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Themenschwerpunkt „Kindheit im Osten“ alpha-Forum: Ilko-Sascha Kowalczuk Historiker, Geschichte der DDR

Dienstag, 09.05.2017
20:15 bis 21:00 Uhr

  • Video bereits in der Mediathek verfügbar

ARD alpha
2009

Moderation: Hilde Stadler

Ilko-Sascha Kowalczuk verbrachte seine Jugend in der DDR und studierte nach der Wende Geschichte. Heute ist er Projektleiter bei der Birthler-Behörde. Ilko-Sascha Kowalczuk veröffentliche zahlreiche Bücher zur DDR-Geschichte, u.a. "Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR" und "Die 101 wichtigsten Fragen - DDR".
Natürlich kann man sagen, dass die DDR eine Verfassung hatte. Es gab sogar ein paar Hundert Rechtsanwälte in der DDR. Am Ende der DDR gab es im ganzen Land so viele Rechtsanwälte wie in einer mittleren bundesdeutschen Stadt. Es gab Gerichte und vieles andere mehr. Nur, was hat einem das genützt? Wenn es der SED genehm war, dann wurde jedes Recht in der DDR gebeugt, selbst das Verkehrsrecht, auch das oft gepriesene Familienrecht, worüber es sogar eine ganze Reihe von Witzen gegeben hat. Das alles war den Menschen vor 1989 auch durchaus bewusst. Das Recht in der DDR war willkürlich und selbst dann, wenn man mal Recht bekam, war das willkürlich, weil es nicht demokratisch legitimiert war: Der gesamte Justizapparat, die ganze Rechtsprechung war der kommunistischen Partei angepasst und unterstellt. Immer noch das wichtigste und schlagendste Argument, warum die DDR ein Unrechtsstaat gewesen ist, ist für mich: Ein System, das ein riesengroßes Gefängnis errichtet, das seine Menschen einsperrt hinter Mauer und Stacheldraht und das diejenigen kaltblütig abknallt, die dieses Land flüchtend verlassen wollen, ist ein Unrechtsstaat.

Redaktion: Werner Reuß