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Campus Doku Retten alternative Lebensweisen die Welt?

Statt auf komplette Verweigerung, setzen immer mehr Menschen auf "alternative Lebensmodelle" in unserer Gesellschaft. Im Alltagshandeln der Deutschen spielen Klimaschutz, Ressourcen-Schonung und faires Teilen mit den Schwachen zunehmend eine Rolle.

Von: Andreas Poteschil

Stand: 16.08.2019

Gerade in einer Zeit, in der angesichts der Banken- und Wirtschaftskrise der Impuls zu einem "Rette-sich-wer-kann"-Mentalität vermeintlich stärker ist als das Nachdenken über ökologisch und ökonomisch vernünftiges Handeln, steht die zunehmende Suche nach Alternativen zum "Mainstream" für die Möglichkeit und die Hoffnung auf Veränderung der Gesellschaft.

Hinter dem Trend zu "alternativen Lebensweisen" steckt aber nicht mehr das Bedürfnis, nach radikaler Abgrenzung. Vielmehr geht es darum, individuelle Lebenskonzepte mit gemeinschaftlich orientiertem Handeln zu verbinden und die Welt mit dem eigenen "guten Beispiel" zu verbessern: Wohn-Kommunen, Arbeits-Kooperativen, "Umsonst"-Handel und Tauschbörsen sind nur einige Beispiele alternativer Lebensweisen, die im Kommen sind und sich auf vielen Ebenen spiegeln: Wohnen, Arbeiten, Handel, Zusammenleben.

Alternatives Leben, Wohnen, Arbeiten – ist das möglich?

Die alternative Bewegung steht der modernen, von Produktion und Konsum beherrschten, Industriegesellschaft insgesamt skeptisch gegenüber. Alternative Lebensformen werden daher nicht nur im privaten und kulturellen Sektor erprobt, sondern auch auf den wirtschaftlichen Bereich übertragen. So entstehen auch immer mehr alternative Betriebe und zumeist auf ökologische Produktion ausgerichtete Bauernhöfe, die häufig in genossenschaftlicher Form betrieben werden.

Alternatives Leben - gibt es das noch? Kann man in unserer Gesellschaft auf einer "eigenen Insel" leben und lässt sich die Welt durch alternative Lebensformen wirklich besser zu machen? Campus DOKU erkundet Möglichkeiten, mit kleinen Schritten die Welt zu verbessern. Sie zeigt, was es konkret bedeutet, sich gesellschaftlichen Zwängen immer mehr zu entziehen, alternative Lebensformen zu entwickeln und sie täglich zu leben. Im Gespräch mit Prof. Dr. Armin Nassehi, Soziologe an der Universität München, wird deutlich, dass immer mehr Menschen nach alternativen Lebens-, Wohn-, Wirtschaft- und Arbeitsmodellen suchen und manche sie auch wirklich finden: Eine Gesellschaft im Wandel, die Neues ausprobiert und dabei Solidarität, Gemeinschaft und Nachbarschaftshilfe aber auch regionale Währungen und Tauschbörsen neu für sich entdeckt.

Alternatives Leben – ja, das gibt es also noch. Statt auf kompletten Ausstieg wie in früheren Zeiten, setzen offenbar immer mehr Menschen auf die "Kunst des Möglichen": alternatives Geld und "Umsonst"-Handel. Es geht darum, individuelle Lebenskonzepte mit gemeinschaftlich orientiertem Handeln zu verbinden: Arbeitskooperativen, Künstlerkolonien, Wohn-Kommunen und Ökodörfer - nur einige Beispiele alternativer Lebensweisen, die im Kommen sind und sich auf vielen Ebenen abspielen: Wohnen, Arbeiten, Handel, Zusammenleben.

Campus DOKU geht auf Spurensuche nach Alternativen im Mainstream unserer Gesellschaft und entdeckt, dass das geht: sich gesellschaftlichen Zwängen mehr und mehr zu entziehen. Alternative Lebensformen zu entwickeln und sie täglich zu leben - und so mit kleinen Schritten die Welt zu verbessern.

Lehrstuhl Prof. Dr. Armin Nassehi

Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Soziologie
Konradstr. 6
80801 München

Veröffentlichungen u.a.:

  • mit Rolf Eickelpasch (Hrsg.): Utopie und Moderne. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996
  • Differenzierungsfolgen. Beiträge zur Soziologie der Moderne. Westdeutscher Verlag, Opladen 1999
  • Geschlossenheit und Offenheit. Studien zur Theorie der modernen Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003
  • Der soziologische Diskurs der Moderne. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006. Taschenbuchausgabe Suhrkamp, Frankfurt/M. 2009
  • Mit dem Taxi durch die Gesellschaft. Soziologische Storys. Murmann, Hamburg 2010
  • Gesellschaft verstehen. Soziologische Exkursionen. Murmann, Hamburg 2011
  • Gesellschaft der Gegenwarten. Studien zur Theorie der modernen Gesellschaft II. Suhrkamp, Berlin 2011

Literatur und Links

  • "Gewinn für alle! Genossenschaften als Wirtschaftsmodell der Zukunft" Taschenbuch, Herausgeberin Konny Gellenbeck, Westendverlag 2012
  • Erfolgsmodell Genossenschaften – Möglichkeiten für eine werte-orientierte Marktwirtschaft" von Berthold Eichwald und Klaus Josef Lutz, DG Verlag, 2011
  • "Regio-Geld als nachhaltiges Finanzinstrument für die lokale Wirtschaft"von Christian Rau, TB, Grin Verlag, 2012
  • "Wir steigern das Bruttosozialglück: Von Menschen, die anders wirtschaften und besser leben" von Annette Jensen, TB, Herder-Verlag, 2012

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