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EU-Gipfel zu Syrien Keine klare Ansage an Russland

Sollen Russland neue Sanktionen angedroht werden? Darüber haben die Teilnehmer des Brüsseler EU-Gipfels bis tief in die Nacht hinein diskutiert. Am Ende zeigte sich die EU aber unentschlossen, es blieb bei vagen Andeutungen.

Von: Sabine Hackländer

Stand: 21.10.2016 |Bildnachweis

Kanzlerin Merkel beim EU-Gipfel in Brüssel, mit Spaniens Premierminister Rajoy | Bild: picture-alliance/dpa

Klare Kante war gefragt. Was bei EU-Gipfeln ohnehin schon schwer fällt, in bezug auf Russland aber offenbar übermenschliche Anstrengungen erfordert. Bis tief in die Nacht debattierten die Gipfelteilnehmer das Für und Wider einer Androhung von Sanktionen wegen Russlands Luftangriffen auf die syrische Stadt Aleppo. Am Ende gab es immerhin eine Einigung. Bundeskanzlerin Merkel zeigte sich zufrieden.

"Wir haben deutlich gemacht, dass wir entschlossen sind, alles zu tun, damit ein humanitärer Zugang zu den Notleidenden in Aleppo möglich ist, dass wir die menschenverachtenden Bombardierungen nicht akzeptieren können. Und dass wir, wenn diese Art von Verletzungen auch weitergeht, natürlich auch alle verfügbaren Maßnahmen ins Auge fassen werden."

Bundeskanzlerin Merkel

Gemeint sind Sanktionen, die - so der Nachsatz der Kanzlerin – diesmal allerdings nicht im Vordergrund standen. In der Gipfelerklärung heißt es, die EU prüfe alle Optionen, inklusive weiterer restriktiver Maßnahmen, sollten die gegenwärtigen Kriegsgräuel in Syrien weiter anhalten. Dabei seien zunächst die syrischen Verantwortlichen im Blick, erklärte Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande, aber eben auch Russland, sollten die Bombardements fortgesetzt werden.

Es bleibt erstmal bei der Schengen-Auszeit

Intensiv diskutiert wurde beim Gipfel auch über das Thema Migration und die damit verbundene Einschränkung des freien Reiseverkehrs im Schengenraum. Bereits seit einem Jahr nimmt sich Deutschland ebenso wie vier weitere EU-Länder diese Schengen-Auszeit. Ziel sei es nun aber,

"dass wir natürlich versuchen wollen, Schritt für Schritt zurück zu Schengen zu kommen."

Bundeskanzlerin Merkel


Trotz dieses demonstrativ guten Willens hatte sie gemeinsam mit anderen Länderchefs verhindert, dass sich der Gipfel gegen eine weitere Verlängerung der innereuropäischen Grenzkontrollen ausspricht. Dazu der österreichische Bundeskanzler Kern:

"Solange immer noch Flüchtlinge über die Balkanroute zu uns kommen, müssen wir die Möglichkeit haben, hier Maßnahmen zu setzen auch auf nationaler Basis, das ist nichts, was wir anstreben, aber es ist eine Art Ultima Ratio, also ein letztes Mittel, wenn der Außengrenzenschutz nicht funktioniert."

Österreichs Bundeskanzler Christian Kern

Und dann mussten die Gipfelteilnehmer doch noch über das leidige Thema CETA, das  Freihandelsabkommen mit Kanada beraten. Dazu hatte es am Abend höchst beunruhigende Neuigkeiten gegeben. Denn trotz intensiver Verhandlungen am Rande des Gipfels verweigert die Wallonie, der französisch-sprachige Teil Belgiens, weiterhin die Zustimmung zum Abkommen. Was zur Folge hat, dass die Ratifizierung auf EU-Seite immer noch blockiert ist, obwohl bereits am nächsten Donnerstag die offizielle Unterzeichnung mit Kanada ansteht. Könnte CETA wirklich daran scheitern?

Noch habe man Hoffnungen, war am Abend aus EU-Kreisen zu hören. Die Verhandlungen sollen ab heute weitergeführt werden. Dazu will der wallonische Ministerpräsident neben einem Treffen mit Abgeordneten des Regionalparlaments offenbar auch mit der kanadischen Handelsministerin sprechen.  







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Europa der Vaterländer, Freitag, 21.Oktober 2016, 10:25 Uhr

8. Warum nicht klare Kante gg.die "Ver(unr)einigten Staaten von Amerika" ?!?

Die noch nicht aufgearbeitet Vergangenheit:Die USA haben in den Golfkriegen Munition aus abgereicherten Uran verwendet, die noch heute etliche Tausend missgebildete Kinder zur Folge hatte.
Gleiches mit Napalm, das berüchtigte "Agent Orange", und noch heute leidet das Volk in Vietnam und Kambodscha an den Spätfolgen....
Und die Gegenwart: Gemäß eines Berichtes eines Münchner Nachrichtenmag. ist ausnahmsw. ein Bericht durchgerutscht, aus dem hervorgeht, wie umfangreich die Waffenlieferungen der USA an die sog.syrische Opposition ausfallen...wo ist da die EU, endlich ein Stopp dieser militärischen Unterstützung durch die USA einzufordern?!? So wird die Eskalation nie aufhören, diese einseitige Wahrnehmung seitens der EU ist falsch.
Von der maßgeblichen Beteiligung durch den CIA bei der Entstehung des IS ganz zu schweigen.
Oder warum wird der Schmuggel des Giftgases seitens des türkischen Geheimdienstes nach Syrien, um es Assad quasi unter zuschieben, nicht von der EU thematisiert?!?

  • Antwort von Ulrich Denninger, Freitag, 21.Oktober, 12:40 Uhr anzeigen

Thomas, Freitag, 21.Oktober 2016, 10:19 Uhr

7. Frau Merkel versucht auf internationaler Basis zu punkten.

Könnte aber sein dass so mancher in der EU bereits die Monate bis zur nächsten Bundestagswahl zählt (11) und insgeheim oder auch offen hofft dass danach eine andere Person Deutschland in der EU vertritt. Nun, das hoffe ich auch, aber der Einzug der AfD in den Bundestag wird einen bitteren Beigeschmack haben und der Preis für ihre Ablösung sein wenn die Mehrheiten dann nicht mehr reichen um ihr eine weitere Legislaturperiode als Bundeskanzlerin zu ermöglichen.

Die andere Alternative von Rot-Rot-Grün im Bund scheint mir auch nicht die beste Wahl, vielleicht ist das aber die einzig denkbare die sich realisieren lässt. Die Präsidentschaftswahl in Frankreich nächstes Jahr ist mindestens genau so wichtig für die EU und da muss man bereits mit einem Rechtsruck rechnen, bleibt nur zu hoffen dass es nicht zu weit nach Rechts geht. Mit einer Frau Le Pen wird alles schwieriger werden, nichts leichter und wäre die AfD stark genug um das Kanzleramt zu bekommen, wäre das ein Desaster für Europa.

  • Antwort von Truderinger, Freitag, 21.Oktober, 11:36 Uhr anzeigen

  • Antwort von Thomas, Freitag, 21.Oktober, 13:38 Uhr anzeigen

Raymond, Freitag, 21.Oktober 2016, 09:32 Uhr

6. wohl eher zahnloser Tiger

Sanktionen sind wohl mehr als fragwuerdig und schaden mehr als sie nuetzen ...Merkel ist offenbar immer noch nicht bereit mit den EU Partnern , Loesungen auch im Fluechtlingsproblem zu suchen , dabei , sieht man was und wie das BAMF die Lage unter Kontrolle hat , dringlicher denn je , eine politische Loesung gebraucht wird. Vielleicht sollte man auch hier z.B. mal Reglungen von anderen EU Laendern uebernehmen ...scheinen besser klar zu kommen ...Probleme ueberall ....Loesungen nicht vorhanden ?

Bruno Haller, Freitag, 21.Oktober 2016, 09:21 Uhr

5. Ansage an Russland

Hoffentlich werden die Russen nicht so ein Chaos hinterlassen wie die Amis.

  • Antwort von Truderinger, Freitag, 21.Oktober, 10:57 Uhr anzeigen

  • Antwort von thorie, Freitag, 21.Oktober, 11:17 Uhr anzeigen

ABC, Freitag, 21.Oktober 2016, 09:18 Uhr

4. EU!

Die EU ist viel zu schwach um Russland zusätzlich zu schaden. Frau Merkel ist auch im Grund nicht daran interessiert, weil trotz der ganzen politischen Ungereimtheiten ca. 6000 deutsche Betriebe in Russland ihre Geschäfte machen. Dies ist auch richtig.
Der Syrien-Krieg hat so viele Streithähne, dass es falsch wäre, wenn unser Land nicht alle Brücken offen lassen würde.