ARD alpha - Faszination Psychologie

Klinische Psychologie Psychische Störungen - Beispiel Depression

Stand: 31.10.2016 | Archiv

Nackter Mann bedeckt seinen Kopf mit den Armen | Bild: Image Source

Aktuelle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass in Deutschland etwa sechs Prozent der Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen Depression leiden. Eine große Anzahl, die noch weiter anzusteigen droht: Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass die Depression die zweithäufigste Erkrankung in den Industrienationen werden wird. Doch was ist eine Depression eigentlich? Welche Ursachen können ihr zugrunde liegen und wie lässt sie sich behandeln? Die Klassifikationssysteme ICD-10 oder DSM IV helfen uns dabei, diese Fragen zu beantworten.

Laut ICD-10 gehört die Depression zu den affektiven Störungen, d.h. den Störungen der Stimmung. Neben einer übermäßig gedrückten und niedergeschlagenen depressiven Stimmung besteht jedoch auch die Möglichkeit, sozusagen am Gegenteil einer Depression zu leiden, der Manie. Diese ist u.a. durch eine extrem euphorische Stimmung sowie eine gesteigerte psychische und körperliche Aktivität gekennzeichnet. Die folgende nach ICD-10 verfasste Tabelle stellt die wesentlichen Symptome beider affektiver Störungen im Überblick dar.

 DepressionManie
Kernsymptome nach ICD-10depressive, gedrückte Stimmunggehobene Stimmung
(schwankt zwischen sorgloser Heiterkeit und fast unkontrollierbarer Erregung)
Verlust von Interesse oder Freudegesteigerte psychische und körperliche Aktivität, dabei aber leicht ablenkbar, so dass oft Aktivitäten nicht beendet werden
erhöhte Ermüdbarkeit
häufig Antriebslosigkeit
zusätzliche psychische Symptomeverminderte Konzentration, Aufmerksamkeit und GedächtnisleistungGefühl von besonderer Leistungsfähigkeit
negative Selbstbewertung und ZukunftssichtGrößenideen bis hin zum Größenwahn
Schuldgefühle und Gefühle der WertlosigkeitVerlust üblicher sozialer Hemmungen
mangelnde emotionale Reaktion auf freudige Ereignissegeringeres Schlafbedürfnis
z.T. Suizidgedanken oder –handlungen bzw. SelbstverletzungenAppetitlosigkeit
Schlafstörungen, vor allem am Morgenoft gesteigerte Libido
verminderter Appetit, z.T. stärkere GewichtsabnahmeSelbstüberschätzung der eigenen Attraktivität
deutlicher Libidoverlust

Rechte: Stock, A. und Stock, C. (2007). Telekolleg MultiMedial. Psychologie Erleben – Verhalten – Bewusstsein. Nürnberg: MMD GmbH

Organische Ursachen bei sekundären Störungen

Sowohl Depression als auch Manie können durch eine organische Erkrankung verursacht sein, wie etwa Durchblutungsstörungen des Gehirns oder Gehirntumore. Auch der Einfluss von Medikamenten (z.B. Cortison) oder Drogen (z.B. Kokain) kann depressive oder manische Zustände zur Folge haben. Auch Hormonschwankungen müssen als Ursache einer Depression in Betracht gezogen werden. In all diesen Fällen spricht man von einer organisch affektiven bzw. sekundären Störung.

Unipolare und bipolare Depression

Primäre, d.h. nicht durch organische Faktoren bedingte Depressionen oder manische Zustände treten überwiegend unipolar (d.h. entweder Depression oder Manie) auf. In einem kleineren Teil der Fälle kommt es jedoch auch zu einer bipolaren affektiven Störung. Hierbei wechseln sich depressive und manische Phasen ab, was häufig nicht nur für die Betroffenen sehr belastend ist, sondern auch für deren Angehörige.

Die "kognitive Triade"

Als ein Kennzeichen der primären Depression findet man häufig eine stark verzerrte und extrem negative Selbstwahrnehmung bei den Betroffenen, die als "kognitive Triade" bezeichnet wird. Nicht nur die eigene Person wird negativ wahrgenommen, sondern auch die ganze Welt und darüber hinaus die Einschätzung der eigenen Zukunft. Eine der Hauptaufgaben der psychotherapeutischen Behandlung der Depression besteht im Durchbrechen dieser häufig automatisierten negativen Sicht der Dinge, um sie durch realistischere und positivere Perspektiven zu ersetzen.

Behandlung: Psychotherapie und Medikamente

Neben der psychotherapeutischen Behandlung lassen sich mittlerweile Depressionen gut pharmakologisch bekämpfen. Die einzelnen Medikamente greifen dabei gezielt in das Neurotransmittersystem unseres Gehirns ein. Beide Behandlungsmöglichkeiten ergänzen sich in ihren Vorteilen und reduzieren die Nachteile des jeweils anderen, so dass man heute in Abhängigkeit vom individuellen Fall empfehlen kann, primäre depressive Störungen sowohl psychotherapeutisch wie auch medikamentös zu behandeln.