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alpha-thema: Glauben, Wissen, Zweifeln Was glaubt Deutschland? Die Frauen, die Männer und die Religionen

In der evangelischen Kirche gibt es kein Problem mit Frauen auf der Kanzel. Frauke Eiben ist eine von ihnen. | Bild: BR/SWR

Mittwoch, 11.05.2022
21:00 bis 21:45 Uhr

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2017

Vor Gott sind im Prinzip alle gleich, egal ob Mann oder Frau, sagt die Bibel. Aber warum gibt es dann keine Päpstin und keine Priesterinnen? Oft haben die Männer das Sagen in den Religionen - aber warum? SWR-Reporter Steffen König macht sich auf eine Spurensuche quer durch die religiöse Lebenswelt in Deutschland: Er lernt engagierte Frauen aus Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus kennen, die für ihre Rechte kämpfen. Zugleich trifft er eine Atheistin und fragt: Leben Frauen und Männer ohne Religion gleichberechtigter?

Emanzipation im Islam: Dafür setzt sich die muslimische Publizistin Sineb El Masrar ein. Steffen König trifft die Tochter marokkanischer Einwanderer in Berlin. Den Koran und traditionelle Schriften nimmt sie kritisch unter die Lupe. Doch in den Moscheen dominieren die Männer, weibliche Imame sind eine Ausnahme. Bei den Katholiken hängt es ebenfalls vom Geschlecht ab, welche Karrieren möglich sind. Schlechte Karten für die oberschwäbische Theologin Jaqueline Straub, denn sie will Priesterin werden.

Das verbietet die Kirche, deshalb sucht sie sich ihre Gemeinde im Internet. Steffen König beobachtet sie bei der Produktion ihrer ersten Online-Predigt, bevor er in den Norden nach Ratzeburg fährt. Dort hält Pröbstin Frauke Eiben ganz selbstverständlich Gottesdienste, die evangelische Regionalbischöfin ist Vorgesetzte für weibliche und männliche Pastoren im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Seit Ende der 1950er Jahre gibt es in Deutschland evangelische Pfarrerinnen, eine Bischöfin erst seit 1992. Die Protestanten berufen sich wie Katholiken auf die Bibel. Sie ziehen allerdings unterschiedliche Konsequenzen.

In Frankfurt lernt Steffen König eine jüdisch-orthodoxe Familie kennen, in der die Aufgaben klar verteilt sind. Anastasia Quensel kümmert sich um Kinder und Haushalt, und hat einen Teilzeitjob, ihr Mann Bernhard hat als Wirtschaftsjurist einen anstrengenden Fulltime-Job. Anastasia versteht sich aber als moderne jüdische Frau, auch wenn sie die strengen Regeln ihrer Religion akzeptiert. Für sie ist es selbstverständlich, dass ein Mann dem orthodoxen Synagogen-Gottesdienst vorstehen darf.

Ist also die Religion ein Hindernis für Gleichberechtigung? Ja, meint die Berlinerin Atheistin Zana Ramadani. Sie hat die deutsche Gruppe der Femen-Aktivistinnen mitgegründet und mit blankem Busen gegen religiös motivierte Diskriminierung protestiert. Heute kämpft sie lieber parteipolitisch in der CDU für ihre Anliegen. Am Ende seiner Reise bekommt Steffen König schließlich einen Einblick in die buddhistische Gender-Debatte. Von Dr. Carola Roloff erfährt er, Buddha habe betont, dass Männer und Frauen gleich seien. Die Praxis im Buddhismus sehe aber anders aus. Deshalb setzt sich die Hamburger Wissenschaftlerin beispielsweise dafür ein, dass Buddhistinnen wieder Frauenorden gründen können.

Steffen König konfrontiert seine Gesprächspartnerinnen mit seinen hartnäckigen Fragen und bringt dabei auch eigene Erfahrungen und Haltungen ein. Er will genau wissen, wer was glaubt in Deutschland: kritisch, aber nicht respektlos, auf Werte bezogen, aber nicht durch Vorurteile abgelenkt. So ist "Was glaubt Deutschland?" auch ein Ratgeber, der informieren und nicht bevormunden, sondern Orientierung schaffen will.

Redaktion: Gábor Toldy