dpa

    Residenz München

    1797

    Eine evangelische Königin für Bayern

    Die badische Prinzessin Karoline heiratet den verwitweten Herzog Maximilian Joseph von der Pfalz-Zweibrücken, später Kurfürst und ab 1806 König von Bayern. Der Ehevertrag regelt, dass die evangelische Karoline ihre Konfession beibehält und ihr mit Ludwig Friedrich Schmidt ein evangelischer Kabinettsprediger zusteht. Er ist der erste evangelische Geistliche in München.

  • 1803
    St.Lorenz Nürnberg | Bild: BR/Marion Heinz

    St. Lorenz in Nürnberg, heute eine der größten evangelischen Kirchen in Bayern

    1803

    Bayern: größer und evangelischer

    Vom Reichsdeputationshauptschluss mit Napoleon profitiert vor allem das Kurfürstentum Bayern: Fränkische und schwäbische Gebiete kommen zu den altbayerischen Stammlanden, traditionell evangelische oder "paritätische" Gegenden mit katholischer und evangelischer Bevölkerung zum vormals rein katholischen Bayern. Bis 1815 sind das unter anderem die Städte Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Kempten, Kaufbeuren, Lindau, Memmingen, Dinkelsbühl, Nördlingen, Rothenburg o. d. Tauber und Schweinfurt.

  • 1848
    Denkmal mit Diakonisse | Bild: BR

    An der Laurentiuskirche in Neuendettelsau

    1848

    Versammlungen, Vereine, Wohltäter

    Die Paulskirchenverfassung garantiert die Versammlungsfreiheit und legt damit den Grundstein für das evangelische Vereinswesen. In Bayern gründet 1849 Wilhelm Löhe die "Gesellschaft für innere Mission im Sinne der lutherischen Kirche", aus der 1854 die Diakonissenanstalt Neuendettelsau hervorgeht.

  • 1932
    Landesbischof Hans Meiser | Bild: picture-alliance/dpa

    Hans Meiser, bayerischer Landesbischof von 1933 bis 1955

    1932

    Kirchenkampf

    Die Deutschen Christen konstituieren sich als Glaubensbewegung, die die NS-Politik unterstützt. 1934 wendet sich die Bekennende Kirche auf der Barmer Synode gegen die Deutschen Christen. Viele Landeskirchen in Deutschland spalten sich, die bayerische Landeskirche übersteht die NS-Zeit "intakt". Landesbischof Hans Meiser, später wegen früher judenfeindlicher Schriften kritisiert, widersetzt sich der Gleichschaltung durch die Nazis.

  • 1999
    St. Anna in Augsburg | Bild: BR

    St. Anna in Augsburg

    1999

    Die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre

    In der Augsburger St.-Anna-Kirche verabschieden Lutheraner, Katholiken und Methodisten die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Darin bekennen sich alle drei Konfessionen zu der Überzeugung, dass der Mensch nicht aufgrund seines Verdienstes von Gott angenommen - gerechtfertigt - ist, sondern allein durch Christus und den Glauben an ihn. Es waren unter anderem fundamentale Unterschiede in der Auffassung der "Rechtfertigung", die im 16. Jahrhundert zur Kirchenspaltung geführt hatten. Deshalb wird die Gemeinsame Erklärung von vielen als ein bedeutender ökumenischer Meilenstein gefeiert.

  • 2010
    2. Ökumenischer Kirchentag in München: Teilnehmer des Eröffnungsgottesdienstes  bunte Luftballons | Bild: picture-alliance/dpa

    Eröffnungsgottesdienst des zweiten Ökumenischen Kirchentags in München

    2010

    Ökumenischer Kirchentag in München

    In München findet der zweite Ökumenische Kirchentag statt, nach dem ersten 2003 in Berlin. Evangelische Kirchentage in der heutigen Form gibt es seit 1949, sie werden alle zwei Jahre gefeiert, im Wechsel mit den Katholikentagen, die nach dem Verbot im Dritten Reich 1948 wieder auflebten. Ein erstes ökumenisches Pfingsttreffen hatte es 1971 in Augsburg gegeben, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und der Deutsche Evangelische Kirchentag hatten dazu eingeladen. Der dritte Ökumenische Kirchentag findet 2019 statt.


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