NSU-Prozess


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NSU-Prozess Letzte Runde im Gutachter-Streit

Vor dem Münchner Oberlandesgericht geht der monatelange Streit um das psychiatrische Gutachten über Beate Zschäpe in die vermutlich letzte Runde. In einer letzten Befragung hat der vom Gericht bestellte Gutachter Gelegenheit, seine Expertise zu verteidigen. Er hält die Hauptangeklagte für voll schuldfähig. Deren Verteidiger zweifeln diese Einschätzung an.

Von: Ina Krauß

Stand: 29.06.2017 | Archiv

Beate Zschäpe | Bild: picture-alliance/dpa|Peter Kneffel

Zahlreiche Unterbrechungen, Verzögerungen, lautstarke Auseinandersetzungen zwischen Verteidigung und dem Senat: Der Streit um das psychiatrische Sachverständigengutachten im NSU-Prozess währt nun schon über sieben Monate.

Für Zschäpe geht es dabei um viel. Der vom Gericht bestellte Sachverständige Henning Saß hält die Angeklagte für voll schuldfähig und immer noch für gefährlich. Das bedeutet: Ihr droht im Falle einer Verurteilung wegen Mittäterschaft an zehn Morden eine lebenslangen Haftstrafe. Auch die Anordnung einer anschließenden Sicherungsverwahrung ist nicht ausgeschlossen. Sowohl Zschäpes Altverteidiger als auch die neuen Verteidiger ihres Vertrauens versuchen deshalb mit allen Mitteln, gegen das Gutachten des Sachverständigen vorzugehen.

"Mich erinnert das ein bisschen an Napoleon Bonaparte, der das brennende Moskau verlässt auf seiner Kutsche und 'Kämpfen, Männer, kämpfen!' schreit. Hier gibt es nichts mehr zu kämpfen."

Mehmet Daimagüler, Nebenklage-Anwalt

Die Gutachten und ihre Schwächen

Mehmet Daimagüler vertritt mehrere Opferfamilien im NSU-Prozess. Die Anwälte der Hauptangeklagten sehen das naturgemäß anders. Zschäpes sogenannte Alt-Verteidiger Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl setzten zuletzt durch, dass der von ihnen beauftragte Gegengutachter Pedro Faustmann erneut geladen wird, was zu tagelangen Verzögerungen im Prozessverlauf führte. Faustmann wirft Saß fachliche Fehler vor und kritisiert dessen Methodik. Saß hatte die Kritik zuletzt in wenigen Worten zurückgewiesen und sieht keinen Anlass seine Einschätzung zu korrigieren.

Die größte Schwäche an dem Gutachten des Sachverständigen: Saß konnte nicht persönlich mit Zschäpe reden. Sie lehnte es ab, sich von dem Gerichtsgutachter untersuchen zu lassen. Saß stützt seine Einschätzung deshalb auf die Akten, die Aussagen von Zeugen und seine Beobachtungen während des Prozesses. Gesprochen hat Zschäpe aber mit einem anderen Gutachter: Joachim Bauer, dem Psychiater ihrer Wahl, beauftragt von den Verteidigern ihres Vertrauens. Bauer attestierte ihr nach sieben Besuchen in der Untersuchungshaft eine dependente, also abhängige, Persönlichkeitsstörung und hält die Angeklagte für vermindert schuldfähig. Die größte Schwäche dieses Gutachtens ist nach Ansicht von Opferanwalt Yavuz Narin, dass Bauer quasi in letzter Minute in das Verfahren einstieg.

"Professor Saß, der eine renommierte und anerkannte Persönlichkeit im Bereich der forensischen Psychiatrie ist, hat hier über 300 Verhandlungstage mitbekommen und kennt die übrige Beweisaufnahme - und genau hieran fehlt es dem Professor Bauer. Das heißt, er ist ausschließlich auf die Angaben von Frau Zschäpe und ihrer Anwälte und deren merkwürdige und wenig glaubhafte Einlassung angewiesen."

Yavuz Narin, Nebenklage-Anwalt

Befangenheitsantrag gegen Gutachter Bauer

Auf Nachfrage hatte Zschäpe Bauer von zahlreichen körperlichen Misshandlungen durch ihren Lebensgefährten Uwe Böhnhardt berichtet. Doch der Wunsch-Sachverständige von Zschäpe geriet schnell in die Kritik. Mehrere Nebenkläger beantragten, ihn wegen Befangenheit abzulehnen. Er hatte in einer E-Mail an die Presse im Zusammenhang mit dem NSU-Prozess von einer Hexenverbrennung gesprochen und sein Gutachten an Journalisten weitergegeben.

Noch hat das Gericht nicht über den Befangenheitsantrag gegen ihn entschieden. Klar ist, die Beweisaufnahme im NSU-Prozess nähert sich dem Ende. Prozessbeteiligte rechnen noch vor der Sommerpause mit den ersten Plädoyers.


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Josef jedermann, Donnerstag, 29.Juni 2017, 14:56 Uhr

4. Lob an die Bildauswahl

Schiefe Körperhaltung, dazu noch schön von schräg unten....
Besser kann man es kaum machen.
Wie nennt man denn in Fachkreisen sowas?
Die "Petryperspektive"?

websaurier, Donnerstag, 29.Juni 2017, 14:36 Uhr

3. Teure Showveranstaltung !


Für diese Farce, die sich seit Jahren hinzieht, durfte der Steuerzahler bereits eine zweistellige Millionensumme hinblättern !
(Ich hoffe, dass sie noch zweistellig ist...)

Frau Schneider, Donnerstag, 29.Juni 2017, 09:44 Uhr

2. sie ist schuldfähig

Ich rechne damit, Frau Zschäpe ist bald eine freie Frau. Mit einer schlimmen Kindheit in der Hinterhand kann man sogar morden ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ich hoffe nur für die Angehörigen der Opfer, das diese Frau ihre gerechte Haftstrafe bekommt und sich nicht schön aus der Affäre herauswinden kann.

wm, Donnerstag, 29.Juni 2017, 08:22 Uhr

1. Letzte Runde im Gutachter-Streit

Manege frei für die nächste Show .......im "Divertissementchen" ohne Ende:-)))