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Wirtshaustipp "Klosterbräuhaus Ursberg"

Wolfgang Schneider war im schwäbischen Landkreis Günzburg unterwegs und hat das Kloster Ursberg besucht. Die gute Küche, das Ambiente und das faire Preis-Leistungs-Verhältnis haben unseren Wirtshausexperten beeindruckt.

Stand: 17.12.2018 | Archiv

"Klosterbräuhaus Ursberg" - außen | Bild: Simon Sengmüller

Das Besondere an diesem Wirtshaus

"Bayerische Tradition und christlich-abendländische Kultur wie im Geschichtsbuch: ein Kloster, eine Kirche und ein Bräuhaus samt Gastronomie. 1792 wurde das Bräuhaus mit der heutigen Klostergaststätte erbaut, im Laufe der Jahrhunderte erweitert und in den Jahren 2004 bis 2009 generalsaniert, durchaus auf hohem Niveau, was Ausstattung und Materialien anbelangt. Dunkle, edle Hölzer erwarten den Gast in der Dorfstube, mein Lieblingsplatz in Ursberg ist allerdings die historische Bräuhausstube, urgemütlich und mit einer Holzvertäfelung vom Feinsten. Des Weiteren laden ein: Der große Bräuhaussaal sowie für kleinere Familienfeiern die Klosterstube mit ihren Kirchenmalereien. Insgesamt finden hier etwa 500 Gäste Platz. Ursberg ist die letzte verbliebene Klosterbrauerei in Schwaben. Genau wie der gastronomische Betrieb gehört sie den Schwestern der St. Josefskongregation. Knapp 100 Ordensfrauen leben noch hier im Kloster, unterrichten am Gymnasium und betreiben eine Hostienbäckerei."

Küchenart

"Dass es keinen Ruhetag gibt, dass hier durchgängig warm gegessen werden kann und die Preisgestaltung fair ist, all dies ist dem Klostergedanken geschuldet, zu jeder Zeit für die Menschen da zu sein. Diese genießen in Ursberg bayerisch-schwäbische Gerichte, aber durchaus 'mit Pfiff', wie es Küchenchef Armin Frei formuliert. Frische und Regionalität, das sind Kriterien, die dem Küchenmeister äußerst wichtig sind. Gerne kocht er etwas leichter, liebt Soufflés in allen Variationen, Couscous und Quinoa. Rindfleisch aus Argentinien oder exotische Fische kommen bei ihm nicht auf die Speisekarte. 'Warum auch?', so sagt er, 'denn in unseren Gewässern gibt es hervorragende Zander, Saiblinge und Forellen.' Und natürlich werden hier die Spätzle - ein Grundnahrungsmittel der Schwaben - handgeschabt."

Wolfgang Schneiders Vorspeise

"Etwas klassisch Regionales, nämlich eine Pastinakensuppe. Ideal für die kalte Jahreszeit. Dazu werden Zwiebeln und gelbe Rüben in einem Topf angeschwitzt und karamellisiert, dann die gewürfelten Pastinaken dazu gegeben. Abgelöscht wird mit Sahne und Gemüsefond. Hinzu kommen Ingwer, Thymian und vor allem Cayennepfeffer, der ja bekanntlich die Geschmacksnerven öffnet. Das Ganze etwa eine halbe Stunde köcheln lassen, dann pürieren. Wahrhaft eine schmackhafte, erdige Klostersuppe, die mit frittierten Schwarzwurzeln serviert wird."

Wolfgang Schneiders Hauptspeise

"Ein Gericht, bei dem das Zwickelbier (ungefiltertes, naturtrübes Bier) aus der Klosterbrauerei eine große Rolle spielt, nämlich ein Zwickelgulasch. Im Gegensatz zum herkömmlichen Gulasch verarbeitet Küchenchef Frei hier verschiedenste Gemüse: gelbe und rote Rüben, gelbe Beete, Pastinaken, Sellerie und Zwiebel werden mit Zwickelbier abgelöscht und separat bissfest gegart. Das gewürfelte Gulaschfleisch aus der Rinderwade wird in Rapsöl scharf angebraten, karamellisiert und mit Rotwein abgelöscht. Zum Schluss kommt noch Kalbsfond hinzu. Tomatenmark wegen der schöneren Farbe ist bei Gulasch obligatorisch. Gewürzt wird mit Lorbeer, Sternanis, Zimt, Wacholder, Nelken, Ingwer und natürlich mit edelsüßem Paprika. Ist das Fleisch zart und mürbe geschmort, kommen das Gemüse sowie noch etwas Zwickelbier dazu. Beilage sind - selbstverständlich handgemacht - Serviettenknödel. Ein kräftiges, winterliches Gericht, gut hat's g'schmeckt und groß war die Portion!"

Preise

Die Pastinakensuppe 4,20 Euro, das Zwickelbiergulasch 13,90 Euro. Bei knapp 8 Euro geht's los mit dem abgebräunten Leberkäs' mit Spiegelei und Kartoffelsalat, der zu meinen Lieblingsgerichten zählt. Mehr als 20 Euro kostet hier kein Gericht, das Rinderfilet steht gar nicht erst auf der Karte. Die Halbe kostet 2,90 Euro.

Adresse

Klosterbräuhaus Ursberg
Dominikus-Ringeisen-Straße 2
86513 Ursberg
Tel.: 08281 99890
https://klosterbraeuhaus.de/
info@klosterbraeuhaus.de


Öffnungszeiten

Täglich durchgehend von 7.00 - 23.00 Uhr geöffnet
Warme Küche von 11.00 - 21.30 Uhr
kein Ruhetag
Das Wirtshaus ist barrierefrei.


Anreise

Von München über die A96 etwa 120 km, von Nürnberg gut 200 km.

Freizeittipp

"Ursberg ist ein ganz besonderer Ort, in dem besonders viel für die Integration von Menschen mit Behinderung getan wird. Zum Beispiel gibt es zahlreiche Wohngemeinschaften für Kinder, Jugendliche und erwachsene Menschen mit Behinderung, die in reguläre Wohngebiete integriert sind. Diese sowie die angesiedelten Werkstätten, in denen rund 1.000 Menschen mit Behinderung arbeiten, haben als Träger das Dominikus-Ringeisen-Werk, eine kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts.

Das Klostergelände lädt zum Spazieren ein. Besuchen Sie unbedingt die Klosterkirche, ehemals ein romanisches Gotteshaus, errichtet um 1230, das später barockisiert wurde. Wahrhaft eine wunderschöne Kirche, die einen staunen lässt über die kunstvollen Deckenfresken, über die Altäre oder die Kanzel. Und kurz vor Weihnachten empfehle ich natürlich noch den Ursberger Laden, wo es viele schöne Dinge zu kaufen gibt, zum Beispiel Bürsten aller Art oder Holzspielzeug, hergestellt in den Werkstätten für behinderte Menschen.


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