Bayern 1


2

Wehrpflicht Wiedereinführung nicht in Sicht

Vor fünf Jahren wurde die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt. Seitdem hat sich einiges verändert: Krieg und Terror sind näher an Deutschland gerückt. Trotzdem halten viele Politiker eine Wiedereinführung für nicht sinnvoll.

Stand: 30.06.2016 | Archiv

Bundeswehr-Soldaten üben mit dem G36-Sturmgewehr | Bild: picture-alliance/dpa

Als der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg 2011 den Anstoß gab, die Wehrpflicht in Deutschland abzuschaffen, gab es dafür gute Gründe: Die Sicherheitslage war ruhig, es gab kaum Bedarf an Soldaten - außerdem sollte die Truppe verkleinert werden. Die Grundausbildung dauerte damals nur sechs Monate, nach Expertenmeinung zu kurz um wirksam auszubilden. Die Bundesregierung war sich einig: Die Wehrpflicht war nicht mehr zeitgemäß. Seitdem hat sich jedoch einiges geändert. Trotz Gefahr durch Krieg und Terror ist der allgemeine Tenor: Eine Wiedereinführung des Pflichtdienstes ist keine Option.

"Jährlich eine große Zahl junger Männer auszubilden, die nur kommen, weil sie müssen, entspricht nicht mehr den Anforderungen an die Bundeswehr"

Ursula von der Leyen, Bundesverteidigungsministerin

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will heute, dass die Bundeswehr als attraktiver Arbeitgeber überzeugt. Oswin Veith, stellvertretender Präsident des Reservistenverbandes sieht das anders. Für ihn war ein Aussetzen der Wehrpflicht zu voreilig. Nun fehle ausgebildetes Personal, das in Krisen einsatzbereit sei. Um dem entgegenzutreten, schlägt er einen verpflichtenden Gesellschaftsdienst vor, für junge Männer und Frauen.

Statt Wehrdienst ist jetzt Bundesfreiwilligendienst angesagt

Ein sogennanter "Bufdi" bei der Arbeit.

Einen freiwilligen Dienst gibt es schon länger, neben dem Freiwilligen Sozialen Jahr (finanziert durch die Länder) wurde mit der Aussetzung des Wehrdienstes der Bundesfreiwilligendienst eingeführt (finanziert durch den Bund). Rund 40.000 sogenannte Bufdis arbeiten derzeit freiwillig in sozialen Einrichtungen in ganz Deutschland. Anders als beim Freiwilligen Sozialen Jahr kann man sich dort auch als über-27-jähriger engagieren. So sind beispielsweise auch rund 400 Rentner als freiwillige Helfer unterwegs.

Kaum jemand ist bereit, für sein Land zu kämpfen

Wer früher zur Bundeswehr eingezogen wurde, kam meistens gerade erst von der Schule. Doch die Jugend von heute will anscheinend gar nicht mehr zum Bund. Mehr als zwei Drittel der zwischen 16 und 34-jährigen wollen nicht, dass der Wehrdienst wieder eingeführt wird. Das ergibt die derzeit laufende, nicht repräsentative Umfrage „Generation What“, die europaweit ermitteln will, wie Jugendliche denken. Auf die Frage „Wenn es Krieg gäbe, wärst du bereit für dein Land zu kämpfen?", antworten ganze 69 Prozent mit "Nein" (Teilnehmer: 51.702, Stand: 30.06., 14:00 Uhr). Eine Sache sehen aber viele Jugendliche ähnlich wie der stellvertretende Präsident des Reservistenverbands: es sollte ein Zivildienst für Männer und für Frauen eingeführt werden (55%).


2