NSU-Prozess


1

137. Verhandlungstag, 5.9.2014 Drei Brüder im Gerichtssaal

Eigentlich sollte heute der ältere Bruder des als Unterstützer angeklagten André E. als Zeuge aussagen. Doch Ronny E. machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Maik E., der dritte Bruder, saß derweil auf der Zuschauertribüne.

Von: Alf Meier

Stand: 05.09.2014 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

05 September

Freitag, 05. September 2014

Maik E. zählte selber zum Umfeld des "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU). Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder André E. soll er eine Gruppe mit dem Namen "Weiße Bruderschaft Erzgebirge" gegründet und Kontakte zwischen unterschiedlichen Nazi- und Skinheadgruppen geknüpft haben. André E. gilt als einer der engsten Vertrauten der Hauptangeklagten Beate Zschäpe. Er soll Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos nach deren Untertauchen mehrfach in deren Unterschlupf in Zwickau besucht haben.

Ronny E. gilt als unverdächtig

Festgenommen wurde André E. im November 2011. Eine Spezialeinheit der Polizei schlug im Landkreis Potsdam-Mittelmark zu, wo André E. bei Maik E. untergeschlüpft war. Der war damals unter anderem Stützpunktleiter der Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der NPD in Potsdamm, und deswegen vom Verfassungsschutz beobachtet worden. Ronny E. hat nach eigenen Angaben mit der rechten Szene nichts zu tun. Seine Einlassung hätte vielleicht Informationen zur Gesinnung des angeklagten Bruders geliefert. Für den Ausgang des NSU-Prozesses wird die Verweigerung aber keine große Rolle spielen.

Vernehmungsatmosphäre angepasst

Zuvor war es noch einmal um die Pistole der Marke "Ceska" gegangen. Befragt wurde ein Ermittler, der den möglichen Waffenbeschaffer Enrico T. vernommen hatte. Der Mann aus dem Freundeskreis von Uwe Böhnhardt soll die Mordwaffe aus der Schweiz geholt haben, bestreitet das aber. Enrico. T. habe sich bereits kurz nach Vernehmungsbeginn in Widersprüche verstrickt, sagte der Ermittler heute. Daraufhin habe man die "Vernehmungsatmosphäre angepasst", ihm sei deutlich gemacht worden, dass man ihm nicht glaubt. Es sei wortstark deutlich gemacht worden.“

RAF-Terrorist auf T-Shirt

André E. trug heute übrigens ein T-Shirt mit einem roten Portrait des einstigen RAF-Linksterroristen Andreas Baader. Vielleicht will André E. nur provozieren. Aufgefallen war er bislang eher durch Symbole aus dem rechten Spektrum.


1