Hunderte Radikalisierungsversuche Flüchtlingsfang in Fußgängerzonen
Radikale Islamisten suchen unter Flüchtlingen seit langem neue Mitstreiter - und das beunruhigt auch den Verfassungsschutz: Behördenchef Maaßen spricht nun von 340 bekannten Anwerbeversuchen und einer noch viel höheren Dunkelziffer. Hinzukommt: Auch nach den Anschlägen von Würzburg und Ansbach fällt die Überwachung der Salafisten schwer.

Samstag unterm Karlstor in der Fußgängerzone in München: Drei junge Männer Anfang 20 verteilen Korane. Einer von ihnen trägt einen Dreitagebart. Er spricht nur englisch. Er lächelt freundlich. Der Mann erzählt, dass er aus Ägypten komme und seit vier Monaten für eine Firma bei München arbeite. In seiner Freizeit engagiert er sich als Koranverteiler für "Lies!" – eine umstrittene Aktion. Denn einige, die als Koranverteiler begonnen haben, kämpfen inzwischen für eine Terrormiliz in Syrien.
"Ich habe einen Freund in Ägypten gefragt, was ich hier in Deutschland für meinen Glauben tun kann. Er hat mir den Kontakt zu 'Lies!' vermittelt", sagt der junge Mann. Er ist kein Flüchtling. Und doch findet er ganz offensichtlich bei den Salafisten eine Art religiöse Wärme in einem fremden Land. Auf der Suche nach Wärme und nach Halt sind auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Ohne fertiges Weltbild und fertiges Religionsverständnis gelten sie als die idealen Opfer von Anwerbeversuchen der Salafisten.
Die große Sorge
Der Verfassungsschutz beobachtet mit Sorge die Versuche radikaler Islamisten, unter Flüchtlingen neue Mitstreiter anzuwerben. "Es gibt bislang mehr als 340 Fälle, die uns bekannt geworden sind", sagt der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen:
Derartige Anwerbeversuche in Bayern wurden in den letzten Monaten etwa aus Augsburg, Aschaffenburg, Friedberg, München, Kelheim und Schwandorf gemeldet. Zwischen September 2015 und Juli 2016 seien rund 100 Hinweise auf mutmaßliche Kontaktaufnahmen von Islamisten zu Flüchtlingen in Bayern eingegangen, teilt der bayerische Verfassungsschutz mit. Rund jeder dritte hatte der Behörde zufolge einen salafistischen Hintergrund.
Aber lassen sich die Flüchtlinge davon verführen? Salafisten locken mit der Aussicht auf Freundschaft, mit Koranen und Süßigkeiten. Salafisten sind ständig bestrebt, die Zahl ihrer Anhänger zu vergrößern. Menschen auf der Suche nach Halt und Orientierung wirken wie leichte Opfer.
Freitags in die konservative Moschee
Erst kürzlich hat der Verfassungsschutz im Freistaat auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks mitgeteilt, dass es einzelne Hinweise darauf gibt, dass sich Flüchtlinge in der in Bayern bekannten salafistischen Szene bewegen. Bewusst oder unbewusst könnten Flüchtlinge in die Fänge der Salafisten geraten. Die Gefahr sieht auch Verfassungsschutzchef Maaßen.
Unter den arabischsprachigen Moscheen gebe es zahlreiche islamistische, salafistische Moscheen in Deutschland.
"Sie bilden ein Vorfeld der Radikalisierung. Das ist gefährlich. Deshalb haben wir eine Vielzahl unter Beobachtung genommen", sagt Maaßen. Die Überwachung bereite aber Probleme, gibt Maaßen zu: "In Deutschland ist es so, dass die arabischsprachige Moscheenlandschaft nicht organisiert ist. Von staatlicher Seite besteht da relativ wenig Einflussmöglichkeit."
Einzeltäter und die Terrormiliz IS
Maaßen sagt, der Verfassungsschutz habe Betreiber von Flüchtlingsheimen bereits für das Problem sensibilisiert und ihnen Informationen dazu an die Hand gegeben. In Bayern ist es etwa eine Broschüre. Hier gibt es Hinweise, welche Anzeichen es für eine Radikalisierung gibt. Hätten solche Tipps auch mit Blick auf die jüngsten Anschläge in Ansbach und Würzburg geholfen? Immerhin waren es Flüchtlinge, die die Anschläge verübten. Schwer zu sagen.
Letztlich sind die Sicherheitsbehörden auch auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Und, so fügt Hans-Georg Maaßen hinzu, es habe auch schon vor Ansbach und Würzburg islamistisch motivierte Attacken in Deutschland gegeben - auf einen Bundespolizisten in Hannover und einen Sikh-Tempel in Essen.
"Die Lehre daraus ist: Wir dürfen uns nicht nur konzentrieren auf den IS, der möglicherweise Terrorkommandos nach Europa schickt, wie in Paris oder Brüssel. Sondern es können auch Einzeltäter sein, die sich selbst radikalisieren oder Aufträge erhalten."
Hans-Georg Maaßen
Allerdings sei es deutlich schwieriger, solche Einzelpersonen aufzuspüren. "Da brauchen wir die Gesellschaft, die auf Veränderungen achtet, wenn Personen auffallen - zum Beispiel wenn sie auf ihrem Smartphone als Bildschirmhintergrund eine IS-Fahne haben."
Eine Schwierigkeit liege auch darin, die Kommunikation von Islamisten zu überwachen. "Das grundlegende Problem ist: Wir wissen nicht, wer miteinander chattet", so der Verfassungsschutz-Präsident. Es gebe hohe rechtliche Hürden dafür, eine Kommunikation in Echtzeit mitzulesen oder mitzuhören.
Kommentieren
Oberbayer, Sonntag, 14.August 2016, 17:00 Uhr
16. Radikale Islamisten
Radikale Islamisten? Sofort verhaften, kurzen Prozess, sofort ausweisen und nicht vergessen, Hartz 4 Bezüge sofort stoppen. Das viele Geld können unsere armen Rentner viel dringender gebrauchen. Aber wahrscheinlich ist das in unserem ''Bananenstaat'' nicht möglich. CDU und CSU stehen geschlossen hinter Merkel. Na dann....
Antwort von Franz, Sonntag, 14.August, 17:24 Uhr anzeigen
Bananenstaat ? Ich frage mich ja schon lange, ob es ein Mittel gegen Realitätsverweigerung oder Maßstabsverschiebung gibt ?
Antwort von Frank B., Sonntag, 14.August, 17:45 Uhr anzeigen
@Franz
Realitätsverweigerung? Sie geben überall ihren Senf dazu, Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
Kommentar-Richtlinien bearbeitet.
Antwort von wm, Sonntag, 14.August, 17:53 Uhr anzeigen
@Oberbayer
Wennschon dennschon,Bananen -Republik bitt' schön!
Antwort von Oberbayer und Realist, Sonntag, 14.August, 17:59 Uhr anzeigen
@ Franz @ Frank B.: Die Merkel-Fans versuchen zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Deswegen wird sich auch nichts ändern.
Antwort von Wien 1529 und 1683, Sonntag, 14.August, 17:59 Uhr anzeigen
@ Franz: Sie sind Realitätsverweigerer wie auch Truderinger und z. B. auch der Bürgermeister von Ginsheim-Gustavsburg. Hier lassen gerade 600 irische "Camper" die Sau raus und es wird fast nichts unternommen (siehe hierzu den Bericht auf hessenschau.de). Aber bis da ganze richtig durchschlägt sind sie nicht mehr und ich vermutlich auch nicht mehr. Nach mir die Sintflut, gell?
Wanda, Sonntag, 14.August 2016, 16:49 Uhr
15. Radikalisierungsversuche ? Doch nicht bei uns...
- und das beunruhigt unsere Sicherheitsbehörden ? Kann ich mir kaum vorstellen. Wie wär's denn, das einmal Frau Merkel vorzutragen ?
Wahrscheinlich hat diese weltfremde Dame in Berlin nicht einmal mitbekommen, dass in einigen Vierteln dieser Stadt*) muslimische Grossfamilien ganze Strassenzüge für sich und als ihr Gebiet beanspruchen und die Polizei dort hinauswerfen.
- Laut Verfassungsschutz gibt es zahlreiche islamistische und salafistische Moscheen, wo Radikalisierung betrieben wird. Gegenmassnahme des deutschen Staates merkelscher Prägung: man gibt den Betreibern von Flüchtlingsheimen eine "Broschüre" an die Hand. Toll !
*) nicht nur dort: Duisburg-Maxhof, Dortmund, Frankfurt, Bremen, Essen, Hannover, Hamburg, Köln, Düsseldorf etc., etc....
Antwort von Franz, Sonntag, 14.August, 17:22 Uhr anzeigen
@ Wanda
Wann waren Sie denn zuletzt in Duisburg-Maxhof ?
Antwort von Wanda, Sonntag, 14.August, 17:40 Uhr anzeigen
- lesen Sie die Polizeiberichte, welche vom NRW-Innenministerium, Herrn Inkompetent Jäger ignoriert und wegen (seine eigene dümmliche Wortschöpfung) des bestehenden "Verhetzungspotenzials" nicht veröffentlicht werden sollten. Sind dann unglücklicherweise doch irgendwie an die Öffentlichkeit gelangt. Dumm gelaufen, da kann man nichts machen...
Ein kurzer Auszug "...das verhältnismässig moderate Auftreten unserer Beamten wird von den jungen Muslimen aufgrund ihrer Herkunft, als Schwäche ausgelegt und mit agressivem Verhalten beantwortet, besonders weiblichen Polizisten gegenüber..."
Noch weitere Fragen ?
Antwort von hamern, Sonntag, 14.August, 17:43 Uhr anzeigen
wie wäre es mit Duisburg-Marxloh?
Antwort von Wanda, Sonntag, 14.August, 18:44 Uhr anzeigen
- wissen Sie überhaupt wo's liegt ?
Antwort von Franz, Sonntag, 14.August, 19:39 Uhr anzeigen
@ Wanda
Oben steht die Antwort bereits. Das gibt es überhaupt nicht. Aber ist ja egal, Hauptsache mal was hinausposaunt, gell ? Ein Fall für die PISA-Polizei ;-)
Kommentarlos, Sonntag, 14.August 2016, 16:30 Uhr
14.
Tolleranz ist der Verdacht das der andere Recht hat.
Antwort von Wanda, Sonntag, 14.August, 17:04 Uhr anzeigen
Tolleranz kommt von toll...
Wie wär's, wenn die Tolleranten und Abwiegler sich selbst mit einer Bibel in der Hand zur Anwerbung in den Fussgängerzonen von Riad, Kabul, Bagdad, Kairo usw. postierten um wirkliche Tolleranz zu erleben ?
Antwort von Franz, Sonntag, 14.August, 17:21 Uhr anzeigen
Rettet die Orthographie !
Antwort von NF, Sonntag, 14.August, 18:58 Uhr anzeigen
Wenn wir das Tollerieren und nichts dagegen machen dann sehen die,die machen nichts gegen uns - wir können weiter machen da blüht uns nichts.
Antwort von Abends, Sonntag, 14.August, 19:06 Uhr anzeigen
Rettet die Erde das ist der einzige Planet mit Schokolade !
Antwort von Barbara, Sonntag, 14.August, 19:11 Uhr anzeigen
Zur Rettung der deutschen Sprache möchte ich anmerken, daß das Wort "Toleranz" von dem lateinischen Wort "tolerare" kommt und auf Deutsch "ertragen" oder "dulden" heißt!
Antwort von Oliver S., Montag, 15.August, 00:00 Uhr anzeigen
@Barbara
Das bedeutet aber nicht, dass wir - mitunter zu unserem Nachteil - alles "ertragen" und "dulden" müssen. Unsere Lebensart unsere Lebensweise hat Vorrang! Das jedoch scheinen einige Menschen aus Gründen falsch verstandener Toleranz hinten anzustellen. Und genau das ist das Problem. Wir geben Menschen mit Migrationshintergrund zu wenig zu verstehen "Ihr seid willkommen, aber zu unseren Bedingungen. Wenn Ihr das nicht wollt, dann bitte geht". Wenn ich in einem fremden Land leben möchte, dann wäre das für mich eigentlich ein Selbstverständnis, mich an die dortige Art zu leben anzupassen - schon der Integration wegen.
Allerdings sollten wir durchaus über das eine oder Andere bei uns nachdenken. Mich persönlich stört, dass wir tagtäglich insbesondere durch die Mode einer sexuellen Reizüberflutung ausgesetzt sind. Darüber hinaus stelle ich mir schon die Frage, ob es gut ist, wenn schon 12-jährige Mädchen Mode tragen, die den Schambereich gerade noch bedeckt ...
Fabby83, Sonntag, 14.August 2016, 15:56 Uhr
13. irritierend
Warum wird sowas nicht unterbunden... Aber mit den Deutschen kann man sowas machen, die sagen eh nix aus Angst als Nazis darzustehen.
Antwort von Oliver S., Montag, 15.August, 00:06 Uhr anzeigen
Genau das ist das Problem. Und insbesondere Medien und Oppositionsparteien haben in der Vergangenheit kräftig dazu geholfen Menschen, die es gewagt haben, bestimmte Dinge anzusprechen, verbal nieder zu knüppeln und ins rechte Lager abzuschieben. Auch, wenn das in Wirklichkeit gar keine Menschen rechter Gesinnung waren, sondern schlichtweg sachlich nüchterne Denker mit einer gesunden Portion Weitblick ...
TOM, Sonntag, 14.August 2016, 15:45 Uhr
12. Islamistenfang
Wie sagte heute Herr Marquardt (Focus) sehr treffend heute im Presseclub bei der ARD. Ihm macht am größten Sorge, dass der Würzburger Attentäter nicht erkannt wurde. "Ich lebe unter euch und mit euch und ihr wisst nicht wer ich bin und was ich hier will" So ähnlich muss sich der Täter wohl geäußert haben. Und der in Würzburg ist vermutlich nicht der einzige hier im Land, wenn die Regierung laut Sachsen Anhalts Innenminister von ca. 150 000 nicht weiß wo sie sind und wer sie sind. So was macht mir Angst, Frau Merkel offensichtlich nicht.