NSU-Prozess


1

NSU-Prozess, 137. Verhandlungstag Das Schweigen des Bruders

Entgegen der Hoffnung von Prozessbeoabachtern hat der Bruder des Mitangeklagten André E. beim NSU-Prozess die Aussage verweigert. Und auch die Herkunft der Haupt-Mordwaffe bleibt weiter unklar.

Stand: 05.09.2014 | Archiv

Der Angeklagte Andre E. | Bild: picture-alliance/dpa

Seine Aussage war mit Spannung erwartet worden: Der Bruder des mutmaßlichen NSU-Unterstützers André E. sollte heute vor Gericht aussagen. Doch der Mann verweigerte die Aussage - Prozessbeteiligte hatten zuvor die Hoffnung geäußert, er könnte sich äußern. Der Zeuge und der Angeklagte André E. sollen gemeinsam eine Gruppe mit dem Namen "Weiße Bruderschaft Erzgebirge" gegründet und Kontakte zwischen unterschiedlichen Neonazi- und Skinheadgruppen geknüpft haben.

André E. gilt außerdem als einer der engsten Vertrauten der Hauptangeklagten Beate Zschäpe. Er und seine Familie sollen das untergetauchte Trio mehrfach in dessen konspirativen Unterschlupf in Zwickau besucht haben. André E. soll außerdem Zschäpe zum Bahnhof gebracht haben, nachdem sie am 4. November 2011 vom Tod ihrer beiden Gefährten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos erfahren und mutmaßlich die Zwickauer Wohnung in Brand gesteckt hatte.

Auch ein Ermittler des Bundeskriminalamts, der einen der mutmaßlichen Waffenbeschaffer vernommen hatte, wurde am 137. Prozesstag befragt. Dieser Waffenbeschaffer war mit Uwe Böhnhardt befreundet und hatte in einer früheren Vernehmung eingeräumt, mit einem mutmaßlichen Schweizer Waffenhändler befreundet zu sein. Er habe aber bestritten, etwas mit der "Ceska"-Pistole zu tun zu haben oder den Kontakt zu dem Schweizer vermittelt zu haben, so der BKA-Beamte. Der Beamte hielt die Einlassungen des mutmaßlichen Waffenbeschaffers für unglaubhaft und widersprüchlich.

Woher kam die Tatwaffe?

So bleibt die Herkunft der Tatwaffe, mit der neun von zehn NSU-Opfern erschossen wurden, weiter unklar. Ein Zeuge aus dem Freundeskreis von Uwe Böhnhardt hatte in einer Vernehmung seine Freundschaft zu einem mutmaßlichen Schweizer Waffenhändler eingeräumt. Doch vor Gericht bestritt der Mann nun, den Kontakt zwischen NSU und dem Schweizer hergestellt zu haben.


1

Kommentieren

Herbert, Freitag, 05.September 2014, 15:38 Uhr

2.

Liebes BR Team,
mit großem Interesse verfolge ich seit Anfang an diesen Prozess auf der BR website.

Vielen Dank für Ihre Berichterstattung!!!

Allerdings würde ich mir wünschen das die Gerichts-Reporter wieder detaillierter schreiben. Für mich ist dieser Prozess hoch interessant.
Und ich habe das Gefühl am Anfang waren die Gerichtsreporter-Tagebuch Einträge um einiges umfangreicher.

Ich fand es immer toll als die Reporter ggf. Dialoge/Vernehmungen zwischen Herrn Götzl und den Zeugen zitierten.

Naja, lange Rede kurzer Sinn.... Für mich lesen sich die Gerichts-Tagebucheinträge mittlerweile ein bisschen wie kurze, dahin geschriebene Zusammenfassungen des etwaigen Tages....

  • Antwort von BR.de/Nachrichten, Freitag, 05.September, 15:47 Uhr

    Lieber Herbert,

    unsere Gerichtsreporter berichten auch aktuell ausführlich über das Geschehen im Gericht.

    Ausführliche Protokolle vergangener Prozesstage lesen Sie auch hier: http://www.br.de/nachrichten/nsu-prozess/nsu-prozess-wichtigste-verhandlungstage-ueberblick-100.html

    Mit freundlichen Grüßen
    die Redaktion von BR.de/Nachrichten

Fragender, Freitag, 05.September 2014, 08:04 Uhr

1. Neonazi-Szene in Sachsen und Thüringen

Hat man überhaupt ein Interesse an einer lückenlosen Aufklärung? Den Eindruck hat man doch schon lange nicht mehr.