NSU-Prozess


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283. Verhandlungstag, 12.5.2016 Ein Räuberleben wie bei Hotzenplotz

Im NSU-Prozess ging es heute um das Räuberleben des NSU-Trios. Im weiteren Verlauf des 283. Verhandlungstages verlas Wahlverteidiger Hermann Borchert die Antworten der Fragen, die Richter Manfred Götzl Beate Zschäpe vor über einem Monat gestellt hatte.

Von: Eckhart Querner

Stand: 12.05.2016 | Archiv

Eckhart Querner | Bild: Julia Meuller

12 Mai

Donnerstag, 12. Mai 2016

Was für ein herrliches Räuberleben muss das gewesen sein: die Beute aus den Raubüberfällen unterm Bett und hinterm Schrank, und wochenends manchmal tagelange Runden beim Kartenspiel Doppelkopf. Nicht vom Leben des Räuberhauptmanns Hotzenplotz ist hier die Rede, sondern vom NSU-Trio. Und manchmal, für die Doppelkopf-Runden, war auch ihr mutmaßlicher Unterstützer Holger G. dabei.

Paradiesische Zustände

Das, und nicht viel mehr, war der Kern dessen, was heute von Beate Zschäpe, der Hauptangeklagten im NSU-Prozess, zu vernehmen war. Natürlich nicht direkt, sondern über die Stimme ihres Wahlverteidigers Hermann Borchert. Der verlas die Antworten auf Fragen, die Richter Götzl Zschäpe vor mehr als einem Monat gestellt hatte, und die sie, wie schon gewohnt, nicht selber beantwortete.

Die 41-Jährige verfügte im Untergrund über große Geldbeträge, die sich in einer Kassette in der Abstellkammer ihrer Wohnung in der Zwickauer Frühlingstraße befand. Meistens zwischen 5.000 und 10.000 Euro, die von den beiden Uwes immer wieder aufgefüllt wurde. Paradiesische Zustände, könnte man meinen.

Gestohlenes Kennzeichen blieb unentdeckt

Da kommen Fragen ungelegen, die sich um die Übergabe der Mordwaffe Ceska an das NSU-Trio drehen. Zschäpe verneint, dabei gewesen zu sein, sie will sich ja auch nicht selbst belasten, das ist ihr Recht.

Und man wundert sich noch über eine andere Episode aus dem Räuberleben, wie die folgende, die vielleicht das frühe Ende des Nationalsozialistischen Untergrunds bedeutet hätte: Kurz nach ihrem Untertauchen im Jahr 1998 fuhren Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe nach Hannover, um Holger G. zu besuchen. Auf dem Weg dorthin gerieten sie mit ihrem Auto in eine Kontrolle der Polizei. Am Fahrzeug war ein gestohlenes Kennzeichen montiert, erzählt Zschäpe, aber das blieb unentdeckt.


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