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Hund, Katze, Maus Ein Haustier zu Weihnachten - eine gute Idee?

Kinder wünschen sich gerne mal ein Haustier zu Weihnachten. Viele Eltern bringt es in die Bredouille. Einerseits möchte man den Herzenswunsch erfüllen. Aber man schafft sich ja nicht leichtfertig Haustiere an. Hund, Katze oder Kaninchen unterm Weihnachtsbaum - eine gute Idee? Eine Checkliste.

Stand: 09.12.2019

Ein weißes Kaninchen schaut aus einem Weihnachtsgeschenk heraus | Bild: pa/ImageBroker

Bevor Eltern ein Haustier unter den Christbaum legen, gilt es ein paar Dinge zu beachten. Eine Checkliste mit Tipps von Professor Achim Gruber, Tierpathologe an der FU Berlin und Autor des Buches "Das Kuscheltierdrama".

1. Zweck des Haustieres

Haustiere sind für viele Menschen grundsätzlich eine wertvolle Lebensbereicherung. Besonders bei Kindern können sie auch einen pädagogischen Zweck erfüllen. Sie lernen den Umgang mit Tieren und Verantwortung zu übernehmen. Auch für alleinstehende Menschen können Haustiere tolle neue Freunde werden.

Welche Bedürfnisse haben die Tiere? Besser vorher informieren.

Die Anschaffung eines Haustieres sollte wohl überlegt und vorbereitet sein - mit allen Beteiligten. Denn gerade bei Haustier-Überraschungen geht oft etwas schief – mit ganz schlimmen Folgen für das Tier. Eine wichtige Frage lautet auch: Kann beispielsweise das Kind verantwortungsvoll mit dem Tier umgehen?

2. Das richtige Tier finden

Die Wahl sollte nicht nur von der persönlichen Vorliebe für Hund, Katze und Maus abhängen, sondern auch von den Rahmenbedingungen bei den neuen Besitzern. Es gibt einige Punkte, die es zu beachten gilt:

Artgerechte Haltung

Vor einer Anschaffung sollte geklärt werden, ob ein Tier ohne Artgenossen zurechtkommt, weil sie den Menschen als Bezugsperson annehmen. Sittiche, Papageien, Meerschweinchen oder Kaninchen brauchen Artgenossen und sollten immer paarweise gehalten werden. Über das richtige Fressen sollte man sich vorher auch gut informieren.

Aktivität der Tiere

Wann sind die Tiere aktiv? Nachtaktive Tiere wie Hamster werden ihren neuen Besitzern tagsüber unter Umständen wenig Freude bereiten. Hamster und auch Meerschweinchen lassen sich im Gegensatz zu den meisten Hunden und Katzen nicht gerne streicheln. Sie sind kein geeigneter Kuscheltierersatz für Kinder. Sie glauben, es käme ein Adler von oben, greife und verschleppe sie und fresse sie schließlich. Stress für das Tier.

Zeitaufwand

Hundebrauchen voll Bewegung. Sonst werden sie lethargisch.

Wer kann wann für das Tier da sein und es betreuen, vor allem wenn Frauen oder Herrchen mal krank sind oder in den Urlaub fahren. Ein Tipp: Wenn es ein Hund sein soll, einfach mal eine Woche lang jeden späten Abend bei Wind und Wetter eine ausgiebige Runde spazieren gehen - und so erfahren, ob es was für einen ist. Die entscheidende Frage ist: Habe ich genug Zeit für ein Haustier. Jetzt und in ein paar Jahren voraussichtlich auch noch. Denn Bewegungsmandel kann für viele Haustiere fatale Folgen haben und Verhaltensstörungen auslösen.

Die Kosten für das Haustier

Ein Haustier kostet nicht nur den Anschaffungspreis. Oft übersteigen die Anschaffungen für eine artgerechte Haltung die Kosten für das Tier selbst. Beispielsweise bei Kaninchen, die an sich eher günstig zu haben sind. Das "Zubehör" und auch das richtige Fressen schlagen dann noch mehr zu Buche. Kalkulieren muss man natürlich auch die Verpflegungskosten für die Tiere und immer mal wieder Tierarztkosten. Weil das Tier auch mal krank wird - oder weil es auch einfach geimpft werden muss. Auch über eine mögliche Tierkrankenversicherung sollten sich Interessierte vorher informieren und die Kosten bedenken.

3. Obacht vor Krankheiten

Es gibt mehr als 70 verschiedene Infektionskrankheiten, die zwischen Haustieren und Menschen übertragen werden können. Da gibt es ganz viele schlimme, gefährliche oder sogar tödliche Krankheiten.

Ein "Klassiker" ist Lippenherpes. Der Virus verursacht beim Menschen nur ein kleines Bläschen an der Lippe, für Tiere wie den Chinchilla oder das Kaninchen kann er tödlich sein. Ein Kuss kann dann ganz schnell zum Todeskuss werden.

4. Absolute No-Go's

Ein paar Tiere eignen sich grundsätzlich nicht als Haustiere. Weder zu Weihnachten, noch irgendwann anders: überzüchtete Hunde und Katzen. Viele sind bereits krankgezüchtet - mit schlimmen Folgen für Tier und Halter. Schwere Krankheiten der Tiere mit viel Leid bis hin zum Tod sind oft dasErgebnis von Züchtungen, die auf vermeintliche Schönheit oder Extravaganz von Tieren abzielen.

Möpse leiden oft an Atembeschwerden durch die Zucht.

Dazu zählen zum Beispiel auf die extrem kurzen Köpfe gezüchteten Möpse und Bulldogen, die dann an vielen schlimmen Problemen leiden und auch langfristig hohe Tierarztkosten verursachen. Sie können daran sogar sterben. Am besten diese Tiere gar nicht kaufen, denn nur was nicht mehr gekauft wird, wird auch nicht mehr gezüchtet.

5. Fazit

Ein neues Haustier sollte niemand leichtfertig unter den Christbaum legen. Das Risiko ist groß, dass Mensch und Tier nicht glücklich werden. Wenn aber der Wunsch nach dem neuen Freund groß ist und die Anschaffung mit all seinen Folgen wohl überlegt sind, dann spricht nichts mehr gegen Hund, Katze oder Maus unterm Weihnachtsbaum.

Buchtipp: Das Kucheltierdrama

Das Kuscheltierdrama. Ein Tierpathologe über das stille Leiden der Haustiere. Von Prof. Dr. Achim Gruber. Droemer HC 2019. 19,99 Euro. ISBN: 978-3-426-27781-2.


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