Kritik / Late Night Berlin "Du kannst viele Leute erreichen – mach was draus!"

Am Montagabend hat Klaas Heufer-Umlauf sein Late Night Show Debüt gegeben. Die Erwartungen waren groß, die Umsetzung sehr ausbaufähig. Unser Autor hat Klaas einen Brief mit seinem Feedback geschrieben.

Von: Niklas Gramann

Stand: 09.03.2018 | Archiv

Klaas Heufer-Umlauf | Bild: BR

"Late Night Berlin", darauf hatte Klaas Heufer-Umlauf lange gewartet: seine eigene Late Night Show. Die Erwartungen waren riesig, die erste Sendung eher mittelmäßig. Aber hey, was klappt schon direkt beim ersten Mal? Was jetzt wichtig ist, damit er sich verbessern kann? Genau: ein gutes Feedback. PULS-Autor Niklas Gramann hat Klaas seine konstruktive Kritik deswegen zusammengeschrieben. Nach der Sandwich-Technik eingepackt in watteweiches Lob – wie man’s im Teambuilding-Seminar eben so lernt.

Lieber Klaas,

zuerst mal: Toll, dass du dich das traust. Politik, klug und unterhaltsam aufgearbeitet, das braucht dieses Land. Guter Ansatz. Dein Anzug sah auch echt schick aus, und ich war fast ein bisschen stolz auf dich, wie du da so standest und dir deinen Traum von einer Late Night Show erfüllt hast. Wenn du jetzt an folgenden Punkten noch arbeiten würdest, dann könnte das echt was werden:

Der Anfang

Bleib doch für den Anfang bei ein paar ausgewählten, guten Witzen und überflute nicht alle mit halbgaren Jokes aus lauter verschiedenen Gebieten. Stand-up-Comedy ist einfach nicht so unser Ding in Deutschland. Nicht Stefan Raabs, nicht Böhmermanns und deins halt auch nicht. Ich weiß, es gehört nun mal zum Anfang jeder Late Night Show, aber tu dir und mir einen Gefallen und halte es so knapp wie möglich.

Die Einspieler

Auch deine Einspieler mag ich eigentlich, aber das "Laberinth der Macht", in dem du die Verhandlungen zur Jamaika Koalition und zur GroKo aufs Korn nimmst, war einfach viel zu lang. Ich verstehe, dass du ein bisschen was vom Circus-Halligalli-Humor mit in deine Sendung genommen hast. Das Prinzip von: "Betrunkene schreiben Drehbücher" ist lustig, funktioniert aber leider nicht so gut, wenn die Leute nicht betrunken sind und statt einer lustigen Serie politische Verhandlungen beschreiben müssen. Was hältst du denn davon, wenn du zum Beispiel "In Vino Veritas" in deine Show einbaust?  Betrunkene morgens um drei Uhr zu politischen Themen befragen, das ist doch wie für "Late Night Berlin" gemacht. Aber bitte kurz und knapp. Denn was ich mir eigentlich wünsche, sind kluge und witzige politische Inhalte von DIR. Kommentare, Zusammenhänge, Dinge auf den Punkt gebracht. Zeig du mir damit, wie absurd dieser Politik-Zirkus ist, aber lass ihn mich ganz nebenbei trotzdem ein bisschen besser verstehen. Hilf mir, eine Haltung und Meinung zu bilden. Ich trau' dir das zu, du musst nur dir selbst mehr Raum geben als den armen Trotteln, die du da vor die Kamera gezerrt hast.

Das Interview

Die dritte Sache ist die Auswahl der Gäste. Klar ist es super, Anne Will direkt als ersten Gast zu bekommen, aber ob es klug war, ist eine andere Frage. In Sachen Interview ist sie dir einfach sehr weit voraus. Der Ansatz, sie mir menschlich etwas näher zu bringen, war nett gemeint, aber zu wissen, dass auch sie mal in Jogginghose auf dem Sofa liegt oder eine Serie wie den Bergdoktor schaut – da sehe ich den Mehrwert nicht wirklich. Konzentrier' dich doch lieber auf eine kleinere Auswahl an Themen und lass deine Gäste nicht das erzählen, was ich mir eh denken kann.

Wenn du auf diese Sachen achtest, wird die nächste Sendung bestimmt besser und dann klappt das auch mit deinem Late-Night-Show-Traum – länger als das halbe Jahr, das dir so manche Experten nach der ersten Folge prophezeien. Klar, musst du erstmal reinkommen, das ist auch gar kein Problem. Ich finde es super, dass du Menschen für Politik begeistern willst und das kann bestimmt auch klappen. Aber denk dran: Du bist nicht "zwölf Jahre alt", wie du gewitzelt hast, sondern ein erwachsener Late-Night-Show-Moderator, der die Chance hat, viele Leute mit schlauen Inhalten zu erreichen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du da was draus machst!

Bis nächsten Montag, dein Nik.

Sendung: Hochfahren vom 14. März 2018, ab 7 Uhr