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Forsa-Umfrage im Sommer 2021 Corona stresst Studierende und Auszubildende stark

74 Prozent der Befragten sorgen sich wegen erneuter Kontaktbeschränkungen, 44 Prozent fürchten sich vor erneut drohender Einsamkeit laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännsichen Krankenkasse KKH im Sommer 2021. Knapp 40 Prozent der Befragten wiesen zudem depressive Symptome auf oder waren schneller gereizt als üblich.

Stand: 12.10.2021

Grafik mit Kopf voller Gedanken ins Depressive, Antriebeslosigkeit, Schwarzsehen | Bild: colourbox.com

Um die 25 Prozent der Hochschüler und Lehrlinge berichtet außerdem von körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Verspannungen sowie von Ein- oder Durchschlafproblemen. Mit Blick auf die eigene Ausbildung befürchteten 65 Prozent der Befragten, dass sich auch in den kommenden Monaten wichtige Praktika und Auslandssemester schlecht planen ließen. Fast die Hälfte mache sich darüber hinaus Sorgen, Lernstoff nachholen zu müssen, so dass es zu einer Verzögerung von Ausbildung oder Studium komme, so die Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännische Krankenkasse KKH.

Angst vor Einsamkeit in einer wichtigen Lebensphase

Was Studierende mit Blick auf die kommenden Monate Sorgen bereitet

Die große Mehrheit (74 Prozent) treibe mit Blick auf die kommenden Monate vor allem die Sorge vor erneuten Kontaktbeschränkungen um, womit auch die Furcht vor Einsamkeit (44 Prozent) einhergehe. 30 Prozent belaste dieses Szenario sogar schwer, denn davon hingen nicht nur Lernstrukturen in Ausbildung und Studium ab, sondern auch der Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen, sowie Lehrenden, das Knüpfen von Kontakten für den Berufseinstieg oder das Kennenlernen potenzieller Lebenspartner. Der Verlust an Sicherheit und Planbarkeit sorge besonders bei Studierenden für Stress, da deren Alltagsstrukturen weniger gefestigt seien als die Auszubildenden und Berufstätigen. Die Krise bedrohe diese Zielgruppe besonders, denn die Studienzeit sei bereits ohne Corona von herausfordernden Veränderungen und Übergangsprozessen geprägt. Junge Menschen lösten sich gerade von zu Hause, müssten neue Netzwerke schaffen und sich auf ihre Karriere vorbereiten.

Demotiviert, gereizt und Angst vor unzureichenden Schutz durch die Impfung gegen Covid-19

Beschwerden bei Studierenden und Auszubildenden während Corona, verglichen mit Zeit vor Corona wachsend

43 Prozent der Hochschüler und Lehrlinge hätten laut der Studie Bedenken, dass die Impfung gegen Covid-19 nicht ausreichend schützt, was im Falle einer Erkrankung zu einer Quarantäne und somit auch wieder zum Alleinsein führen würde. Über 30 Prozent befürchte zudem finanzielle Defizite, wenn der bisherige Nebenjob durch die Pandemie weiterhin wegfällt oder die Eltern wegen krisenbedingter beruflicher Probleme weniger zahlen können als bisher.Fast 40 Prozent der Befragten beider Gruppen berichteten noch dazu von depressiven Symptomen während der Corona-Pandemie und gaben an, schneller gereizt als üblich und häufiger demotiviert zu sein.

Basis der Studie

Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa 1.001 Teilnehmer, davon 696 Studierende und 305 Auszubildende, vom 5. Juli bis 24. September 2021 repräsentativ im Auftrag der KKH befragt. Laut Statistischem Bundesamt gibt es 2,9 Millionen Studierende (Wintersemester 2020/21) und 1,3 Millionen Auszubildende (2020) in Deutschland.

Professionelle Hilfe statt Selbsttherapie

Umgang der Studierenden und Auszubildenden mit großen Belastungen und stressbedingten Beschwerden

Sowohl von einer Selbstbehandlung als auch vom Aussitzen stressbedingter Beschwerden (das würden 18 Prozent der Befragten tun), rät Dr. Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH, ab – vor allem wenn Symptome wie Niedergeschlagenheit und Erschöpfung länger anhalten oder stärker werden. Derartige Beschwerden würden im Zuge einer Selbstbehandlung häufig nur verdrängt, aber nicht bewältigt. Bei anhaltenden psychischen Problemen rät Aileen Könitz hingegen zu professioneller Hilfe. "Mit einer neutralen Person zu sprechen, die nicht zum familiären Umfeld oder zum Freundeskreis gehört, sich aber mit der Lebenssituation von Auszubildenden und Studierenden auskennt, kann sehr hilfreich sein." Hilfe zu bekommen war allerdings vor allem während der Lockdown-Phasen schwer. Psychologische Sprechstunden an Hochschulen, das Kontaktieren von Beratungsstellen sowie von anderen Betroffenen und Selbsthilfegruppen – alles nahezu unmöglich in dieser besonders kritischen Phase. Die KKH-Expertin fordert deshalb, dass sich das Gesundheitssystem bezüglich psychologischer und psychiatrischer Hilfsangebote in Krisen besser wappnet. "Es wird auch künftig Pandemien geben. Auch Studierende und Auszubildende brauchen dann eine verlässliche, niederschwellige, ambulante Unterstützung und in Krisen Experten, die rund um die Uhr für sie da sind."


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