BR Fernsehen - Sehen statt Hören


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Dinosaurier-Wissen in Gebärdensprache Reise durch die Zeit der Giganten

Bisher gibt es kein Dino-Wissen in Gebärdensprache – das will Sehen statt Hören-Moderator Jason Giuranna nun ändern. Im Gepäck hat er jede Menge anspruchsvolle Fragen. Doch allein schafft er das nicht. Deshalb hat er sich mit dem 10-jährigen Viktor Staudt im Dinosauriermuseum Altmühltal verabredet. Viktor ist Experte in Sachen Paläontologie. Gemeinsam reisen sie durch Trias, Jura und Kreide, begegnen den Giganten der Urzeit, versuchen ihr Glück bei einer Ausgrabung und präparieren versteinerte Originalknochen von 150 Millionen Jahre alten Tieren.

Von: Steffi Wolf

Stand: 05.03.2024

Viktor Staudt fasziniert, dass diese Riesen wirklich einmal existiert haben: so unvorstellbar groß, so gefährlich, so stark. Wenn er beispielsweise an die Beißkraft eines Tyrannosaurus Rex denkt – die ist unübertroffen. Der weiße Hai wirkt daneben klein und mickrig.

Weil Viktor schon früh angefangen hat, alles Wissen über Dinosaurier aufzusaugen, beantwortet er auch gleich die erste Dino-Frage wie aus der Pistole geschossen: Wann haben die Dinosaurier gelebt?

An einem Zeitstrahl kann er Jason das auch verdeutlichen, mehr noch: Dort wird offensichtlich, dass die Zeit der Dinos mit insgesamt 185 Millionen Jahren schier unendlich lang war. Im Vergleich dazu sind wir Menschen erst verschwindend kurz auf der Welt.

War Bayern zu Dino-Zeiten ein Meer?

Erst bei der dritten Frage hat Viktor nicht sofort eine Antwort parat: Wie sah das Altmühltal, das mitten in Bayern liegt, zu Dino-Zeiten aus? Viktor weiß: Die Kontinente haben sich immer wieder verschoben, aber ob dann hier Meer oder Land war, das muss schließlich anhand von Ausgrabungen beantwortet werden.

Jason und Viktor treffen den Paläontologen Raimund Albersdörfer - mit dabei: Gebärdensprachdolmetscher Tom Exner

Und deshalb treffen Jason und Viktor im Steinbruch in der Nähe des Museums einen Paläontologen: Raimund Albersdörfer. Er ist aber nicht nur Wissenschaftler, sondern selbst auch Fossilien-Jäger. Fossilien – das sind versteinerte Überreste von Lebewesen, die vor langer, langer Zeit gelebt haben. In vielen Teilen der Welt hat er schon gegraben – und Fossilien gefunden! Skelette gigantischer Raubsaurier, Skelette riesiger Langhälse – und Knochen von Meeressauriern.

Meeresbewohner im Jura, in der Mitte das riesige Urzeitkrokodil "Dakosaurus"

Im Steinbruch in Painten – und an Ausgrabungsstellen in der Nähe – ist er ebenfalls schon mehrfach fündig geworden: Fische, Schildkröten, Seeigel, Ammoniten und andere Meerestiere des Jura hat Raimund Albersdörfer aus den Platten gehämmert, anschließend präpariert, das heißt vollständig aus dem Gestein frei gelegt, und im Museum ausgestellt. Was heißt das nun? – Na klar: Die Gegend um das Museum war im Jura ein Meer. Nur ganz selten finden die Fossilien-Jäger hier Landtiere oder Flugsaurier, die vielleicht damals über Flüsse ins Meer gespült worden sind.

Ebenso selten finden Raimund Albersdörfer und seine Kollegen die großen Räuber, die am Ende der Nahrungskette standen – einfach weil es von ihnen viel weniger Tiere gab als von den Kleineren.

Doppeltes Glück für den Fossilien-Jäger

Fossiler Babydino

Doch Raimund Albersdörfer ist beides geglückt: er hat in Painten den besterhaltenen Raubsaurier gefunden, der jemals in Europa entdeckt worden ist – ein Babydino, der vom Land ins Meer gespült worden ist. Und er hat das Monster des Jura-Meeres ausgegraben: Den Dakosaurus. Ein sechs Meter langes Urzeitkrokodil, das obendrein das größte jemals gefundene Plattenkalkfossil ist.

Klingt so, als würden Viktor und Jason auch was finden, wenn sie es selbst einmal mit Hammer und Meißel versuchen? – leider nein! Im Steinbruch braucht es viel Geduld, Fleiß, Zeit und vor allem Glück! Normalerweise klopft man wochenlang und findet gar nichts.

Im Steinbruch stinkt es

Doch davon lassen sich Viktor und Jason nicht entmutigen! Zusammen mit Raimund Albersdörfer machen sie sich ans Werk. Nach einer ganzen Weile muss Jason feststellen: das ist wirklich harte Arbeit und schnell schmerzen Rücken und Knie. Außerdem stinkt es hier fürchterlich. Nach was eigentlich? Es ist ein beißender Geruch, fast wie an einer Tankstelle.

"Das ist verrückt, gell? Ja, das ist richtig stark! Das riecht wirklich nach Erdöl, und tatsächlich sind in diesen Schichten, in diesen dunklen Bereichen, ist eine hohe Konzentration an Erdöl. Da haben sich damals als sich diese Gesteine abgelagert haben, kleine Meeresorganismen sind auf den Boden gesunken und das Bodenmilleu war sauerstofffrei, da konnten die nicht verwesen und haben sich dann als Erdöl ins Gestein eingelagert. Und das stinkt heute."

Raimund Albersdörfer, Paläontologe

Ob die drei wirklich etwas finden? Das wäre natürlich sensationell, denn im Anschluss möchte der Paläontologe Jason und Viktor zeigen, wie man die fossilen Fundstücke fachkundig präpariert.

Ein fossiler Fisch wird präpariert

In dieser "Werkstatt", wie Raimund Albersdörfer seinen Präparationstisch nennt, wartet derweil schon das nächste Highlight: Hier werden nämlich nicht nur Funde aus Painten aus dem Gestein gearbeitet, sondern auch Knochen von riesigen Landsauriern. Auf dem Tisch nebenan liegt der Beckenknochen eines Diplodocus. Dieser Langhals wird, wenn dessen Knochen nach drei Jahren von vier Präparatoren in rund 5000 Arbeitsstunden fertigpräpariert sind, 27 Meter lang sein.

Und dann darf der Diplodocus auch in die Ausstellungshalle. Hier gibt es den Dakosaurus zu bewundern und den König unter den Raubsauriern: den Tyrannosaurus Rex.

Viktor mit einem T-Rex-Zahn

"Rocky" ist so besonders, weil es das einzige Skelett eines jugendlichen T-Rex ist, das jemals gefunden worden ist und weil es zu 80% aus Originalknochen besteht. Raimund Albersdörfer hat eine kleine Überraschung in der Jackentasche: einen echten T-Rex-Zahn.

Unterwegs in Trias, Jura, Kreide

Inzwischen können Viktor und Jason auch ihre nächste Fragenkarte als beantwortet in ihre Kiste zurücklegen: Was ein Paläontologe wie Raimund Albersdörfer alles macht, haben sie ja zum Teil miterleben können. Klar ist nun auch: Aus dem Wissen, das Paläontologen weltweit zusammengetragen haben, haben die Macher des Dinosaurier-Museums ihren Park gestaltet. Und dort reisen Viktor und Jason nun auch durch die drei Dino-Zeitalter Trias, Jura und Kreide. Die Dino-Fragen sind immer mit dabei: Welcher Dino hatte im Vergleich zu seiner Größe die kleinsten Babys? Welcher Dino ist der größte Raubsaurier der je an Land gelebt hat? Wie haben sich die Pflanzenfresser gegen diese Räuber gewehrt? Warum sind die Dinos ausgestorben?

Neue Dino-Gebärdennamen

Natürlich haben die beiden alle Antworten gefunden – und obendrein eine Vielzahl an Gebärden. Im Team von Sehen statt Hören wusste bislang niemand, wie man "Diplodocus" oder "Iguanodon" gebärdet. Offizielle Gebärden aus dem Fachgebiet der Paläontologie gibt es nur wenige. Deshalb haben wir etlichen Dinos Gebärdennamen gegeben – passend zu ihren jeweiligen Eigenschaften oder Besonderheiten. Wollt ihr sie noch einmal sehen? – dann schaut euch dieses Online-Special an.


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