ARD alpha - Faszination Psychologie

Faszination Psychologie Einführung in die Psychologie

Seit Urzeiten beschäftigen die Menschheit psychologische Fragen. Doch die Wissenschaft selbst ist noch jung. Erst im 19. Jahrhundert machten sich ihre Väter auf die naturwissenschaftliche Suche nach dem, was uns im Innersten ausmacht.

Stand: 02.11.2016 | Archiv

Mann auf der Couch eines Psychoanalytikers | Bild: colourbox.com

"Die Psychologie hat eine lange Vergangenheit, aber nur eine kurze Geschichte", schrieb 1908 der Pionier der Gedächtnisforschung Hermann Ebbinghaus (1850 - 1909). Dieser Satz mag erstaunen, hat sich doch die Menschheit bereits seit Urzeiten mit psychologischen Fragen befasst. Ebbinghaus spielt jedoch mit seiner Formulierung auf die kurze Zeit an, seit der Psychologie mit naturwissenschaftlichen Methoden betrieben wird.

Naturwissenschaften, Medizin und Philosphie als Vorläufer

Wilhelm Wundt

Die "Urväter" der wissenschaftlichen Psychologie waren überwiegend Physiker und Chemiker wie Hermann von Helmholtz (1821-1894) oder Gustav Theodor Fechner (1801-1887), aber auch studierte Mediziner wie  Wilhelm Wundt (1832-1920). Darüber hinaus haben sich zahlreiche Philosophen scharfsinnig mit psychologischen Fragen befasst, insbesondere Johann Friedrich Herbart (1776-1841) und Rudolf Hermann Lotze (1817-1881).

Die Wiege der Psychologie stand in Leipzig

Wilhelm Wundt"s Büro | Bild: BR

Wilhelm Wundt"s Büro

Im Jahre 1879 gründete Wilhelm Wundt an der Universität Leipzig das weltweit erste psychologische Institut. Wissenschaftler aus aller Welt pilgerten zu dieser Ur-Wiege der Psychologie, sodass Leipzig zu jener Zeit eine Hochburg psychologischer Forschung war. Viele Wundt-Schüler gründeten eigene psychologische Institute, so etwa Oswald Külpe und Karl Marbe 1896 in Würzburg. Die nach ihrem Wirkungsort benannte und weltweit berühmte "Würzburger Schule" befasste sich vorwiegend mit Denk-, Urteils- und Willensprozessen - ein bis dahin völlig neuer Forschungsgegenstand der Psychologie.

Von der Gestaltpsychologie ...

Max Wertheimer (1880-1943) und Wolfgang Köhler (1887-1967) waren die maßgeblichen Begründer der Frankfurter und der Berliner Schule der Gestaltpsychologie. Den elementaristischen Überlegungen Wundts stellten sie einen ganzheitspsychologischen Ansatz gegenüber. Eine Gestalt lässt sich nach ihrer Überzeugung nicht aus der Summe der Einzelkomponenten erklären.

... über den Behaviorismus ...

Die Gestaltpsychologie wurde jedoch bald durch den zunehmend dominanteren amerikanischen Behaviorismus in den Hintergrund gedrängt. Die zentrale Maxime des Behaviorismus bestand darin, nur beobachtbares Verhalten als Untersuchungsgegenstand anzuerkennen. Die noch in der "Würzburger Schule" erforschten kognitiven Prozesse des Denkens, Urteilens und Wollens waren tabu.

... zur kognitiven Wende

Erst mit der kognitiven Wende Anfang der siebziger Jahre wandte man sich wieder in Form der "Psychologie der Informationsverarbeitung" diesen Prozessen zu. Auch heute befindet sich die Psychologie noch in diesem Stadium der Erforschung von Informationsverarbeitungsprozessen.