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Schicksalsjahr 1866 Chronologie: Von der Mobilmachung bis zum Frieden von Wien

Stand: 04.08.2016

  • 11. Mai 1866
    Ein Mann trägt in Berg (Bayern) ein Konterfei von König Ludwig II. auf der Tracht | Bild: picture-alliance/dpa

    11. Mai 1866

    Mobilmachung wider Willen

    Nicht mit Reden und Parlamentsbeschlüssen, sondern durch "Blut und Eisen" werde die Zukunft entschieden, so der preußische Kanzler Bismarck. Am 28. Februar 1866 entscheidet sich Preußen, Österreich mit Waffengewalt aus dem Reich zu vertreiben. Bayerns König Ludwig II. ist das Treiben auf den Schlachtfeldern so zuwider wie die Umtriebe im Parlament: "Ich will keinen Krieg". Widerstrebend unterschreibt er am 11. Mai 1866 den Mobilmachungsbefehl: Als Mitglied des Deutschen Bundes muss Bayern an der Seite Österreichs gegen Preußen in den Kampf ziehen.

  • 3. Juli 1866
    Schicksalsjahr 1866 | Bild: picture-alliance/dpa

    3. Juli 1866

    Die Schlacht des Jahrhunderts

    Der Krieg dauert sieben Wochen. Schon Ende Juni sind die Verbündeten Hannover und Kurhessen geschlagen. Am 3. Juli kommt es rund um das Dorf Sadowa nahe dem böhmischen Städtchen Königgrätz zu einer Entscheidungsschlacht im wahrsten Sinne des Wortes: Es geht um die künftige Gestalt Deutschlands. Fast eine halbe Million Soldaten - nahezu gleich viele auf beiden Seiten - marschiert auf einer Fläche von wenigen Quadratkilometern auf. Auch Bayern sind dabei. Preußen triumphiert.

  • 10. Juli 1866
    Kurgarten Bad Kissingen | Bild: Wilhelm Hobner, Augsburg, 13.06.2016

    10. Juli 1866

    Schießerei im Kurpark

    Eigentlich soll sich das Bundesarmeekorps bei Fulda mit der bayerischen Armee vereinen. Doch der preußische Oberkommandierende Helmuth von Moltke weiß das zu unterbinden und hetzt seine 40.000 Mann starke "Mainarmee" über die Rhön Richtung Franken. In Hammelburg und im Kurpark von Kissingen - damals ein weltweit renommiertes Kurbad - werden zwei der vier Divisionen vernichtend geschlagen. Von Kissingen ziehen die preußischen Truppen durch den Spessart nach Aschaffenburg, stürmen die Stadt und marschieren über Frankfurt und Tauberbischofsheim Richtung Würzburg.

  • 25. Juli 1866

    25. Juli 1866

    Aufmarschplatz Unterfranken

    In den folgenden Tagen werden immer mehr unterfränkische Orte zu Kriegsschauplätzen: Eisingen, Greußenheim, Helmstadt stehen für sinnlose Schlachten eines bereits verlorenen Krieges. In Uettingen liegen bis heute 327 Soldaten aus beiden Armeen auf dem Friedhof. Auch die Zivilbevölkerung leidet: Häuser brennen, Felder werden verwüstet, Hunger macht sich breit, die Cholera bricht aus Im Jubiläumsjahr spielen die Uettiger ihre Geschichte nach (Video).

  • 27. Juli 1866
    Angestrahlte Festung Marienberg | Bild: picture-alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

    27. Juli 1866

    Würzburg unter Beschuss

    Am 27 Juli nimmt der preußische General von Manteuffel die Würzburger Feste Marienberg unter Beschuss und fordert die Übergabe der Stadt. Es dauert ein wenig, bis die Nachrichten über den am Vortag im mährischen Nikolsburg (Mikulov) geschlossenen Vorfrieden den Main erreichen. Dank dem kurz darauf im oberfränkischen Gräfenberg ausgehandelten Waffenstillstand bleibt Franken vor Schlimmerem bewahrt - und am Ende bayerisch. Viel Schlimmes aber ist bereits passiert. Bayerns Armee beklagt in Franken 2.450 Tote, das Bundeskorps 1.750, die Mainarmee 2.900.

  • 22. August 1866
    Prag | Bild: picture-alliance/dpa

    22. August 1866

    Frieden!

    Knapp einen Monat später tritt Bayern der Nikolsburger Übereinkunft bei, die im Prager Frieden final fixiert wird. König Ludwigs zögernde Parteinahme für den Deutschen Bund erweist sich jetzt als Vorteil: Die Wittelsbacher kommen - anders als etwa das quasi liquidierte Königshaus Hannover - mit minimalen Gebietsverlusten und Entschädigungszahlungen von 30 Millionen Gulden glimpflich davon. Bismarck ahnt, dass er die Bayerrn noch als Verbündete brauchen wird.

  • 23. August 1866
    Schicksalsjahr 1866 | Bild: picture-alliance/dpa

    23. August 1866

    Der Deutsche Bund ist Geschichte

    Eine nicht genutzte Chance bietet Artikel 4: Den süddeutschen Staaten wird das Recht eingeräumt, sich nach Vorbild des norddeutschen Bundes zusammenzuschließen. Doch die kleinen Staaten Baden, Württemberg und Hessen-Damstadt fürchten, von Bayern dominiert zu werden wie der Nordbund von Preußen. Auch Ludwig und sein neuer Ministerpräsident Hohenlohe-Schillingsfürst sind uneins; im Grunde ist sich Hohernlohe selbst nicht einig. Sein halbherziger Anlauf für "Vereinigte süddeutsche Staaten" 1867 scheitert; mit dem Krieg von 1870/71 ist das Projekt erledigt. 1894 wird Hohenlohe Reichskanzler.

  • 3. Oktober 1866
    Nur ein Touristenspektakel? | Bild: BR / Tilmann Kleinjung

    3. Oktober 1866

    Europas neue Ordnung

    Der "Tag der Deutschen Einheit" ist auch ein Tag der italienischen Einheit: Der 'Frieden von Wien' ist das letzte Dokument des großen Krieges von 1866. Mit ihm sind auch die österreichisch-italienischen Auseinandersetzungen beendet. Das zwischenzeitlich österreichische Venetien fällt nach einer eindeutig entschiedenen Volksabstimmung zurück an Italien. Mit dem deutschen Sieg über Frankreich 1871 und der italienischen Besetzung Roms im gleichen Jahr sind die "verspäteten Nationen" komplett, die Landkarte Europas für die nächsten Jahrzehnte fixiert.


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