NSU-Prozess


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160. Verhandlungstag Sprachlosigkeit und Entsetzen über NSU-Videos

Nebenklage-Vertreter und Zuhörer haben sich entsetzt über das "Paulchen Panther"-Video des NSU geäußert. Am 160. Verhandlungstag des Prozesses wurde im Gerichtssaal der mehr als zehn Minuten lange Bekennerfilm gezeigt.

Von: Eckhart Querner

Stand: 18.11.2014 | Archiv

DVD des NSU-"Paulchen Panther"-Bekennervideos | Bild: picture-alliance/dpa

In dem Video bekennt sich der NSU zu mehreren der insgesamt zehn Morde an türkischen und griechischen Kleinunternehmen sowie einer Polizistin. Zuhörer, die dem Verfahren von der Empore des Münchner Gerichtssaals folgten, reagierten mit Entsetzen und Sprachlosigkeit auf die Brutalität, die in dem Film zu sehen sei. Es sei unfassbar, wie unbeteiligt sich die Mitglieder des NSU gegeben hätten, sagte eine Besucherin aus Potsdam der ARD. In das Video wurden auch nachgestellte Szenen des Mordes am Blumenhändler Enver Simsek  in Nürnberg montiert und Ausschnitte aus dem Zeichentrickfilm "Der rosarote Panther" eingeschnitten. Die nachgestellten Szenen stammen aus der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst". Besonders perfide: Auch selbst gemachte Fotos vom kurz zuvor ermordeten Simsek schnitten die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in das Video ein.

Über Simsek, der das erste Mordopfer des NSU war, heißt es in einer Einblendung verhöhnend: "E. Simsek ist nun klar, wie ernst uns der Erhalt der deutschen Nation ist." Das NSU-Video endet mit dem "Paulchen Panther"-Spruch: "Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage."

Unfassbarer Zynismus

Nebenklage-Anwalt Jens Rabe, der Simseks Tochter vertritt, zeigte sich empört und erschüttert. Es sei unfassbar, welcher Zynismus aus den insgesamt drei Videos spreche, die im Gericht gezeigt wurden. Er sei froh, dass seine Mandantin heute nicht im Gerichtssaal gewesen sei. Semiya Simsek hatte das so genannte "Paulchen Panther"-Video bereits während der Ermittlungen gegen den NSU gesehen und war nach Angaben von Anwalt Rabe tagelang traumatisiert gewesen.

Anlass für die im Gericht gezeigten Videos war die heutige Vernehmung eines Beamten des Bundeskriminalamts in Meckenheim. Er hatte während der Ermittlungen gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe die Filme gesichtet und Einblendungen und eingeschnittene Schlagzeilen verschriftlicht. Zschäpes Verteidiger wollten zu den NSU-Videos keine Stellungnahme abgeben.


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