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TV & Serie // Queer Eye Reality-TV mit Herz statt Diss

Homosexuelle Männer sind die besten Friseure und wissen, welche Farben zusammenpassen. Klischees. Kotz. Egal, wie positiv sie wirken. Die Serie "Queer Eye" aber dreht aus diesen Klischees eine Geschichte über Toleranz und Liebe.

Von: Katja Engelhardt

Stand: 07.03.2018 | Archiv

Reality-TV mit Herz statt Diss | Bild: Gavin Bond Netflix

Das Klischee sagt, heterosexuelle Männer sind stillose Lumpen, schwule Männer kennen sich dagegen immer super aus und wissen, wann Vorhänge zum Sofa passen, welcher Pullover aufträgt und welcher Haarschnitt schon wieder total out ist. Äh, ja. Super Beispiel dafür, dass Klischees so richtig niemandem gerecht werden. Aber was tut man gegen Vorurteile, egal ob positiv oder nicht?

Die Serie "Queer Eye" nimmt sie mit Humor und macht daraus Reality TV. Fünf schwule Männer bilden eine Expertenclique, die "Fab Five". Tan ist Modeberater, Bobby der Mann fürs Design, Antoni gibt Ernährungstipps, Jonathan ist erstklassiger Friseur und Karamo Kulturexperte. Was auch immer ein Kulturexperte sein soll.

Queer Eye ist feinstes Reality TV

Dieses Team juckelt durch Amerika und berät Männer – vorzugsweise straighte Typen, die kein Style-Game haben und auch sonst nix auf die Kette kriegen oder einen kleinen Anstupser brauchen. Das ist eine unfassbare gute Kombination im fiktiven Genre "Drücken auf die Tränendrüse". Am Anfang jeder Folge wird die Zielperson vorgestellt. Wie alt ist sie, wohnt sie noch bei den Eltern, wie lange hatte er schon keine Beziehung mehr? Und am Ende liegen sich alle in den Armen, weil sie gemerkt haben, dass wir alle dasselbe wollen: Akzeptanz, uns wohl fühlen, geliebt werden. Hach.

Klingt nach "Bauer sucht Frau" trifft auf "Einsatz in vier Wänden". Ist aber sehr respektvoll und auch nicht zum Drüber-lustig-machen sondern zum Mitfühlen. Auch, weil so einige Teilnehmer an ihre Grenzen stoßen, vor allem die im Kopf. Das Expertenteam wird zwar bewusst von Freunden oder Familie der Hauptpersonen eingeladen. Aber trotzdem beherbergen die USA - und seien wir ehrlich, auch Deutschland - unter anderem intolerante Menschen und engstirnige Idioten. Und die kriegen Besuch von fünf schwulen Männern, die ihr Leben auf Vordermann bringen. Das verändert dann halt mehr als nur die Frisur.

Einen Eimer Liebe für alle!

In der Show "Queer Eye" geht es im Kern nicht um geilen Lifestyle, sondern um Toleranz und, ja, Liebe. Einerseits für die Weirdos, die ihr Leben gepimpt bekommen, anderseits auch für die Hosts. Manche der sehr rührenden Szenen sind natürlich geplant, wie das sagenhaft Augen öffnende Gespräch zwischen dem schwarzen schwulen Karamo und einem weißen heterosexuellen Polizisten. Boom. Zündstoff, Welten, die aufeinander prallen, was mag da passieren? Es ist klar, was da passiert: Wir sollen nachdenken und weinen. Mindestens eins davon wird dann auch wirklich eintreten.

Riskanter Reboot

Ein Wehrmutstropfen bleibt dann aber doch. Obwohl "Queer Eye" nun wirklich viel Love, Peace und Happiness ausstrahlt, bestätigt die Serie natürlich das Klischee von den kultivierten schwulen Männern. Das wird nur selten gebrochen - und das dann auch viel zu leise. Die bedeutendste Ausnahme ist, dass auch ein homosexueller Mann etwas Fab-Five-Nachhilfe erhält.

Aber all das liegt auch daran, dass auf den Schultern von "Queer Eye" vererbte Erwartungen lasten. Die Sendung basiert nämlich auf dem Format "Queer Eye for the Straight Guy", einer Serie nach demselben Prinzip, die ab 2003 einige Jahre lang in den USA lief, preisgekrönt wurde, einen Spin-Off für Frauen abwarf und auch bei South Park landete – Reihenfolge ohne Gewichtung.

Bei aller Kritik auf bemüht-korrektem Niveau: Wenn sich auf Grundlage einer Serie wie "Queer Eye" fremde Menschen kennenlernen und überhaupt Kontakt zueinander aufbauen, schafft ein Entertainment-Format mehr als hundert schlaue Artikel im Feuilleton.

"Queer Eye" könnt ihr auf Netflix streamen.

Sendung: Filter vom 07.03.2018, ab 15 Uhr